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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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herum. Sie mied Jennys Blick.
    »Deb?«
    Deborah hielt in der Bewegung inne, den Blick weiterhin fest auf ihren Rucksack geheftet. Sie antwortete nicht.
    »Redest du nicht mehr mit mir oder was?«
    Als Deborah endlich den Kopf hob, sah sie sie unsicher an. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schüttelte sie nur den Kopf.
    Sie nahm mit einem schnellen Griff das zuoberst liegende Shirt und ging aus dem Zelt.
    Pauline, Sabrina, Saskia und Tanja warfen sich stumme Blicke zu, doch Jenny ignorierten sie. Luzia und Greta schienen plötzlich kein Gesprächsthema mehr zu finden und sahen verstohlen in Jennys Richtung. Als Denise zu Jenny trat und versuchte, einen Arm um sie zu legen, wischte Jenny sie fort. Sie musste jetzt endlich jede Last von den Schultern, von ihren Füßen kriegen, sich hinlegen. Kurz darauf leerte sich das Zelt.
    Mit klopfendem Herzen wechselte Jenny die Klamotten, dann kroch sie in ihren Schlafsack und rollte sich zusammen. Ich muss aufpassen, dachte sie noch. Ich darf jetzt nicht einschlafen. Wenn ich einschlafe, bin ich wehrlos.
    Doch obwohl sie die anderen tuscheln hörte und sich die feinen Härchen in ihrem Nacken kräuselten, kam sie nicht gegen die Erschöpfung an.
    Jenny schlief ein.

Frederik
    Ich könnte den Stecker nehmen. So ein winziges Kabel, nicht dicker als mein Finger. Ein kleiner Ruck, niemand käme auf den Gedanken, dass ich das war.
    Es wäre so leicht. Du könntest nichts machen.
    Der Gedanke hat was Verlockendes. Ich meine – wie naiv sind die? Hier kann ja jeder ein und aus gehen, wie er will. Die kontrollieren doch nicht, dass ich wirklich der bin, der ich sage. Hätte nicht gedacht, dass das auf einer Intensivstation so einfach geht. Aber die Menschen sind zu gutgläubig. Gehen immer davon aus, dass schon alles seine Richtigkeit haben wird. Dass andere genauso gut, naiv oder was auch immer sind wie sie selbst.
    Sind sie aber nicht. Die Menschen sind Raubtiere, nichts anderes.
    Das passt dir nicht, dass ich das sage? Du hast es doch selbst erlebt! Und trotzdem glaubst du wahrscheinlich noch an das Gute im Menschen.
    Das gibt es aber nicht.
    Ich könnte es dir beweisen, wenn du willst. Wenn du aufwachst und willst es wissen, beweise ich es dir.
    Dabei bist du eine von denen, die es besser wissen müssten. Bei dir hat die Nummer mit dem großen Macker, die Markus da abgezogen hat, ja von Anfang an nicht funktioniert. Du hast gemerkt, dass der Typ einen Schuss hat. Kluges Kind.
    Du hast Dinge kapiert, die sonst niemand kapiert hat. Schade, dass du auf der anderen Seite stehst.
    Andererseits gibt es überhaupt keine Seiten. Jeder kämpft für sich alleine. Man tut nur immer so, als ob es anders wäre.
    Weißt du eigentlich, wie mich das langweilt, immer dieses: Gemeinschaft hier, Gemeinschaft da. Freunde sind ja so wichtig. Und Familie. Und Liebe. Und Beziehungen.
    Alles Quatsch. Wichtig ist, dass man hinterher derjenige ist, der den Fuß auf dem Kopf des anderen hat. Sonst nichts.
    Das weiß sogar Markus. Deshalb hat er ja auch mich vorgeschickt. Das weißt du vermutlich gar nicht. Nein, das kannst du gar nicht wissen.
    Ist ein kleines Geheimnis zwischen Markus und mir. Mal sehen, vielleicht lässt sich daraus noch Kapital schlagen.
    Jetzt hat er nämlich Schiss, dass es rauskommt. Dass er dahintersteckt. Dass alles nur auf seine Anweisung hin passiert ist. Ja, der sitzt jetzt in seiner Wohnung und scheißt sich wahrscheinlich die Hosen voll!
    Und ich kann ihn liefern.
    Da im Wald sollten wir dich eigentlich nur ein bisschen einschüchtern. Ruhigstellen.
    Ich glaube, er wollte einfach nur, dass du endlich das Maul hältst. Nicht mehr störst. Nicht mehr an seinem aufgeblasenen Ego herumkratzt. Vor lauter Selbstüberschätzung ist ihm das völlig aus dem Ruder gelaufen. Ha, das hätte ich ihm auch gleich sagen können. Ich meine – mal im Ernst, der kleine Silvio?! Musste sich vor seiner neuen Flamme aufspielen. Und außerdem war er gekränkt wegen der Sache mit dem Schwanz in der Hose. Ts, ts, Jenny, lästere niemals über den Schwanz eines Mannes. Das verträgt keiner.
    Wer war noch dabei? Ach ja, Max. Der Lakai. Nicht gerade der Hellste. Der braucht jemanden, der ihm sagt, was er tun soll. Man könnte ja sagen, der hat einfach sein Gehirn ausgeschaltet und mitgemacht. Aber bei dem gibt’s da ja nicht mal was zum Ausschalten.
    Und der kleine Tino. Dachte, er könnte mal jemanden beeindrucken. Auch mal mitmischen bei den harten Jungs.
    Und Pauline natürlich –

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