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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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Schwachkopf wie Markus. Ich weiß nur ein bisschen zu viel über ihn, als dass er mich einfach ignorieren könnte. Das ist alles.
    Ich gebe zu, ich fand den Gedanken mit dem Jugendzentrum am Anfang sogar verlockend. Keine Ahnung, warum. Ich bin eigentlich Einzelkämpfer. Ich glaube nicht an Gemeinschaft. Trotzdem habe ich mich angemeldet.
    Dass dann gar nicht ich, sondern das süße Blondchen sein eigentlicher Feind ist, das konnte Markus ja vorher nicht ahnen. Hat ihn aber voll übern Haufen geworfen, ich sag’s dir! Das fand ich echt lustig. Hatte richtig Spaß dabei zu sehen, wie du ihn immer wieder hast auffahren lassen. Ha!
    Jenny, der war ja so angepisst nach der Aktion mit dem Hitlergruß! Scheinst ’nen Nerv getroffen zu haben bei ihm. Mag ja sein, dass er kein Nazi ist. Aber so ein bisschen Führerspielen, das läuft Typen wie ihm doch ganz gut rein.
    Auf dieser Gewalttour, da hat es ihn vor Angst zerfressen, glaube ich. Weil er ja ganz genau gemerkt hat, dass er zu weit gegangen ist.
    Beate, das Mäuschen, hätte ja nie was laut gegen ihn gesagt, und auch die anderen wahrscheinlich nicht. Nur du, du warst ’ne echte Gefahr. Und auch noch ein Mädchen – peinlich, peinlich.
    So ein bisschen kann ich Markus ja auch verstehen. Du weißt natürlich, dass du hübsch bist. Aber du bist halt ein bisschen hochnäsig. Denkst, du wärst was Besseres.
    Aber eines sage ich dir: Wenn einer kommt, der dich richtig anpackt, machst du die Beine auseinander wie alle anderen auch. So ist das. Da seid ihr Weiber alle gleich. Das ist ja übrigens die einzige Sache an dem rechtsradikalen Geseiere, der ich echt was abgewinnen kann: Da haben die Frauen ihren Platz. Einen, der ihnen zusteht.
    Das bringt mich auf eine Idee, vielleicht sollten wir beide es uns ein bisschen gemütlich machen. Ich meine – es ist niemand hier. Nur wir zwei. Du und ich, ganz alleine.
    Das ist doch ganz schön aufregend, findest du nicht?
    Du würdest es ja nicht mal mehr wissen, wenn du aufwachst. Ein kleines Geheimnis, nur für mich.
    Ich weiß, dass Max über deine Brüste gelästert hat, aber weißt du was? Ich steh drauf.
    Plötzlich schoss etwas auf Frederik zu. Instinktiv prallte er zurück, doch er konnte dem Schlag nicht mehr ausweichen. Eine Faust schmetterte gegen seine Schläfe und warf ihn gegen den Monitor. Ein lautes Piepen ertönte.

Jenny
    Jenny träumte, im Waldboden eingegraben zu sein. Die Erde legte sich um ihren Körper und machte sie bewegungslos. Sie versuchte, sich zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Die Wurzeln der Bäume gaben sie nicht frei. Sie schien wie verwachsen mit dem Boden. Dann legte sich etwas um ihren Mund. Jenny versuchte zu schreien, doch sie bekam keine Luft.
    Als sie erwachte, wusste sie, dass es kein Traum war.
    Sie roch Silvios Parfum. Warum trägt er Parfum, dachte sie, es ist mitten in der Nacht. Dann erst spürte sie, dass sie mitsamt dem Schlafsack über holprigen Boden geschleift wurde.
    Jenny versuchte, ihre Arme zu befreien, doch der Schlafsack war fest zugeschnürt. »Silvio, lass den Scheiß. Was soll das?«
    »Hast du Angst?«, fragte er keuchend. »Hast du jetzt endlich Angst?« Er roch nach Alkohol
    »Lass mich los!«, rief Jenny. Silvios Hand legte sich um ihren Mund. Sie schmeckte Schweiß und Erde.
    »Halt die Fresse«, zischte er, »halt endlich deine verdammte Fresse.« Dann zerrte er sie weiter.
    Ich kann doch nicht so fest geschlafen haben, dachte sie. Verdammt, haben die mich aus dem Zelt geschleppt? Hat ihn niemand gesehen? Wo ist Debbie? Wo sind die anderen?
    Sie schloss die Augen und nahm innerlich Anlauf. Dann biss sie Silvio in die Hand, die das Kopfteil ihres Schlafsacks umklammerte. Er schrie auf und ließ sie augenblicklich los. Jenny knallte schmerzhaft auf den Boden.
    Sie zerrte an der Schnur, die um ihren Oberkörper gewickelt war, und schaffte es wenigstens, die Arme zu befreien.
    Jemand hielt sie fest. »Ich hab sie«, sagte Pauline.
    Jenny keuchte auf, als Silvio sie mit seinem ganzen Gewicht auf den Boden presste.
    »Findest du immer noch, dass ich ein Feigling bin? Ein Weichei? Einer, der keinen Schwanz in der Hose hat? Das denkst du doch, oder?«
    Sie rührte sich nicht. Sprechen konnte sie ohnehin nicht, Silvio hatte alle Luft aus ihrer Lunge gepresst. Er schlug mit den Fäusten auf ihre Schultern.
    »Das denkst du doch!«
    Jenny versuchte, sich unter ihm zu entwinden. Sie musste irgendwie wegkommen.
    Da flammte eine Taschenlampe auf. Wir sind ja noch ganz nah am

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