Wach (German Edition)
mache Ihnen folgenden Vorschlag: Ich helfe Ihnen; Mißfelder hilft Ihnen – Mißfelder zieht den Wolf aus dem Schafspelz .»
Die Calamari sind aufgegessen, August hat das gefrorene Innere mit Speichel erwärmt, bis es aufgetaut ist. Xerxes hat ihm schon öfter von seinem Freund Mißfelder erzählt, Internetfahnder beim Bundeskriminalamt; sicher, der könnte helfen. Als Xerxes sagt: «Mißfelder wird sich bei Ihnen melden», hört August nur mit halbem Ohr hin, denn er fragt sich, könnte etwa Xerxes …
Der ist schon aufgesprungen: «Kommen Sie gleich mit ins Büro? Und – gehen Sie heute doch ein bisschen früher.» Gemeinsam verlassen sie das Divertimento. Auf dem Weg zur Rolltreppe weist Xerxes mit unbestimmter Geste in die Menge und raunt August zu: «Wenn man nun denkt, dass alle diese Menschen, die hier sind, eben hier sind und nicht woanders – also, da laufen einem doch Schauer …», und er beschleunigt den ohnehin schon eiligen Schritt, sein ganzes Wesen drückt jetzt eine beschwingte Stimmung aus.
LustschlösschenCenter Aktuell – August
Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser ,
August, heißer Monat der Cäsaren! Ähren-Monat, Ernte-Mond oder, wie die Germanen sagten, Ernting .
Aber! Haben Sie es auch bemerkt? Die Tage werden kürzer. In die Milde eines lauen Sommerabends mischt sich schon leises Frösteln. Am Horizont unserer Tage scheint golden der Herbst auf, und jenseits der Kimmung wartet die Vorweihnachtszeit.
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Ceterum censeo: Unterhaltungs-Elektronik war noch nie so günstig wie heute.
Herzlichst, Xerxes
* (statistischer Wert lt. Gesetz )
So mühelos ist die Arbeit gegangen, August musste sich förmlich herausreißen, um das Büro schon am Nachmittag zu verlassen. Er will sich zum Geburtstag eine neue Hose schenken, vorher muss er aber noch ein paar Lebensmittel besorgen (und etwas essen, die Calamari haben nicht lange vorgehalten). Doch schon auf dem Weg ins Untergeschoss, noch im Boulevard Champs-Élysées, wird ihm die Frage gestellt:
Was tue ich,
wenn ich
pleite bin?
August bleibt kurz vor dem Zeitungsständer des Kiosque Montmartre stehen, dann zuckt er mit den Schultern und geht hinunter in den Supermarkt. Aber gleich stockt sein Einkauf wieder. Mit leerem Korb steht er vor dem Kühlregal und beneidet die Margarine: Sie ist rein, frei und reich; so steht es auf der Packung. August kürzt den Einkauf ab und geht direkt an die Kasse. «Nur die Margarine?», fragt Ayse Bulan, deren Fingernägel heute mit konzentrischen Mäandern verziert sind. «Ja», antwortet August, «und eine Tüte, bitte.» Dem Blick des Zurechtweisers weicht er aus. Als er auf dem Gang steht, denkt er, ist es das? Sobald er aus der Arbeit fällt, ist er überreflektiert im Belanglosen und bewusstlos im Grundsätzlichen? Wenn ja, ist das schlimm, und was ist das Grundsätzliche?
Statt essen zu gehen, rollt er wieder hoch in den Boulevard Champs-Élysées und wird Zeuge einer unangenehmen Szene: Die Security ist dabei, einen Clochard hinauszubefördern, der es sich im Schatten einer Platane bequem gemacht hat. August bleibt abseits und beobachtet, ob die Wachleute sich korrekt verhalten; ja, sie sind höflich, in der U-Bahn würde anders vorgegangen, sie bemühen sich um Diskretion, verweisen auf die nahegelegene Wärmestube (die von den Künstlichen Paradiesen unterstützt wird). Trotzdem passiert, was passieren muss, ein paar Frauen beginnen zu murren, eine junge Mutter murmelt: «Unmenschlich.» Zum Glück folgt der Obdachlose ohne Verzug der Aufforderung der Wachleute. Die zaghaften Mitleidsbekundungen der Frauen scheint er gar nicht zu bemerken; in seiner Folgsamkeit erinnert er August an ein Papierschiffchen in der Meeresströmung. Als der Mann fort ist, setzen die Frauen, zögerlich, ihre Einkäufe fort, einige schütteln noch den Kopf oder verziehen missbilligend
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