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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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sie und musterte die beiden mit zusammengekniffenen Augen. »Wenn ihr was auszufechten habt, dann tut das gefälligst draußen!«
    Frederik rieb sich den Arm, an dem die Schwester ihn gepackt hatte. »Ich weiß überhaupt nicht, was in den gefahren ist«, sagte er und setzte sein unschuldigstes Gesicht auf. »Plötzlich fällt der mich an und drischt voll auf mich ein!«
    Finn kochte. »Du Schwein!«, schrie er. »Du mieses, perverses Schwein!«
    Frederik sah die Schwester an und schüttelte mitleidig den Kopf. »Tut mir leid, Schwester, ich habe keine Ahnung, was mit dem los ist.« Er schaute Finn fassungslos an. »Vielleicht braucht er Hilfe. Ich meine –«, er senkte die Stimme, »haben Sie hier nicht auch eine Station für so einen wie den? Ist ja nicht ungefährlich, so jemanden frei rumlaufen zu lassen.«
    Obwohl Finn am ganzen Körper zitterte, zwang er sich zur Ruhe, um nicht sofort wieder auf Frederik loszugehen.
    »Wer hier ’ne Klapse braucht, das bist ja wohl du«, zischte er gepresst.
    »Ihr werdet jetzt schön der Reihe nach das Zimmer verlassen«, sagte die Schwester. Sie sah Frederik an. »Deine Zeit ist so gut wie um. Du gehst jetzt am besten nach Hause.«
    Frederik öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber nach einem kurzen Moment.
    »Und du bleibst hier«, flüsterte die Schwester und sah Finn durchdringend an. Willenlos gehorchte er.
    Als Frederik das Zimmer verlassen hatte, wandte die Schwester sich Finn zu. »Also?«
    »Was?«
    »Spiel hier nicht das Unschuldslamm. Wieso bist du noch hier? Und vor allem – wo warst du die ganze Zeit?«
    Finn sah der Schwester einen Moment lang in die Augen. Das tat er sonst nie. In die Augen von Menschen zu blicken, machte ihm Angst. Man wusste nie, was man darin zu sehen bekam.
    Doch ihr Lächeln schien ernst gemeint. Finn fasste den Entschluss, es dieses eine Mal mit der Wahrheit zu versuchen. Nur dieses eine Mal noch, und wenn es nicht hinhaute, würde er es nie wieder tun.

Jenny
    Jenny schrie. Sie schrie aus Leibeskräften. Irgendjemand musste sie doch hören. Irgendjemand musste doch kommen. Sie versuchte zu rennen, doch Silvio bekam ihre Schulter zu fassen und riss sie herum. Ein weiterer Schlag traf sie irgendwo zwischen den Schulterblättern. Sie schrie noch lauter. »Halt ’s Maul«, schrie er, »sei endlich still!«
    Ein weiterer Schlag landete in ihrem Magen. Ob er von Silvio stammte oder jemand anderem, konnte sie nicht sagen. Jenny krümmte sich vor Schmerzen. Sie legte die Arme über ihren Kopf, um sich zu schützen. Die Welt verstummte, sie konnte die Stimmen nicht mehr auseinanderhalten, sie verschwammen zu einem Brei. Der Schmerz in ihren Schultern schien eine direkte Verbindung zu ihrem Kopf zu haben. Ihr Bauch, wo sie der Schlag getroffen hatte, war zu einem Klumpen glühender Lava geworden.
    Sie wollte weg, einfach nur weg von diesem Lärm, diesen Stimmen, diesem Schmerz. Sie hielt sich torkelnd auf den Beinen und steuerte wahllos eine Richtung an.
    »Bleib hier«, fauchte Max. Eine Hand griff in ihre Haare und riss sie zurück. Jenny versuchte, dem Schlag auszuweichen, der kommen musste, und stolperte.
    Das Geräusch, mit dem sie auf dem Boden aufschlug, hörte sich seltsam an. Es geschah jemand anderem. Der Aufschlag war dumpf und klang wie aus weiter Ferne. Jemand anders brach sich den Arm. Jemand anders kratzte sich das Gesicht an der Baumrinde auf. Jemand anders stürzte mit dem Kopf auf den aus dem Boden ragenden Stein.
    Mitten in einem Meer aus Schmerzen schienen ein paar Momente weit mehr als eine Ewigkeit. Jenny sah ein letztes Mal auf und da war dieser Engel.
    Er kam auf sie zu. Er sah seltsam aus. So sollen Engel doch nicht aussehen, dachte sie. Die müssen doch sanft lächeln und singen oder irgend so was? Jenny verdrehte die Augen ein wenig. Da kamen noch mehr. Wer waren die?
    Einer von ihnen beugte sich zu ihr hinunter. Wimmernd versuchte sie auszuweichen. Doch es kam kein Schlag mehr. Er sprach mit ihr, aber Jenny konnte es nicht verstehen. Die Worte gaben keinen Sinn.
    Sie öffnete den Mund. Zwischen ihren Lippen floss etwas Warmes heraus, das nach Metall schmeckte.
    »Finn«, murmelte sie.
    Dann wurde sie von Dunkelheit umhüllt.

Finn
    »Komm«, sagte die Schwester, »hier sollten wir nicht darüber sprechen.«
    Finn folgte ihr durch den Flur und betrat nach ihr das kleine Schwesternzimmer.
    »Ich bin übrigens Miriam. Und sag ruhig Du zu mir.«
    Sie deutete auf einen Stuhl. »Setz dich.«
    Finn

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