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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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Pferden zu tun hatte. »Heißt das, wir müssen noch mal genauso weit?«
    Greta, die neben ihr auf einem Stein saß, schüttelte fassungslos den Kopf. »Das schaffen wir nicht.«
    »Bedankt euch bei Jenny«, sagte Markus kurz angebunden. Er schulterte einen der Rucksäcke und die anderen schlichen um die restlichen herum. Entschlossen nahm Jenny einen davon auf und Finn und Sebastian taten es ihr nach, ohne dass es eine Absprache gebraucht hätte. Obwohl die Rucksäcke wesentlich leichter waren als am Anfang, ließ das Gewicht beinahe ihre Beine einknicken.
    Sie gingen weiter.
    Beate hatte sich nach der kurzen Pause an Markus’ Seite gesellt und redete leise auf ihn ein. Jenny sah, wie er abwehrend und zornig etwas erwiderte. Kurz darauf ließ Beate resigniert von ihm ab.
    Oh, bist du dir also doch nicht sicher, ob dein toller Markus immer so ganz genau weiß, was er tut, dachte Jenny.
    Doch ihre Genugtuung hielt nicht lange an. Denn bergab zu gehen, war noch unerträglicher als bergauf. Ihre Knie begannen, bei jedem Schritt zu schmerzen. Auch die anderen waren verstummt. Das Lachen und Scherzen, das wenigstens ab und zu noch zu hören gewesen war, war gänzlich abgeebbt. Jeder schien sich auf seine Schritte zu konzentrieren. Aufs Durchhalten. Die Schmerzen in den Muskeln.
    Denise wich nicht von ihrer Seite, aber auch sie sagte kein Wort. Sie waren mit Finn und Sebastian fast an den Schluss der Truppe gefallen.
    Pauline überholte Jenny. »Ich bring dich um«, raunte sie ihr noch mal zu, »wenn wir zurück sind, bring ich dich um.«
    Jenny antwortete nicht.
    Dann überholte Frederik sie. Als er schon fast an ihr vorbei war, wandte er den Kopf in ihre Richtung, hob eine Hand mit voneinander weggestrecktem Daumen und Zeige- und Mittelfinger und seine Lippen formten ein stummes »Peng!«. Dann lachte er und ging weiter, schloss zu Silvio und Deborah auf, die sich mit gerötetem, schmerzverzerrtem Gesicht durch die Landschaft quälten. Nun war hinter ihnen niemand mehr.
    Irgendwann nahm Jenny nichts mehr um sich herum wahr. Wie in Trance lief sie weiter. Da war nichts mehr außer dem Dröhnen in ihrem Kopf, dem Pochen in ihren schmerzenden Knien, dem Ziehen in ihren Waden, dem stechenden Schmerz in ihren Schultern. Dem Durst, der sich quälend durch ihren ganzen Körper zog. Doch sie wagte nicht, etwas zu trinken.
    Dann, bei einbrechender Dämmerung, tauchten aus dem Nichts die Zelte vor ihnen auf. Die anderen seufzten laut auf. Die Sonne war beinahe untergegangen und allen war die Erleichterung anzumerken, dass sie nun endlich angekommen waren. Sich setzen. Die Beine ausstrecken. Vielleicht war noch etwas warmes Wasser zum Duschen im Boiler. Die Ersten preschten voran, nur Jenny wurde mit jedem Meter, dem sie dem Lagerplatz näher kamen, langsamer.
    Sie glaubte nicht an Ruhe und Frieden. Stattdessen hatte sie den unbändigen Drang, ihren Rucksack zu packen und sofort zu verschwinden. Egal wohin, nur weg von hier.
    Sei nicht albern, versuchte sie, sich selbst zu beruhigen. Wohin willst du gehen? Du bist fix und alle, kannst kaum noch ein Bein vor das andere setzen und hast zwanzig Euro im Geldbeutel. Wie weit würdest du damit kommen? Noch dazu, wenn es bald dunkel ist?
    Statt das Zelt anzusteuern, machte sich Jenny geradewegs auf den Weg in die Duschräume. Sie wollte sich die verschwitzten Sachen vom Leib reißen und vom Wasser alles fortspülen lassen, was so unangenehm an ihr klebte und sie kaum noch atmen ließ. Sie schälte sich aus den Klamotten, knüllte sie auf einen Haufen in die Ecke, machte das Wasser an und blieb minutenlang einfach unter dem Strahl stehen.
    Dass sie weder Seife noch Handtuch dabeihatte, kümmerte sie nicht. Wer brauchte schon Seife? Und es würde sich schon irgendein Fetzen Stoff in dem Rucksack finden lassen, mit dem sie sich abtrocknen konnte.
    Irgendwann stellte sie das Wasser ab. Während sie nach einem trockenen Stück Stoff kramte, fragte sie sich, warum sonst niemand zum Duschen kam. Wenn sie sich erst einmal hingesetzt hatten, kamen sie doch nie wieder hoch.
    Sie rubbelte sich mit dem Innenfutter eines Regencapes ab und schlüpfte nach einem Moment der Überwindung zurück in ihre verschwitzten Klamotten.
    Dann ging sie mit tropfenden Haaren zum Mädchenzelt. Laute Stimmen drangen nach draußen. Doch als Jenny den Zelteingang öffnete, trat augenblicklich Stille ein. Durch eine Mauer des Schweigens hindurch bahnte sie sich einen Weg zu ihrem Platz.
    Debbie kramte in ihrem Rucksack

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