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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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am anderen Ende des Korridors vor dem Schwesternzimmer versammelt. Sie blickte in die entgegengesetzte Richtung und entdeckte zu ihrer Erleichterung dort rot leuchtend das Schild »Ausgang«.
    Sie zog den Kopf ein, schob die Hände in die Hosentaschen und trat in den Korridor hinaus.
    Ruhige, gleichmäßige Schritte, mahnte sie sich. Damit niemand auf dich aufmerksam wird.
    Ohne sich umzublicken, ging sie langsam dem Ausgang-Schild und der Freiheit entgegen.
    Früh am Morgen schlich Sam, sich im Schatten haltend, zur Tür. Sie war per Anhalter mit einem Lastwagen gekommen, und der Fahrer hatte sie bei Dunlap’s abgesetzt. Sie hatte einen Augenblick gezögert, bevor sie aus dem Fahrerhaus ausgestiegen war. Der Parkplatz stand voller Autos. Wahrscheinlich war nicht genug Zeit gewesen, einen Suchtrupp zu organisieren, um sie aufzuspüren, oder? Sie nahm sich zusammen, kehrte der Tankstelle den Rücken und eilte in die Deckung eines nahe gelegenen Kiefernwäldchens. Als sie die letzte Meile zu ihrem Ziel zu Fuß zurückgelegt hatte, zitterten die Muskeln ihres linken Beins vor Erschöpfung. Sie zweifelte, ob sie noch einen Schritt weiter gehen konnte.
    »Bitte, bitte, seien Sie da«, flehte sie lautlos, als sie die Hand zum Klopfen hob. Greg hatte erklärt, dass er ihr Freund sei. Sie hoffte inständig, dass es ihm damit Ernst gewesen war.
    Als sie leise klopfte, ging drinnen ein wildes Gebell los, und darauf folgte der strenge Befehl: »Ruhe.« Das Bellen verstummte.
    Die Tür ging auf, und sie blickte in Gregs verblüfftes Gesicht. Er trat zurück und winkte sie herein. »Hallo, Sam, ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich Roxy heute früh zurückbringe.«
    »Ich weiß, aber ich muss mit Ihnen reden«, antwortete Sam und sah sich dabei nervös um.
    Als sie eintrat, wurde sie von Roxy begrüßt, und Sam hockte sich hin und legte das Kinn auf den Kopf des Hundes. Dann stand sie auf und folgte Greg ins Wohnzimmer. Dankbar ließ sie sich auf die Couch sinken.
    Statt sich zu ihr zu setzen, musterte Greg sie aufmerksam. »Eine harte Nacht?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Hätten Sie gerne einen Kaffee?«
    »Liebend gerne.« Sie seufzte.
    Er verließ das Zimmer und kam gleich darauf mit einer dampfenden Tasse zurück.
    Sie nahm die Tasse dankbar entgegen und trank einen vorsichtigen Schluck. Sobald sie den Kaffee in der Kehle spürte, breitete sich seine Wärme in ihrem Körper aus und traf schließlich auf die kalte Stelle, die sich in ihrem Inneren ballte, seit sie das Wort Heilanstalt gehört hatte. Die Kälte verharrte wie ein Klumpen Eis, der nicht schmelzen wollte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Greg vorsichtig.
    »Eigentlich nicht«, antwortete sie mit einer Grimasse und zögerte dann. »Ich brauche Ihre Hilfe.« Rasch erzählte sie alles, was im Krankenhaus vorgefallen war. Ein harter Ausdruck zuckte über Gregs Gesicht, als er Jacksons Meinung über Anne hörte.
    »Gewinnsucht kennt sie gar nicht.«
    »Ich weiß, aber ich kann sie nicht um Hilfe bitten. Dad ist jetzt schon wütend auf sie, und sie hat nicht die Mittel, sich ihm entgegenzusetzen. Wenn ich sie noch weiter in meine Probleme hineinziehe, bekommt sie nur noch mehr Ärger.«
    Greg schüttelte langsam den Kopf. »Ich möchte Ihnen gerne helfen, aber ich weiß nicht, was ich tun kann.«
    »Ich bin nicht verrückt, Greg.«
    »Das glaube ich Ihnen, aber …«
    »Ich verstehe nicht, was mit mir geschieht – die Träume, die Blackouts –, aber wenn ich mit Sicherheit wüsste, dass diese Blanche dahintersteckt, könnte das helfen.«
    Er setzte sich neben sie und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich war wie gesagt noch ein Kind, als Blanche hier gelebt hat, und ich erinnere mich kaum an sie. Ich weiß, dass meine Mom sie nicht mochte, und ich habe ein paar Gespräche zwischen ihr und meinem Dad über sie mit angehört.«
    »Was hat Ihre Mom gesagt?«
    »Es hat ihr nicht gefallen, wie Blanche mit Ted Brighton herumgeturtelt hat.«
    »Hat sie jemals erwähnt, dass Edward Dunlap und Blanche etwas miteinander gehabt hätten?«
    Er rieb sich am Kinn. »Nein.« Er hielt inne. »Aber Mom konnte auch Esther nicht leiden, und ich erinnere mich vage, wie sie sagte, Esther verabscheue es, wie Edward um Blanche herumscharwenzele.«
    Sam wandte sich ihm zu. »Sie hatten also ein Verhältnis«, erklärte sie mit unüberhörbar aufgeregter Stimme.
    »Sam«, mahnte er, »eine vor Jahren gemachte Bemerkung beweist nichts. Sie wissen doch, wie hier geklatscht

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