Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Weaver. Solange du unter meinem Dach wohnst, mache ich «, sie zeigte mit dem Finger auf ihre Brust, »die Regeln.«
»Ich werde nicht mehr unter deinem Dach wohnen, wenn ich aufs College gehe«, entgegnete er.
»Aber ich werde das Dach bezahlen, unter dem du dann lebst.«
»Wenn ich dadurch meine eigenen Entscheidungen treffen kann, bezahle ich mein College lieber selbst.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, ihn niederzustarren. »Wie denn?«
»Stipendien, Teilzeitarbeit, Kredite. Ich werde länger brauchen, um fertig zu werden, aber ich kann es schaffen.« Er machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen. »Tatsächlich kann ich auch gleich damit anfangen, mich selbst zu ernähren, Mom. Ich bin achtzehn. Ich ziehe aus. Dann brauchst du überhaupt nichts mehr zu zahlen!« Er riss die Tür auf, schlug sie hinter sich zu und ließ Anne in der Küche stehen.
Anne war fassungslos. So hatte er noch nie mit ihr geredet! Klar, er diskutierte mit ihr, aber sie hatte noch nie erlebt, dass er wegen irgendetwas so außer sich geriet. Normalerweise meckerte und knurrte er, tat aber letztlich das, was sie für das Beste hielt. Was sie für das Beste hielt? Anne stöhnte. Genau das hatte Lawrence Moore auch zu Sam gesagt. Nein, sie behandelte Caleb nicht genauso, wie Sams Familie Sam behandelte. Sie respektierte seine Meinung.
Solange seine Meinung sich mit deiner deckt , sagte ein leises Stimmchen in ihrem Kopf.
Plötzlich wahnsinnig erschöpft, legte Anne den Kopf auf den Tisch und begann zu weinen. Sie hatte ihren Sohn nicht tyrannisieren wollen. Sie hatte nur gewollt, dass er es einmal besser hatte als sie selbst. Ihre Schultern bebten vom heftigen Schluchzen, und ihr Herz war voller Schuldgefühle. Wie hatte sie nur so blind und dumm sein können? Hatten nicht sowohl Greg als auch Fritz versucht, mit ihr zu reden? Caleb war ein guter Junge, ein kluger Junge. Sie hätte darauf vertrauen sollen, dass er wusste, was ihn glücklich machen würde. Jetzt würde er ausziehen und sein eigenes Leben führen. Es würde ihm niemals gelingen, parallel zur Schule seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Vielleicht würde er sich einreden, die Schule schmeißen zu müssen. Nachdem sie all die Jahre geschuftet hatte, um dafür zu sorgen, dass er eine Chance auf ein gutes Leben hatte, hatte sie ihn verloren.
Sie hob den Kopf, nahm sich eine Serviette und putzte sich die Nase. Wenn sie heulend hier hockte und sich in Selbstmitleid suhlte, würde das das Problem nicht lösen. Sobald Caleb sich beruhigt hatte, würden sie miteinander reden. Und dann würde sie endlich einmal zuhören. Sie stieß bebend die Luft aus und stand auf. Sie musste sich beschäftigen, bis sie wieder mit ihm reden konnte, aber sie wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Ihre Augen wanderten auf der Suche nach etwas, das sie tun könnte, durch die Küche.
Ich bin also arbeitslos. Der Gedanke fühlte sich merkwürdig an. Sie war jeden Tag zur Arbeit gegangen, an dem dies überhaupt möglich gewesen war, und hatte sich selten, falls überhaupt, frei genommen. Sie hatte davon geträumt, einmal einen Tag nur für sich zu haben, jetzt aber, da sie ihn hatte, wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie schob die Hände in die Hosentaschen und fuhr zusammen, als plötzlich das Telefon läutete.
Das ist Caleb, der anruft, um sich zu entschuldigen. Sie nahm eilig ab. Sie würde ihm zuvorkommen – sie würde ihm sagen, wie leid es ihr tat, bevor er selbst es tun konnte.
»Caleb«, rief sie, das Telefon ans Ohr gepresst. »Es tut mir schrecklich lei…«
»Hier ist nicht Caleb, Anne. Hier ist Fritz.« Seine Stimme klang angespannt. »Haben Sie irgendetwas über Edward gehört? Ich weiß, dass Sie befreundet sind, und ich hatte gehofft, Sie wüssten etwas Neues.«
»Etwas Neues? Was denn?« Anne packte das Telefon fester. »Ist Edward etwas zugestoßen?«
»Sie wissen nicht Bescheid?«
»Nein«, rief sie aus.
»Edward hatte gestern Abend einen Unfall. Sein Wagen … Er ist gegen einen Baum gefahren.«
»O nein«, stöhnte Anne.
»Man hat ihn ins Krankenhaus in Pardo gebracht und dann mit dem Hubschrauber nach Minneapolis, aber mehr weiß ich auch nicht.«
Anne erinnerte sich, dass Dr. Douglas von einem Notfall gesprochen hatte, durch den sich Sams Röntgentomografie verzögert habe. War Edward dieser Notfall gewesen?«
»Ich habe versucht, bei Dunlap’s anzurufen, aber es ist immer
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