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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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was
Pavel sicher gefreut hätte. Ich wollte den Gedanken schon aussprechen, als
ich meinen Gefangenen in den Blick bekam. Mein Gott, sah er verlassen aus: ein
bärtiger Graf von Monte Cristo, die schmutzigen Hände im Haar vergraben. Das
elektrische Licht spiegelte sich in seinen Augen und machte es unmöglich, in ihnen
zu lesen.
    »Geht es
ihr gut?«, rief er mir zu, als ich die Stufen hinunterstieg. Seine Stimme
klang heiser. Ich fragte mich, ob er geschrien hatte.
    »Wer?«
    »Spielen
Sie keine Spielchen mit mir, Peterson. Geht es ihr gut?«
    Ich setzte mich an meinen Tisch
und rieb mir den Nacken. »Wie zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Sie haben
es versprochen, Peterson. Erinnern Sie sich daran, dass Sie es mir versprochen
haben?«
    Er war so
aufgeregt, dass er Speicheltröpfchen bis zu mir auf den Tisch spuckte.
    Ich zählte
die Minuten. Den Blick auf meine Armbanduhr geheftet, zählte ich sie, eine
nach der anderen. Pavel redete, heulte im Hintergrund, aber ich ignorierte ihn.
Nach drei Minuten wäre ich beinahe aufgestanden, blieb dann aber doch sitzen
und zählte noch weitere fünf ab. Mit jeder Sekunde wurde mir klarer, was ich
tun würde. Am Ende schien es mir unausweichlich, mein Gefühl glich dem beim
ersten Kuss. Näher kann der Mensch der Vorsehung nicht kommen.
    »Pavel«,
sagte ich und stand auf, um seine Gittertür aufzuschließen. »Sie müssen
verstehen, dass ich Sie nicht gehen lassen kann. Das müssen Sie verstehen.«
    Ich trat in seinen Käfig, um mich zu erklären. »Wo ist
Sonja?«, krächzte er mich an. »Oben. Beim Colonel.«
    »Lebt sie?«
    »Ich
denke«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich denke, wir
sollten jetzt eine Partie Schach spielen. Ein schönes Spiel Schach. Lassen Sie
uns sehen, ob ich dazugelernt habe.«
    Ich drehte
den Kopf für einen Moment, um das Brett ausfindig zu machen.
    Genau da
warf er sich auf mich und rammte mir seine Faust seitlich in die Kehle.
     
    Aber ich habe es nicht richtig
erzählt. Ich habe Ihnen nicht erzählt, wie wir standen: ich mit der Hand auf
seiner Schulter, wir beide mit schweißnasser Stirn und in dem Bemühen, mit uns
und der Situation ins Reine zu kommen. Ich erinnere mich, dass ich in dem
Moment, bevor er mich schlug, mein Gewicht verlagerte und eine Kakerlake
zertrat. Es knackte. Vielleicht wäre es mir entgangen, aber Pavel hörte es,
fuhr zusammen und sah mit einem Auge auf meine Stiefel. Pavel, heisergeschrien,
die Hand bereits zur Faust geballt ... Und doch hörte er es. Fast war es beschämend.
    Wir
wussten beide, was als Nächstes passieren würde. Es war, als wäre es dem Moment
eingraviert. Tatsächlich fühlte ich den Schlag kaum. Ich ging zu Boden, etwas
zu einfach vielleicht, und lag schlaff da, während er mir Pistole und Schlüssel
aus dem Gürtel riss. Er schloss mich ein, entsicherte die Pistole und lief die
Treppe hinauf. Irgendwo da oben kämpfte Sonja um ihr Leben. Ich frage mich, ob
das bedeutete, dass er damit rechnete, sie brünstig vorzufinden oder tot.
    Pavel
schloss die Tür hinter sich, ich schloss die Augen und mühte mich, seinen
Schritten zu folgen, als er in die Räume oben vordrang.
     
    Das Haus war größer, als er
angenommen hatte. Er zwang sich dazu, es langsam und systematisch zu
durchsuchen, sagte sich, dass nichts schlimmer wäre, als sie jetzt zu
enttäuschen. Von einem zufälligen Posten oder Hund erwischt zu werden, der darauf
trainiert war, auf Eindringlinge loszugehen. Seine Geduld verlangte ihm einiges
ab. Vor Anspannung biss er sich die Backen blutig. Schon zitterte er. Im Haus
oben war es weit kälter als im Keller, und Pavel war im Unterhemd losgezogen.
Die Luft, so kam es ihm vor, roch unglaublich süß. Das sagte ihm, dass er nach
neun Tagen Gefangenschaft trotz aller Versuche, sich zu säubern, fürchterlich
stinken musste.
    Pavel trat
aus dem Keller, fand Küche und Vorratsraum und einen Eintopf auf dem Herd, der
darauf wartete, aufgewärmt zu werden. Es gab zwei Türen mit Fluren dahinter,
von denen einer nach vorn zur Haustür, der andere tiefer ins Haus hineinführte.
Er nahm letzteren und bog nach links ins Wohnzimmer, in dem ein Ledersofa und
ein Lehnsessel mit Fußstütze standen. Das braune Leder biss sich mit dem Rot
der paisleygemusterten Decke. Seitlich davon ein Schrank mit einem
altmodischen Grammophon und einer ansehnlichen Sammlung klassischer Musik.
Vivaldi, Bach, Pachelbel - Ausdruck einer Liebe zum Barock. Ein Aschenbecher barg
eine einzelne, halb

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