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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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nicht.«
Sie verstummte.
    »Und deshalb ist Jenny hier gelandet?«, fragte Finn bitter. »Wegen irgend so einer Insel, die sie letztlich ins Koma gebracht hat?«
    »Solange die meisten lieber auf andere hören als auf sich selbst, passiert das.« Sie wandte sich Finn zu. »Öfter, als wir wollen. Die Welt ist nicht gerecht, Finn. Darum müssen wir uns schon selbst kümmern.«
    Finn ging langsam Richtung Tür.
    »Du hast recht«, sagte er entschlossen. Dann deutete er auf sein Handy. »Es fehlt noch jemand«, sagte er. »Wenn Jenny aufwacht, soll sie alles wissen. Ich war auch dabei. Und ich werde mich jetzt nicht drücken.«
    Miriam nickte. Sie sah auf die Uhr und dann auf einen Zettel, der auf dem Schreibtisch lag. Die Liste.
    »Du hast zwanzig Minuten, bis der Nächste kommt«, sagte sie. »Schaffst du das?«
    Finn zuckte mit den Schultern. »Glaub schon«, sagte er.
    »Ich halte dir den Rücken frei«, sagte Miriam. »Viel Glück!«
    Finn ging durch den Flur zu Jennys Zimmer zurück. Er platzierte das Handy auf dem Tisch, das neben ihrem Bett stand, und drückte auf »Aufnahme«.

Finn
    Ich red nicht gern.
    Aber kneifen kann ich jetzt auch nicht. Du sollst ja alles wissen. Auch das von mir. Ja, ich erzähle natürlich auch nur von mir, wie alle anderen. Dir hat vorher keiner zugehört und jetzt kannst du nur stumm daliegen. Ich hoffe, dass du aufwachst und allen mal sagst, wie es eigentlich für dich war.
    Heute Morgen, als ich hier ankam, bin ich ewig unten im Kreis gelaufen. Hab ’ne regelrechte Furche in den Rasen vor dem Krankenhaus getreten. Ich hab mich nicht reingetraut.
    Denn es ist so krass, Jenny. Dich hier zu sehen, mit all den Schläuchen, die aus dir heraus- und in dich hineinführen. Dein rechtes Auge ist kaum zu sehen hinter der blau verfärbten Haut. Ich hoffe, dass dein Anblick einige ganz schön mitgenommen hat, die heute schon hier waren.
    Ganz ehrlich: Als ich dich gesehen habe in der Nacht im Wald, da war ich sicher, dass du sterben würdest. Man liegt nicht so am Boden, so verkrümmt und bewegungslos. Man lächelt nicht so seltsam wie du, als du da lagst. Mir war klar, dass du nicht wieder aufstehen, dir den Dreck abschütteln und weitermachen würdest.
    Nein, Jenny, du hast nicht weitergemacht. Du warst am Ende.
    Als Luzia in der Nacht hereinkam, hatte ich schon geschlafen. War richtig weg gewesen. Ich war mit Miro vorher noch draußen, um was zu rauchen. Ich dachte mir, wenn ich sowieso schon verdächtigt werde, kann ich ja wenigstens noch was davon haben. Und am Abend waren sowieso alle völlig fertig von der Tour, da hat keiner was mitgekriegt. Nicht mal Markus, der blöde Hund.
    Ich hab echt erst gemerkt, dass Luzia im Zelt war, als sie mich gerüttelt hat. Vielleicht habe ich sie sogar angemault, ich weiß es nicht mehr so genau. Sie haben mich jedenfalls nach draußen geschleppt, Luzia und Greta. »Ich glaube, die machen was mit ihr, Finn!«, sagte sie. »Die machen irgendwas Schlimmes!«
    Natürlich hat Luzia recht gehabt. Das war mir sofort klar, obwohl ich noch nicht mal richtig wach war. Die beiden wollten gleich los, aber ich hab sie aufgehalten. Erst mal gefragt, wer dabei war. Sie wussten es nicht genau, mindestens vier, Pauline auf jeden Fall und Silvio. Ich hab erst mal im Zelt nachgesehen: Silvio war weg und Max und Tino. Und Frederik.
    Gegen die kämen wir nicht an zu dritt, ich mit den beiden Mädels, das ging gar nicht. Das habe ich ihnen gesagt. Und Luzia, die sagte dann: »Wir wollten eigentlich zu Markus gehen, damit der mit uns zusammen hingeht.«
    Die Mädels sind so blauäugig! Dachten echt, Markus würde ihnen helfen. Das hätte der sicherlich sogar gemacht. Muss ja so aussehen, als ob er nicht wüsste, was abgeht. Nehme mal an, er war dann richtig angepisst, dass wir vor ihm da waren.
    Ich hatte beide Hände voll damit zu tun, sie davon abzuhalten, zu ihm zu rennen. Ich meine – dass Markus das mit Frederik abgesprochen hat, wusste ich natürlich nicht. Aber ich hab genug mitgekriegt, um zu wissen, dass man Markus nicht vertrauen konnte. Es hat mich nicht überrascht, was Frederik dir vorhin erzählt hat, vor allem weil ich die zwei noch zusammen habe reden sehen. Und man hat doch gesehen, dass Markus sich kaum noch beherrschen konnte. Am Lagerfeuer, als du nicht mehr dabei warst, da hat er die anderen angestachelt, ständig noch darauf herumgeritten, dass es einfach Menschen gäbe, die zum Querulantentum geboren seien. So lange, bis man ihnen mal deutlich macht,

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