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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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Gesichtsausdruck. Sam dreht durch. »Okay, ich schau nach.«
    Mit ungleichmäßigen Schritten ging sie ins Schlafzimmer und begann zu suchen. Jackson folgte ihr, stand in der Tür und beobachtete sie. Mit einem Seufzer drehte er sich um, verschwand, tauchte aber gleich darauf wieder auf.
    »Ist es die da?«, fragte er die Bürste schwenkend.
    Sie schnappte sie aus seiner Hand. »Wo hast du sie gefunden?«
    Er presste mit einem finsteren Blick die Lippen zusammen. »Im zweiten Fach des Medizinschränkchens.«
    »Aber … aber«, stammelte sie, während sie mit der Hand den glatten Holzgriff umklammerte. »Ich habe nachge schaut … Ich schwöre, dass sie nicht …«
    Ein lautes Klopfen an der Vordertür des Hauses unterbrach sie. »Es spielt keine Rolle, Sam«, sagte Jackson. »Deine Eltern sind da. Beeil dich und zieh dich an. Der Brunch ist gleich fertig.«
    Als sie allein war, ließ sie sich aufs Bett sinken und starrte die Bürste in ihrer Hand an. Egal, was Jackson sagte, die Bürste war nicht in ihrem Fach gewesen. Sie hätte sie gesehen. Sam legte den Kopf zurück und starrte zur Decke hinauf. Es sei denn, ihre Augen ließen sie nun auch noch im Stich.
    »Lass es auf sich beruhen«, murmelte sie vor sich hin. »Und beruhige dich.«
    Sie ließ die Bürste auf dem Bett liegen, stand auf und ging zum Kleiderschrank. Wenn sie ihren Vater und Jackson überzeugen wollte, dass sie dem Alleinbleiben gewachsen war, sollte sie sich nicht hysterisch über eine vermeintlich abhandengekommene Haarbürste aufregen. Sie holte eine Jeans hervor und ließ sich einen Moment Zeit mit der Wahl der richtigen Bluse. Etwas Schmeichelhaftes. Der äußere Anschein war ihren Eltern immer wichtig gewesen. Wenn sie mehr so aussah wie früher, war es wahrscheinlicher, dass sie auf sie hörten.
    Vielleicht würde Make-up helfen, dachte sie und fuhr sich mit der Hand über die Wange. In ihrem früheren Leben wäre es nie für sie in Frage gekommen, ungeschminkt unter die Leute zu gehen, aber jetzt war das schon so lange her, dass ihr Geschick, einen makellosen Look zu erreichen, eingerostet war.
    Sie zog sich so rasch wie möglich an. Als sie den Fuß in ein Paar flache Schuhe steckte, stieß sie mit der Ferse gegen etwas, das halb unter dem Bettvolant verborgen war. Sie bückte sich und hob es auf. Es war das Buch, das Jackson gestern Nacht gelesen hatte. Sie erinnerte sich, dass sie es auf den Boden gefegt hatte. Neugierig drehte sie es um und las den Titel: Wo in Minnesota Geister hausen. Ein Führer.
    Verwirrt starrte sie den Buchdeckel an. Was ist denn das? Jackson hat sich doch nie für Parapsychologie interessiert.
    »Scher dich nicht drum«, flüsterte sie sich zu. »Du hast wichtigere Themen zu bedenken als Jacksons Lesestoff.«
    Mit einem Seufzer legte sie das Buch auf den Nachttisch und kehrte ins Bad zurück. Jackson hatte bereits die Unordnung aufgeräumt, die sie hinterlassen hatte. Sie griff nach ihrer Schminktasche und trug rasch Mascara, ein wenig Lidschatten und Abdeckcreme auf, um die dunklen Ringe unter ihren Augen zu verbergen. Dann trat sie zurück und betrachtete sich prüfend im Spiegel. Nicht so gut, wie sie früher ausgesehen hatte, aber es würde reichen müssen. Im Moment war sie nun einmal keine Schönheit. Ihre Augen wanderten zu dem hochstehenden Haarpinsel. Mit Haarspray versuchte sie, ihn zu glätten, doch er sprang sofort wieder auf. Hoffnungslos.
    Sie stellte die Spraydose weg, stützte sich mit den Händen auf den Waschbeckenrand und sah sich im Spiegel in die Augen.
    »Du kannst das schaffen«, sprach sie sich selbst flüsternd Mut zu. »Sei ruhig … bleibe beherrscht.«
    Mit einem Nicken machte sie kehrt und ging langsam aus dem Badezimmer und durch den Flur ihren Eltern entgegen.
    Die standen im Wohnzimmer beieinander, in der Hand Sekt-Orange, das Lieblingsgetränk ihrer Mutter.
    Sams Eltern waren ein gutaussehendes Paar. Mit marineblauen Hosen und einem weißen, gestärkten Hemd bekleidet, dessen Ärmel aufgekrempelt waren, schaffte Lawrence Moore es, im Wohnzimmer eines Ferienhauses am See genauso distinguiert auszusehen wie in einem Sitzungssaal. Sein silbriges Haar wellte sich aus der Stirn zurück, und seine grünen Augen waren so scharf wie Glasscherben. Mit seiner militärisch strammen Haltung konnte er lediglich durch seine Anwesenheit einschüchternd wirken.
    Sams Schritte wurden unsicher. Er würde sie nicht einschüchtern. Sie machte den Rücken gerade. Heute nicht.
    Nancy Moore war das

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