Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
wird.«
Sie setzte sich zurück. »Das alte Sprichwort: ›Wo es Rauch gibt, da gibt es auch Feuer.‹«
»Nur im Kopf einiger Leute.«
»Okay, und wer war also der Mann, mit dem Blanche weggelaufen ist? Wir wissen, dass es weder Ted Brighton noch Edward Dunlap war.«
»Keine Ahnung.« Greg lehnte sich zurück und legte die langen Beine auf den Couchtisch.
»Kein Mensch hat je wieder von ihr gehört?«
»Nein.«
»Was ist mit Harley?«
»Auch nicht – er hat kurz nach Blanches Verschwinden das Haus verkauft und ist weggezogen.«
»Was ist mit Freunden? Hatte sie irgendwelche Freunde?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Sie meinen abgesehen von ihren Lovern?«
Sam nickte.
»Ich erinnere mich, dass sie öfter bei Fritz war.«
»Wirklich?« Sam beugte sich überrascht vor. »Ich dachte, er mochte sie nicht.«
»Das stimmt wahrscheinlich auch. Seit ich erwachsen bin und die Geschichten über sie gehört habe, frage ich mich, ob Fritz ihre Gesellschaft nicht nur wegen des Ärgers gesucht hat, den sie ständig gemacht hat. Er sieht es gerne, wenn jemand zappelt, und das galt insbesondere für Ted Brighton. Er hat den alten Ted gehasst, als der noch am Leben war – daran erinnere ich mich gut.«
»Wissen Sie denn, warum?«
»Fritz war an dem College, an dem er unterrichtet hatte, in irgendeinen Skandal verwickelt und wurde geschasst.«
»Was hat das denn mit den Brightons zu tun?«
»Ted war im Vorstand des Vereins der Ehemaligen, und da die beiden hier am See zusammen aufgewachsen sind, hat Fritz von ihm erwartet, dass er ihm hilft, seinen Job zu retten. Das hat Ted den Gerüchten zufolge abgelehnt.« Greg schüttelte den Kopf. »Sie bitten mich, mich an Dinge zu erinnern, an die ich seit etlichen Jahren nicht mehr gedacht habe.« Er wandte sich ihr zu. »Und, Sam, ich weiß nicht, wie irgendetwas von diesem alten Klatsch Ihnen helfen soll, und ich habe auch keine Ahnung, wie zutreffend er eigentlich ist.«
Sam bückte sich und streichelte Roxy am Ohr. »Sie haben recht«, sagte sie entmutigt. »Ich sollte über Möglichkeiten nachdenken, meinen Vater und Jackson zu überlisten.« Sie seufzte, setzte sich zurück und lehnte den Kopf gegen die Couch. »Ich bin im Augenblick so müde, dass ich nicht geradeaus denken kann.«
Greg wandte sich ihr zu und beugte sich vor. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sam. Sie finden bestimmt einen Weg aus diesem Schlamassel heraus.«
Sie hob den Kopf, überrascht, dass er so viel Vertrauen in sie setzte. Ihre Augen weiteten sich. Es war so lange her, seit irgendjemand ihr etwas zugetraut hatte, jetzt aber sagte Greg ihr, dass sie Erfolg haben konnte. Die kalte Stelle in ihrem Inneren schrumpfte zusammen, als sie in seine braunen Augen blickte, die sie in freundlicher Sorge musterten. Kraft und pure Männlichkeit strahlten von ihm aus und schienen sie zu umschließen. Unbewusst rückte sie ein kleines Stück auf ihn zu.
Er kam ihr auf halbem Wege entgegen, und als seine Lippen die ihren berührten, verschwand der letzte Rest der Kälte. Sie kuschelte sich enger an ihn, suchte die Hitze, die ihn umströmte. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, als er ihren Namen flüsterte und sie noch stürmischer küsste. In ihrem Inneren breitete sich Wärme aus, bis jeder Nerv in ihrem Körper glühte. Ein befriedigter Seufzer entschlüpfte ihren Lippen.
Plötzlich zog Greg sich zurück; ein verwirrter Ausdruck trat in sein Gesicht.
»Wow«, sagte er mit bebender Stimme und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es … Es tut mir leid, Sam. Ich weiß nicht, wo das herkam.«
Es tat ihm leid? Ihr nicht. Sam spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Ich auch nicht.«
»Sie haben schon genug Probleme ohne mich …« Rau auflachend rückte er von ihr ab. »Hm, sagen wir mal, da war ich nicht gerade ein ›Gentleman‹, aber ehrlich, ich habe nicht versucht, Ihre Lage auszunutzen.«
Sie legte ihm leicht die Hand aufs Bein. »Das ist in Ordnung, Greg«, sagte sie sanft. »Wir sind doch Freunde, oder?«
Er nickte.
»Und was ist schon ein kleiner Kuss zwischen Freunden?«
»Äh, hm … ein kleiner Kuss«, murmelte er.
Sie hob die Hand, ließ sie aber wieder in den Schoß sinken. »Wenn ich wenigstens für mich selbst beweisen könnte, dass Blanche mich in meinen Träumen heimgesucht hat«, sagte sie rasch, um das Gespräch wieder auf sicheres Terrain zu lenken.
Greg schnippte plötzlich mit den Fingern und sprang auf.
»Moment mal – ich bin sofort wieder da.« Er verließ
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