Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
weismachen wollen?
    Und vor
allem: Traute sie einem Menschen wie Benjamin tatsächlich einen Mord zu?
    Die
Frage war leicht zu beantworten. Hatte doch ihr Berufsleben schon oft gezeigt,
dass man jedem alles zutrauen konnte. Bisher hatte sie sorgfältig getrennt:
Hier waren die Verbrecher, dort ihr Privatleben. Beides hatte nicht allzu viel
miteinander zu tun, es waren verschiedene Welten.
    Nein,
das stimmt so nicht, dachte sie. Da war der Fall ihrer früheren
Klassenkameradin. Auch ihr hatte sie eigentlich keinen Mord zugetraut, auch sie
war tief in ihr Privatleben eingedrungen. Es gab also doch diese Vermischungen.
    Aber
wie sollte sie herausfinden, wo die Wahrheit lag?
    Sie
parkte ihr Auto am Straßenrand und ging auf den Eingang ihres Wohnhauses zu.
Vorsichtig öffnete sie die Haustür und schlich an Benjamins Wohnungstür vorbei.
Sie hoffte inständig, dass er ihr nicht über den Weg lief. Niemand begegnete
ihr im Treppenhaus. Aufatmend schloss sie die Wohnungstür auf.
    »Mama.
Du bist schon da?« Ihre Tochter war perplex. »So früh.«
    »Wie du
siehst. Stör ich dich etwa?«
    »Quatsch.«
Georgina beäugte ihre Mutter. »Ist was passiert? Du siehst so komisch aus.«
    »Wenn
ich das wüsste.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Stützte den Kopf in die
Hände. Seufzte tief.
    »Willst
du mir davon erzählen?«
    Ihre
liebe, verständnisvolle Tochter! Durfte sie sie wirklich mit diesen
komplizierten Dingen belasten? Sie zögerte. Dann sprudelte es aus ihr heraus:
Sie erzählte Georgina zunächst von dem Verdacht gegen Michael Schaller.
Georgina wusste bereits davon, ihr Vater hatte sie sofort nach der Festnahme
seines Nachbarn informiert. Sie war seitdem ziemlich durcheinander, war sie
doch von der Unschuld des Vaters von Elias und Lucia überzeugt und hatte
schließlich gesagt, sie glaube erst, dass er es gewesen sei, wenn man ihm die
Tat einwandfrei nachweisen könne. Deshalb überraschte sie dessen Behauptung, er
habe einen Zwillingsbruder, nicht sonderlich. »Ich hab dir doch gleich gesagt,
dass ich ihm so was nicht zutraue. Was also ist so schlimm daran?«
    »Schlimm
ist«, Franca schluckte. »Dass es sich bei dem Bruder von Michael Schaller um
Benjamin Jacobs handelt.«
    »Wie
jetzt. Dein Lover?« Georgina riss die dunklen Kulleraugen auf. »Aber der hat
doch einen ganz anderen Nachnamen.«
    Franca
nickte. »Ich weiß auch nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Mama,
du hast mir mal erzählt, in deinem Beruf ginge es weniger ums Glauben als ums
Beweisen. Da musst du ihm entweder die Tat nachweisen oder das Gegenteil.«
    »Du
hast natürlich vollkommen recht.« Es wunderte sie, dass ihre Tochter in dieser
Situation einen kühleren Kopf behielt als sie selbst.
    »Da
sind übrigens Nachrichten auf dem AB, ich nehme an, für dich.« Georgina legte
ihr das schnurlose Telefon hin.
    Franca
drückte auf den blinkenden Knopf. »Hallo, Franca«, sagte eine Stimme, deren
Klang ihr wohlbekannt war. »Ich musste kurzfristig weg. Melde mich sofort, wenn
ich wieder da bin. Vermisse dich jetzt schon.« Den gesprochenen Worten folgte
ein Kussgeräusch. Franca zog es das Herz zusammen.

54
     
    Die Löffel klapperten in den
Suppentellern. »Will noch jemand einen Nachschlag?«, fragte Andrea.
    »Für
mich nicht, danke.« Rainer Liebermann tupfte sich den Mund mit einer Serviette
ab.
    »Ich
weiß jetzt, wer meine leiblichen Eltern sind.« Konny äußerte dies beiläufig am
Mittagstisch.
    »Wie,
was weißt du?« Sein Vater begann zu stottern.
    »Wär
doch ganz nett gewesen, wenn man mich darüber aufgeklärt hätte, und ich nicht
hätte Detektiv spielen müssen.«
    Seine
Eltern tauschten entsetzte Blicke.
    »Guckt
doch nicht so. Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr mich adoptiert habt. Das
wisst ihr doch.«
    »Und … woher
weißt du … ?« Sein Vater wischte sich mit der Serviette über die Stirn.
    »Ihr
kennt die Namen, nicht wahr?« Er sah von einem zum anderen. »Obwohl ihr immer
behauptet habt, dies nicht zu wissen. Wie verträgt sich das denn mit der von
dir gepredigten Wahrheitsliebe?« Er sah seinen Vater anklagend an. »Meint ihr
nicht, es ist längst an der Zeit, mir etwas über meine Herkunftseltern zu
erzählen und nicht immer Ausreden? Habt ihr sie jemals kennengelernt?«, fragte
er mit ernstem Gesichtsausdruck.
    Andrea
blickte Hilfe suchend zu ihrem Mann.
    »Na ja,
kennengelernt ist zu viel gesagt«, äußerte Rainer schließlich. »Valerie Kruse
hieß deine leibliche Mutter. Sie stand jedes Mal unter Drogen,

Weitere Kostenlose Bücher