Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
immer zurück. Schlagen mich nieder und trampeln auf mir herum. Meine Wut über diese Ungerechtigkeit kocht wieder hoch, und ich bin erneut gezwungen, dagegen anzukämpfen. Ich weiß, was passieren könnte, wenn ich die Zügel löse, die meinen Zorn bändigen. Ich bezahle bis heute für das eine Mal, als ich die Kontrolle verloren habe.
Ich führe einen Dialog mit mir selbst, während die Welt um mich her weiterläuft; keiner ahnt, was wirklich in meinem Kopf vorgeht. Nach außen wirke ich so wie immer. Besorgt wie jemand, der nur das Beste für die will, die ihm am Herzen liegen. Am Herzen liegen? Ha, wann habe denn ich einmal jemandem am Herzen gelegen?
Du musst deine Emotionen zum Schweigen bringen. Denk nach. Du bist zurückgewiesen worden, das stimmt, aber es gibt Möglichkeiten, die Situation zu deinem Vorteil umzumünzen. Ist nicht das wahre Maß eines Mannes die Fähigkeit, einen Nachteil zu nehmen und in einen Vorteil umzuwandeln?
Und wer ist sie, um sich mir entgegenzustellen? Dreh den Charme auf, sage ich mir; du kennst ihre Schwäche, nutze sie aus. Manipuliere sie und ihren Vater. Mach dich unentbehrlich. Tu, was immer nötig ist, um dein Ziel zu erreichen.
28
Sam fühlte sich wie ein Tier, das in der Falle sitzt. Jackson und ihr Vater sahen beide mit dem gleichen Gesichtsausdruck auf sie hinunter. Wohlwollend und herablassend – als wäre sie eine Fünfjährige, die ihren Rat brauchte. Das alles konnte doch nicht wahr sein. Sie wälzte sich auf die Seite, von ihnen weg. Ihr Vater trat in ihr Blickfeld. Seufzend drehte sie sich auf den Rücken und stellte den Fernseher ein. Als ihr Vater die Hand ausstreckte und ihn wieder ausschaltete, starrte sie weiter auf den leeren Bildschirm.
»Samantha, wir müssen miteinander reden«, sagte er.
»Nein, das müssen wir nicht«, erwiderte sie, ohne den schwarzen Bildschirm aus den Augen zu lassen.
»Doch, das müssen wir. Du bist wieder im Krankenhaus.«
»Ich weiß, dass ich im Krankenhaus bin. Ich hatte einen kleinen Unfall und werde morgen entlassen.«
Ihr Vater packte die Bettkante. »Das glaube ich nicht. Diese Ärzte hier sind gut genug für Schnittverletzungen und Prellungen, aber du brauchst Spezialisten, die sich um deine Krankheit kümmern. Die findest du nicht in einer ländlichen Region wie dieser hier.«
»Was für eine Krankheit, Dad?«
»Deine Blackouts.« Seine Augen ließen sie los und hefteten sich auf Jackson, der ihm gegenüberstand. »Wir haben eine Heilanstalt in der Nähe von Duluth gefunden, wo man dir sowohl körperlich als auch seelisch helfen kann.«
»Duluth? Bist du dir sicher, dass das auch weit genug von Minneapolis weg ist? Warum nicht gleich Kanada?«, feuerte sie sarkastisch zurück. »In Kanada hat gewiss noch nie jemand von Lawrence Moore gehört. Da oben würde eine Tochter mit Knacks deinem Ruf nicht schaden.«
»Das reicht jetzt«, beharrte er. »Die Entscheidung ist gefallen.«
Tränen drohten ihr in die Augen zu treten, und ihre Panik wurde immer größer. Sie holte tief Luft und schob sie weg. Jedes Zeichen von Schwäche wäre fatal. »Nein.«
»Doch«, beharrte er.
»Ich bin erwachsen – du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Wieder blickte ihr Vater Jackson an. Ihr Körper verkrampfte sich. Was hatten die beiden geplant?
Sie musste nicht lange auf die Antwort warten.
»Wir haben ein Entmündigungsverfahren eingeleitet.«
»Nein«, keuchte sie. »Das könnt ihr mir nicht antun. Ich bin doch nicht verrückt!«
Ihr Vater ergriff ihre Hand. »Natürlich nicht. Du machst einfach nur eine schwere Zeit durch und brauchst ein bisschen zusätzliche Hilfe, um mit allem zurechtzukommen.«
»Eine schwere Zeit? Warum willst du mich dann einsperren?« Die Tränen liefen ihr nun die Wangen herunter, und sie wischte sie wütend weg.
»Prinzesschen, ich mache mir Sorgen um dich«, sagte er und drückte ihre Hand. »Ich möchte mein perfektes kleines Mädchen zurückbekommen, und alles, was wir sonst versucht haben, ist gescheitert.«
Sie entzog ihm ihre Hand. »Nein, das stimmt nicht«, hielt sie dagegen. »Bis heute Nachmittag habe ich große Fortschritte gemacht.«
»Jackson ist da anderer Meinung.«
Sie warf Jackson einen vernichtenden Blick zu, und er wich einen Schritt zurück. »Mir ist es egal, was Jackson denkt. Wir sind miteinander fertig.«
»Liebling, ich weiß, dass du wütend über das bist, was mit diesem albernen Hund passiert ist, aber das meinst du nicht wirklich so.«
»Sag mir nicht, was ich
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