Vulkans Hammer
seinen Orden und Medaillen trug. Er ließ sich Barris Namen geben; der Umstand, daß dieser Direktor war, schien ihn nicht zu beeindrucken. Er entfernte sich, blieb einige Zeit vor einem tragbaren Videophon stehen und kam mit freundlicher Miene zurück. »Mrs. Pitt ist bereit, Sie hineinzulassen«, erklärte er. Das Gatter wurde zur Seite gezogen, um Barris Taxi vorbeizulassen.
Durch diese Erfahrung leicht verstört, fuhr Barris weiter. Er sah sich umgeben von kleinen, modernen, pastellfarbigen Häusern, alle sauber und gepflegt, jedes einmalig; es gab keine zwei, die sich glichen. Er schaltete auf Automatik, und das Taxi reihte sich gehorsam in den Schaltkreis der Siedlung ein. Anders, so wurde Barris bewußt, würde er das Haus nie finden.
Als der Wagen an den Rinnstein fuhr und hielt, sah er eine schwarzhaarige schlanke junge Frau vor der Treppe des Hauses herunterkommen. Sie trug einen breitrandigen Sombrero, um den Kopf vor der afrikanischen Mittagssonne zu schützen; unter dem Hut glänzten schwarze Locken, in dem gerade populären langen Nahost-Stil. Sie trug Sandalen und ein Rüschenkleid mit Schleifen.
»Es tut mir furchtbar leid, daß man Sie so behandelt hat, Herr Direktor«, sagte sie mit leiser, tonloser Stimme, als er die Taxitür öffnete. »Sie haben bemerkt, daß die Wachen Roboter sind.«
»Nein«, sagte er. »Das wußte ich nicht. Aber es ist nicht wichtig.« Er betrachtete sie und kam zu der Ansicht, daß sie eine der hübschesten Frauen war, der er je begegnet war. Ihr Gesicht zeigte noch die Nachwirkung des Schocks von der schrecklichen Nachricht über den Tod ihres Mannes. Aber sie schien gefaßt; sie führte ihn sehr langsam die Stufen zum Haus hinauf.
»Ich glaube, ich habe Sie einmal gesehen«, sagte sie, als sie die Veranda erreichten. »Bei einem Treffen des Eintracht-Personals, an dem Arthur und ich teilnahmen. Sie befanden sich natürlich auf der Plattform. Mit Mr. Dill.«
Das Wohnzimmer war, wie er bemerkte, so eingerichtet, wie Taubmann gesagt hatte, überall Eichenmöbel, frühes Neuengland.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Mrs. Pitt.
Als er sich vorsichtig auf einen zerbrechlich wirkenden Stuhl mit gerader Rückenlehne setzte, dachte er bei sich, daß es für diese Frau eine lohnende Karriere gewesen war, einen Eintracht-Beamten zu heiraten. »Sie haben sehr schöne Sachen hier«, meinte er.
»Danke«, erwiderte Mrs. Pitt und ließ sich ihm gegenüber auf einer Couch nieder. »Es tut mir leid, wenn meine Reaktionen etwas langsam wirken«, fuhr sie fort. »Als ich die Nachricht bekam, ließ ich mir ein Beruhigungsmittel verabreichen. Das werden Sie verstehen.« Ihre Stimme erstarb.
Barris sagte: »Mrs. Pitt ...«
»Ich heiße Rachel«, erwiderte sie.
»Gut.« Er machte eine Pause. Nun, da er hier war, wußte er nicht, was er sagen sollte; er war sich nicht einmal sicher, warum er hierher gekommen war.
»Ich weiß, woran Sie denken«, erklärte Rachel Pitt. »Ich habe Druck auf meinen Mann ausgeübt, in den aktiven Dienst zu gehen, damit wir uns ein schönes Zuhause leisten konnten.«
Barris schwieg dazu.
»Arthur war Direktor Taubmann verantwortlich«, fuhr Rachel Pitt fort. »Ich bin Taubmann mehrmals zufällig begegnet, und er machte deutlich, was er für mich empfand; damals störte mich das nicht besonders, aber nun natürlich, da Arthur tot ist ...« Sie brach ab. »Es ist natürlich nicht wahr. So zu leben war Arthurs Idee. Ich wäre jederzeit froh gewesen, es aufzugeben – ich wollte nicht hier in dieser Wohnsiedlung festsitzen, abgeschnitten von allem.« Sie schwieg kurze Zeit und griff nach einer Packung Zigaretten auf dem Kaffeetischchen. »Ich bin in London geboren«, sagte sie, während sie sich eine Zigarette anzündete. »Mein ganzes Leben habe ich in einer Großstadt verbracht, entweder in London oder in New York. Meine Familie war nicht besonders wohlhabend – mein Vater war Schneider. Arthurs Familie hatte ziemlich viel Geld; ich glaube, daß er seinen Einrichtungsgeschmack von seiner Mutter hat.« Sie sah Barris an. »Das interessiert Sie nicht. Entschuldigen Sie. Seit ich es gehört habe, kann ich meine Gedanken nicht zusammenhalten.«
»Sind Sie hier ganz allein?« fragte er. »Kennen Sie jemanden in der Siedlung?«
»Niemanden, auf den ich mich verlassen möchte«, erwiderte sie. »Hauptsächlich finden Sie hier ehrgeizige junge Ehefrauen. Ihre Männer arbeiten alle für Eintracht, das versteht sich von selbst. Wie können sie sich sonst
Weitere Kostenlose Bücher