Vulkanpark
verzweifelten Suche nach dem Mörder.
»Natürlich
hab ich das mitbekommen«, unterbrach sie David. »Aber ich denke, der Täter ist
mein Nachbar? So stand es zumindest in der Zeitung.«
»Das
dachten wir auch.«
»Und
wieso fragst du jetzt nach Benjamin Jacobs?«
»Er ist
der Zwillingsbruder von Michael Schaller.«
»Was?
Ist das sicher?«
Sie
nickte. »Die Geschichte klingt wirklich abenteuerlich. Aber je länger ich
darüber nachdenke, umso mehr könnte was dran sein. Michael Schaller sagt, sein
Bruder sei schon in seiner Jugend auffällig geworden und wurde ins Heim
abgeschoben. Er habe keinen Kontakt mehr zu ihm.«
»Man
hat Zwillinge getrennt?«, rief David erstaunt aus. »Aber wieso haben die dann
unterschiedliche Nachnamen? Ist er adoptiert worden?«
»Benjamin
hat den Namen seiner Frau angenommen, von der er aber schon wieder geschieden
ist. Sein Geburtsname ist nachweislich Schaller.«
»Und
weshalb wolltest du mich sprechen?« Er sah ihr forschend ins Gesicht.
»Benjamin
Jacobs wohnt im gleichen Haus wie ich.«
»Du
kennst ihn also?«
Sie
nickte und sah auf den Boden. »Wir haben sporadischen Kontakt.«
Um
nichts in der Welt würde sie ihrem früheren Ehemann mitteilen, dass dieser
wesentlich jüngere Mann ihr Liebhaber war. Aber das spielte im Moment auch
keine Rolle.
»Nun
habt ihr also zwei potentielle Täter«, konstatierte David.
Sie hob
die Schultern. »Inzwischen weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll.«
»Habt
ihr keine anderen Beweise? Jemand wird doch nicht aufgrund eines einzigen
Indizes verhaftet.«
»Natürlich
haben wir nach anderen Indizien geforscht. Aber die Übereinstimmung der DNA ist
eigentlich bombensicher.« Sie malte mit der Schuhspitze einen Kreis in das
trockene Gras.
»Aber
eben nicht bei eineiigen Zwillingen«, sagte David.
»Das
weiß ich doch auch.« Sie hob den Blick. »Sag mal, hättest du eine Möglichkeit,
nachzuprüfen, von wann bis wann Benjamin Jacobs am 15. Juli Dienst hatte?«
»War
das der besagte Abend?«
Sie
nickte.
»Das
hört sich fast so an, als ob du wünschst, er habe ein Alibi.«
Sie
blieb ihm eine Antwort schuldig.
56
»Ich hab in etlichen Archiven
gewühlt. Da ist einiges zusammengekommen«, begrüßte Clarissa Franca am nächsten
Morgen. »Es gibt tatsächlich eine Jugendstrafakte. Benjamin Schaller hat als
13-Jähriger ein jüngeres Nachbarmädchen missbraucht. Die Eltern hatten Anzeige
erstattet. Benjamin kam daraufhin in ein Fürsorgeheim. Vater Schaller selbst
hat das veranlasst, er war Lehrer und fürchtete offensichtlich um seinen guten
Ruf. Die Mutter der Zwillinge hat das alles wohl nicht verkraftet. Sie hat sich
kurz darauf das Leben genommen.«
Francas
Herz zog sich zusammen. Alles, was Michael Schaller gesagt hatte, entsprach der
Wahrheit.
»Benjamin
kam mit 18 aus dem Heim und hat verschiedene Jobs ausgeübt, bis er
Rettungssanitäter wurde. Mitte 20 heiratete er und nahm den Namen seiner Frau
an.«
Vielleicht,
um sich endgültig von seiner Familie loszusagen, von der er sich im Stich
gelassen fühlte?
»Die
Ehe blieb kinderlos, bereits nach drei Jahren trennte er sich von seiner Frau,
deren Namen er beibehielt.«
»Kann
mich mal jemand aufklären?« Hinterhuber sah hinter seinem Computer hervor. Die
beiden Frauen hatten sich leise unterhalten.
»Du
könntest mir einen großen Gefallen tun«, sagte Franca kurz entschlossen zu
Hinterhuber.
»Und
der wäre?«
»Wir
müssten in eine Wohnung. Etwas nachsehen.«
Benjamin
hatte von ein paar Tagen gesprochen, die er weg sei. Wenn sie sich beeilten,
bestand keine Gefahr, dass er sie bei der Durchsuchung überraschen würde.
»Ohne
richterlichen Beschluss?« Hinterhuber lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Noch
habe ich keinen hinreichenden Tatverdacht. Und du weißt doch, wie lang dann so
was dauert.« Franca erklärte kurz den Sachverhalt. Sie erwähnte, dass sie
Benjamin kannte, da er im gleichen Haus wie sie wohnte. Dass er ihr Liebhaber
war, verschwieg sie.
»Bitte,
du weißt doch, wie man unauffällig eine Tür öffnet. Du hast mir das mal stolz
vorgeführt. Kannst du da nicht was tun? Ich bin sicher, wir finden was.«
»Keine
Chance. Ich werde mir doch wegen so was nicht die Karriere versauen.«
»Kannst
du nicht einmal von deinem hohen Ross runter?«, fauchte sie. »Wie oft habe ich
dich schon um einen Gefallen gebeten?«
»Franca,
das ist illegal. Was spricht denn dagegen, wenn … «
»Das
hier ist wichtig. Wir müssen uns beeilen, bevor er
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