Vulkans Hammer
loben es immer noch, dachte Dill; sie zollen ihm immer noch die gerechte Anerkennung.
Lampen blitzten auf, ein Streifen stieß aus einem Schlitz und fiel in einen Korb. Dill nahm ihn hoch und las:
Zeit erforderlich. Kommen Sie bitte in vierundzwanzig Stun den wieder.
Der Computer konnte nicht mehr so schnell arbeiten. Dill wußte das, und es überraschte ihn nicht. Er beugte sich wieder über die Tastatur, wandelte seine Fragen in Programmierungsdaten um, schloß seine Aktentasche und schritt eilig aus dem Raum, zurück in den muffigen, verlassenen Korridor.
Wie einsam es hier ist, dachte er. Niemand hier außer mir.
Und doch – er hatte das plötzliche heftige Gefühl, nicht allein zu sein, daß jemand in der Nähe war und ihn beobachtete. Er blickte sich hastig um. Das trübe gelbliche Licht zeigte ihm nicht viel; er blieb stehen, hielt den Atem an und lauschte. Kein Laut, abgesehen vom fernen Summen des alten Computers, der an seinen Fragen arbeitete.
Dill hob den Kopf und blickte in die Schatten an der staubigen Decke des Ganges. Von den Leuchtenhalterungen hingen Spinnwebfäden herab; eine Birne war erloschen, und an dieser Stelle war es finster – ein Fleck totaler Schwärze.
In der Dunkelheit schimmerte etwas.
Augen, dachte er. Er empfand eisige Angst.
Ein trockenes, raschelndes Geräusch. Die Augen schossen davon; er sah noch immer den Schimmer, der vor ihm an der Decke zurückwich. In Sekundenschnelle waren die Augen verschwunden. Eine Fledermaus? Irgendein Vogel, der sich hier selbst eingesperrt hatte? Im Aufzug mit heruntergekommen?
Jason Dill schauderte, zögerte und ging dann weiter.
Kapitel Vier
Aus den Eintracht-Aufzeichnungen hatte William Barris die Anschrift von Mr. und Mrs. Pitt geholt. Es überraschte ihn nicht, festzustellen, daß die Pitts – jetzt nur noch Mrs. Pitt, wurde ihm düster bewußt – ein Haus in der teuren und modischen Sahara-Region von Nordafrika hatten. Während des Krieges waren diesem Teil der Welt Wasserstoffbombenabwürfe und radioaktive Strahlung erspart geblieben; Grund und Boden hatte jetzt für die meisten Menschen unerreichbare Preise, auch für die, die vom Eintracht-System beschäftigt wurden.
Während das Schiff ihn über den Atlantik trug, dachte Barris: Ich wünschte, ich könnte mir leisten, dort zu leben. Es mußte Pitt alles gekostet haben, was er hatte, ja, er muß bis zum Hals in Schulden stecken. Ich frage mich, warum. Ob sich das lohnt? Nicht für mich, dachte Barris. Aber vielleicht für seine Frau ...
Er landete sein Schiff auf den fabelhaft beleuchteten Bahnen des Proustfeldes, und kurze Zeit später lenkte er das Robotleihtaxi auf der zwölfspurigen Autobahn zur Goldene-LandeSiedlung, wo Mrs. Pitt wohnte.
Die Frau, das wußte er, war bereits informiert worden; er hatte sichergestellt, daß nicht er ihr die erste Nachricht vom Tode ihres Mannes bringen würde.
Orangenbäume, Gras und glitzernd blaue Springbrunnen auf beiden Seiten der Straße vermittelten ihm ein Gefühl der Kühle und Entspanntheit. Noch gab es keine Bauten mit mehrfachen Wohneinheiten. Diese Gegend war wohl die letzte auf der Welt, die noch für Einzelbauten ausgewiesen war. Die Grenze des Luxus, dachte er. Einzelhauswohnungen gehörten zu den aus der Welt verschwindenden Erscheinungen.
Die Straße gabelte sich; er bog, dem Schild folgend, nach rechts ab. Nach kurzer Zeit tauchten Warnschilder mit Geschwindigkeitsbeschränkungen auf. Vor sich sah er ein Eisengatter und brachte sein Miettaxi erstaunt zum Stehen. War diese Siedlung legal befugt, Besucher zu überprüfen? Offenbar ja, das Gesetz gestattete es. Er sah einige Männer in prächtigen Uniformen – wie uralte lateinamerikanische Diktatorenkostüme – an angehaltenen Wagen stehen und die Insassen inspizieren. Und er sah, daß mehrere Fahrzeuge zurückgeschickt wurden.
Als einer der Männer heranschlenderte, sagte Barris brüsk: »Eintracht-Angelegenheit.«
Der Mann zuckte die Achseln. »Werden Sie erwartet?« fragte er gelangweilt.
»Hören Sie«, begann Barris, aber der Mann deutete bereits mit dem Daumen nach hinten, zur offenen Straße. Mit großer Beherrschung sagte Barris: »Ich möchte Mrs. Arthur Pitt sprechen. Ihr Gatte wurde in Erfüllung seiner Pflichten getötet, und ich bin hier, um ihr offiziell das Beileid zu überbringen.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber doch einigermaßen.
»Ich frage sie, ob sie Sie zu sehen wünscht«, erklärte der uniformierte Mann, der schwer an
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