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Vulkans Hammer

Vulkans Hammer

Titel: Vulkans Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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leisten, hier zu leben?« Ihr Tonfall war so bitter, daß es ihn überraschte.
    »Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Vielleicht schließe ich mich den Heilern an«, antwortete Rachel Pitt.
    Er wußte nicht, wie er reagieren sollte. Also sagte er nichts. Sie ist eine sehr verstörte Frau, dachte er. Der Kummer, das Unglück, in dem sie steckt ... oder ist sie immer so? Er konnte es nicht beurteilen.
    »Wieviel wissen Sie über die Umstände von Arthurs Tod?« erkundigte sie sich.
    »Ich kenne die meisten Fakten«, sagte Barris vorsichtig.
    »Glauben Sie, daß ihn ein ...« Sie verzog das Gesicht zu
    einer Grimasse. »Daß ihn ein Pöbelhaufen umgebracht hat? Ein Haufen organisierter Leute? Bauern und Ladenbesitzer, von irgendeinem alten Mann in einer Kutte aufgehetzt?« Sie sprang plötzlich auf und warf ihre Zigarette gegen die Wand, von wo aus sie in seine Nähe rollte; er beugte sich unwillkürlich nieder und hob sie auf. »Das ist die übliche Nachricht, die sie herausgeben«, sagte sie. »Ich weiß es besser. Mein Mann wurde von jemandem bei Eintracht ermordet – von jemandem, der eifersüchtig war, der ihm alles neidete, was er erreicht hatte. Er hatte viele Feinde. Jeder, der tüchtig ist und in der Organisation etwas erreicht, wird gehaßt.« Sie beruhigte sich ein wenig und ging mit verschränkten Armen hin und her, das Gesicht angespannt und verzerrt. »Beunruhigt Sie das?« fragte sie schließlich. »Mich so zu sehen? Sie haben vermutlich ein stilles kleines Frauchen erwartet, die leise vor sich hinschluchzt. Enttäusche ich Sie? Verzeihen Sie.« Ihre Stimme bebte vor wildem Zorn.
    »Die Tatsachen, wie sie mir dargestellt wurden ...«, begann Barris.
    »Machen Sie mir nichts vor«, sagte Rachel, mit tödlicher, rauher Stimme. Dann erschauerte sie und legte die Hände an die Wangen. »Bilde ich mir das alles ein? Er hat mir immer wieder von Leuten in seiner Dienststelle erzählt, die sich gegen ihn verschworen, um ihn loszuwerden; versucht haben, ihm Ärger zu machen. Gerüchte verbreiteten. Das gehörte dazu, bei Eintracht zu sein, sagte er immer. An die Spitze kommt man nur, wenn man jemanden von dort verdrängt.« Sie starrte Barris wild an. »Wen haben Sie umgebracht, um Ihren Job zu bekommen? Wie viele Männer mußten sterben, damit Sie Direktor werden konnten? Das war es, worauf Arthur abzielte – das war sein Traum.«
    »Haben Sie irgendwelche Beweise?« fragte er. »Irgend etwas, was darauf hindeutet, daß jemand in der Organisation beteiligt war?« Es schien ihm auch nicht annähernd glaubhaft, daß jemand von Eintracht in den Tod von Arthur Pitt verwikkelt war. Viel wahrscheinlicher war, daß die Fähigkeit dieser Frau, mit der Wirklichkeit fertig zu werden, durch die kürzliche Tragödie gelitten hatte. Und doch kamen solche Dinge vor, jedenfalls glaubte man das.
    »Der offizielle Eintracht-Wagen meines Mannes hatte eine geheime Aufzeichnungseinrichtung am Armaturenbrett«, sagte Rachel ruhig. »Ich sah die Berichte, und darin wurde es erwähnt. Als Direktor Taubmann mit mir am Videophon sprach, wissen Sie, was ich da getan habe? Ich hörte ihm nicht zu, ich las die Papiere auf seinem Schreibtisch.« Ihre Stimme wurde lauter und schwankte. »Einer von denjenigen, die in Arthurs Wagen eindrangen, wußte von dem Gerät – er schal tete es ab. Das kann nur jemand von der Organisation gewußt haben; nicht einmal Arthur wußte es. Es muß jemand von ganz oben gewesen sein.« Ihre schwarzen Augen blitzten. »Einer von den Direktoren.«
    »Warum?« fragte Barris verstört.
    »Aus Angst, mein Mann könne aufsteigen und ihm bedrohlich werden. Seinen Job gefährden. Ihm ihn vielleicht sogar wegnehmen und an seiner Stelle Direktor werden. Taubmann, meine ich.« Sie lächelte dünn. »Sie wissen, daß ich ihn meine. Was werden Sie jetzt tun? Mich melden? Mich wegen Verrats festnehmen und nach Atlanta bringen lassen?«
    »Ich – ich würde vorziehen, darüber nachzudenken«, sagte Barris.
    »Angenommen, Sie melden mich nicht. Ich mache das vielleicht, um Sie in eine Falle zu locken, um Ihre Loyalität dem System gegenüber auf die Probe zu stellen. Sie müssen mich melden – es könnte ein Trick sein!« Sie lachte kurz auf. »Bedrückt Sie das alles? Jetzt wünschen Sie sich, daß Sie nicht hergekommen wären, um Ihr Mitgefühl auszudrücken. Sehen Sie, wohin es Sie gebracht hat, sich menschliche Gefühle zu gestatten?« Tränen füllten ihre Augen. »Gehen Sie«, sagte sie mit erstickter, schwankender

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