Wach (German Edition)
Nachbildung des Trevibrunnens feierlich einweihen – ein Event, den Sie nicht verpassen dürfen.
Passend zu diesem Anlass bietet die Confiserie Dolce Vita , soeben von der renommierten Zeitschrift Feinschlecker als eine der fünf besten Confiserien Deutschlands ausgezeichnet, eine neue Attraktion: Tauchen Sie ein in die Marzipan-Welt .
Ebenfalls wieder preisgekrönt: die Gold-Juwelerie Nova Persia . Schmuck in Qualitätsvollendung – ein Geschenk der Liebe.
PreisClou des Monats ® in unseren Verbrauchermärkten: zuckersüße Multi-Beeren aus der Region und extra-geräumige Planschbecken – Badespaß pur für Groß und Klein unter dem Kuss von Sonne und Hundsstern!
Ceterum censeo: Unterhaltungs-Elektronik war noch nie so günstig wie heute.
Herzlichst, Xerxes
In unbekannten Gegenden geht August gern in Geschäfte und öffentliche Gebäude (er nimmt jetzt öfter den Nachmittag frei). Als er eine Leihbücherei betritt, kommt mit ihm eine Frau herein und wendet sich an den Bibliothekar: Ob er hier in der Nähe ein Ballhaus kenne? Sie habe nämlich vor dreißig Jahren, als Studentin, in diesem Viertel gewohnt und sei damals öfter in diesem Ballhaus gewesen, von dem sie nicht mal mehr den Namen wisse. Der Bibliothekar kennt es nicht, auch von den Umstehenden kann niemand weiterhelfen. «Vielleicht gibt es das Ballhaus ja gar nicht mehr», sagt die Frau und verabschiedet sich. Auch August verlässt die Bücherei. Er hätte Lust, mit der Frau das Ballhaus zu suchen, aber sich einem fremden Erinnerungsspaziergang anzuschließen erscheint ihm unpassend, darum schlägt er eine andere Richtung ein. Würde er das Ballhaus entdecken, denkt er, dann fände er die Frau kaum wieder, sie wird ja in einem anderen Viertel leben, wahrscheinlich in einer anderen Stadt, sonst wäre sie schon viel früher zurückgekehrt.
Es gefällt August, auf seinen Streunereien nach Orten zu suchen, wo sich Zeiten ineinanderschieben, er phantasiert sich Vergangenheiten ins Jetzt: vor einer Designerboutique den Kramladen, der hier gewesen ist, an einer Straßenecke die Passanten, die hier gegangen sind. Dann füllen sich Gehwege, Hauseingänge, Ladengeschäfte und Wohnungsfenster mit zahllosen Schatten; nichts Drückendes ist an ihnen, sie bewegen sich luftig in der Gegenwart; aber die jetzigen Menschen wirken unecht, sie sind alle nur zukünftige Schatten. Er mag auch die kleinen Bilder, in denen die Zeiten sichtbar übereinanderliegen, ein leerstehendes Ladenlokal etwa, über dem man noch die Umrisse der abgenommenen Buchstaben erkennt, Bäckerei oder Fleischerei oder Buchladen , in der Bruthitze scheint es, als schwitze das Haus seine Erinnerungen aus. Oder er sieht über den Fenstern eines Kellerlokals, in dem heute eine Tapas-Bar ist, den säuberlich nachgezogenen Schriftzug Restauration – ein schönes altmodisches Wort für eine Gaststätte, und auch wenn nie etwas wiederhergestellt oder wiedereingesetzt wird, ist er dem Betreiber dankbar für die Bewahrung der alten Buchstaben. Ohnehin gefallen ihm Souterrainräume mit ihren vom Gehweg durchgeschnittenen Fenstern: als hätte sich, wie ums Pantheon, im Lauf der Zeit das Bodenniveau gehoben. Irgendwo ist eine Destillation als Coffee-Bar überschrieben. Daneben sogar Vierschichtenleerstand, eben jetzt (1) schimmern zwei Vergangenheitsschichten (2 und 3) und eine Zukunftsschicht (4) durch: Der Laden für Gastronomiebedarf scheint erst seit kurzem geräumt zu sein, an den Scheiben kleben noch die Buchstaben des aufgelösten Sortiments, Espressomaschinen, Zapfanlagen, Fritteusen , und mitten auf dem Glas prangt ein dickes %. Das Ladenschild an der Fassade ist bereits entfernt, darunter ist ein altes Schild in Siebziger-Jahre-Braun zum Vorschein gekommen, das einen kindischen, fröhlich trompetenden Elefanten zeigt, neben der umständlichen Schrift:
Erfahrung und Forschung
METZELER
lattoflex
richtig liegen | besser schlafen
Und im ausgeweideten Geschäftsraum ist der Boden mit Pappen und Plastikfolien bedeckt, eine Leiter und ein Farbeimer stehen im Raum und in der Ecke ein neuer Tresen, der eine Cocktailbar, ein Shisha-Lokal, einen Imbiss ankündigt.
Andere mehrfache Vergangenheit: Der große Gewerbehof mit Medienfirmen, Architekturbüros, Anwaltskanzleien ist einmal, sagt eine Infotafel, städtischer Pferdebahnhof gewesen. In der makellosen Herrichtung der Höfe ist, durch seine überdeutliche Abwesenheit, der jahrzehntelange Verfall noch zu spüren. August würde gern auch hinter diese
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