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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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genaue Gegenteil ihres Mannes. Weich und rund. Die blonde Frau mit den zartblauen Augen bildete den perfekten Kontrapunkt zur Härte ihres Mannes. Und während Sams Vater seine Interessen im direkten Angriff durchsetzte, ging ihre Mutter auf Umwegen an unangenehme Situationen heran. Das Ergebnis war aber dasselbe: Beide schafften es, stets zu bekommen, was sie wollten.
    »Jackson«, hörte Sam ihren Vater sagen. »Du bist doch Arzt. Verschreibe …«
    Er wurde vom entzückten Aufschrei ihrer Mutter unterbrochen.
    »Samantha!« Sams Mutter stellte ihr Glas auf den Tisch und durchquerte rasch das Zimmer, um Sam in die Arme zu schließen. Sie trat zurück und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    »Meine Güte, siehst du nicht …« Ihre Stimme erstarb, als ihr Blick auf das ungehorsame Haarbüschel fiel »… reizend aus.«
    Befangen zupfte Sam an dem Haarpinsel. »Danke, Mom.«
    »Hättest du gerne einen Sekt-Orange?«, fragte ihre Mutter.
    »Das darf sie nicht, Nancy«, warf Jackson rasch ein. »Die Medikamente, weißt du. Keinen Alkohol. Sie wird einfach Orangensaft trinken.«
    »He, Prinzesschen, willst du deinen alten Vater nicht mal umarmen?«, übertönte die dröhnende Stimme ihres Vaters die Antwort ihrer Mutter.
    Lächelnd schlang Sam die Arme um ihren Vater. Er roch nach Wäschestärke, Zigarrenrauch und English-Leather- Rasierwasser. Sie schloss die Augen und ließ sich von dem Aftershave-Duft in ihre Kindheit zurücktragen, als sie »Daddys kleines Mädchen« gewesen war. Ach, wäre sie doch noch einmal sieben, und ihre einzige Angst wäre das Ungeheuer in ihrem Schlafzimmerschrank. Ein Ungeheuer, das ihr Vater immer gebannt hatte.
    Aber vor acht Monaten hatte er die Monster nicht besiegt, und sie war auch kein kleines Kind mehr. Sie musste ihm klarmachen, dass er sie nicht wie eines behandeln durfte. Sie ließ ihn los, trat zurück und schenkte ihrem Vater ein vorsichtiges Lächeln.
    Er hatte eine Hand leicht auf ihre Schulter gelegt und fuhr mit den Fingern der anderen Hand zu ihrer Kopfseite. Als er die vom Haarspray steifen Strähnen berührte, verfinsterte sich seine Miene. »Du hättest das von Renaldo in Ordnung bringen lassen sollen«, verwies er sie an den Friseur ihrer Mutter.
    Sam schob seine Hand weg. »Es sieht inzwischen schon besser aus. Wenigstens habe ich jetzt keine kahle Stelle mehr«, gab sie möglichst gelassen zurück.
    »Nancy«, wandte Sams Vater seine Aufmerksamkeit rasch ihrer Mutter zu. »Sobald wir wieder in Minneapolis sind, ruf Renaldo an. Er soll hier rauskommen.« Sein Blick kehrte zu Sams Kopf zurück. »Er kann das in Ordnung bringen, so dass …«, er stockte auf der Suche nach den richtigen Worten, »man es gar nicht mehr bemerkt.«
    »Lawrence«, entgegnete ihre Mutter. »Er wird doch nicht zwei Stunden für einen einzigen Haarschnitt fahren.«
    »Hmmf«, schnaubte er. »Doch, das wird er.«
    »Dad«, sagte Sam, während sie zur Couch hinüberging. »Das ist schon in Ordnung. Es wächst heraus.«
    Sie ließ sich auf der Couch nieder, und Jackson reichte ihr ein Glas Orangensaft. Sie trank einen Schluck, um ihre plötzlich trockene Kehle anzufeuchten, und blickte zu ihrem Vater auf, der nun über ihr aufragte.
    »Dad«, begann sie.
    Er unterbrach sie mit erhobener Hand. »Samantha, wir haben das zu dritt besprochen«, er zeigte auf ihre Mutter und Jackson, »und wir halten es für das Beste, dass jemand die Woche über bei dir bleibt. Wir haben eine Frau namens Anne Weaver engagiert. Sie ist eine Physiotherapieassistentin. Sie wird dir nicht nur täglich beistehen, sie wird dir auch bei deiner Therapie helfen«, verkündete er. »Außer dem verschreibt Jackson dir ein neues Medikament, das du abends nehmen sollst, um besser zu schlafen. Du kannst morgen damit anfangen.«
    Sam warf Jackson einen Blick zu. Als er ihn bemerkte, senkte er den Kopf und betrachtete einen Fleck auf dem glänzenden Fliesenboden. Ohne ihn zu fragen, wusste sie, dass er ihren Eltern von ihrem jüngsten Albtraum erzählt hatte. Verärgert rieb sie mit den Handflächen über ihre Hose. Warum hatte er nicht vorher mit ihr geredet?
    »Anne wird hier sein …«, begann ihr Vater.
    Sam hob Einhalt gebietend die Hand. »Nein.«
    »Was soll das heißen, ›nein‹?«, fragte er und trat überrascht einen Schritt zurück.
    »Ich habe die ganzen Tabletten satt, und ich habe es satt, dass alle dieses Theater um mich machen.« Sie hielt inne und räusperte sich. »Keine Medikamente … kein Babysitter«, schloss

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