Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Ich werde einmal vernünftig mit ihm reden.«
Sam hob den Kopf. »Ich würde es vorziehen, wenn du ihn in Ruhe lässt.«
»Unsinn.« Er winkte achtlos ab. »Jackson ist genau der Richtige für dich, und wenn ich euch beiden helfen kann, diese schwierige Zeit durchzustehen, werde ich das tun.«
»Dad …«
»Schsch«, sagte er, bückte sich und küsste sie auf die Wange. »Alles wird wieder gut.« Er richtete sich auf und drohte ihr mit dem Finger. »Vergiss dein Versprechen nicht, Samantha. Ich erwarte, von Anne nur Positives zu hören.«
Sam war zu müde zum Streiten und nickte einfach nur.
Er ging durch den Raum und drehte sich in der Tür noch einmal um. »Ruh dich ein bisschen aus. Anne wird hier sein, falls du etwas brauchst.«
Nachdem ihr Vater die Tür leise geschlossen hatte, schweifte ihr Blick durchs leere Zimmer. Vielleicht hatte er ja recht. Sie musste nur bei ihrer Therapie mitarbeiten, und alles würde gut werden. Die Albträume würden verschwinden. Ihre Beziehung zu Jackson würde wieder wie früher sein, und sie könnten endlich die Hochzeit in Angriff nehmen. Sie würde ihr altes Leben zurückbekommen. Für ihren Vater arbeiten … und mit Jackson verheiratet sein. Das war es doch, was sie wollte, oder?
Aber was war mit dem Foto? Wie war es ins Badezim-mer gekommen? Hatte sie es genommen, ohne sich dessen bewusst zu werden, und dort hineingetragen? Der Gedanke jagte ihr Angst ein, und ihr Kopf begann zu pochen. Ihr Blick blieb an den Beruhigungspillen haften, die auf dem Nachttisch standen. Sie musste wirklich zur Ruhe kommen. Also öffnete sie das Fläschchen, schüttelte eine der kleinen Tabletten in ihre Hand und betrachtete sie. Oh, wie sie diese kleinen, blauen Dinger hasste. Sie hatte nicht gelogen, als sie ihrem Vater erklärt hatte, dass sie sie benommen machten, aber vielleicht war benommen sein besser, als sich so zu fühlen wie sie jetzt. Sie warf die Tablette in den Mund und schluckte sie ohne Wasser.
Sie rutschte wieder unter die Bettdecke, schloss die Augen und ließ sich ins Vergessen sinken.
Flüstern … ich höre jemanden flüstern.
Der Gedanke weckte Sam mit einem Ruck. Sie riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Ein Blick auf die beleuchtete Nachttischuhr: Mitternacht. War Anne noch da und unterhielt sich mit jemandem? Lief vielleicht der Fernseher? Im Schein der beleuchteten Uhr entdeckte sie einen Zettel, der auf dem Nachttisch an etwas lehnte. Sie schaltete das Licht an und überflog ihn rasch. Anne war inzwischen seit zwei Stunden weg. Sam war allein. Es war nur wieder ein Traum gewesen.
Dann hörte sie es erneut … das leise, zischelnde Geflüster, das sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie schoss im Bett hoch und machte rasch das Licht aus. Tief in der Kehle spürte sie ein Klopfen. Der Mund wurde ihr trocken, und sie hätte gerne gehustet, wagte es aber nicht. Sie fürchtete sich, den oder die Unbekannten im Haus auf sich aufmerksam zu machen. Angestrengt lauschte sie und hielt dabei das Kopfkissen fest an ihre Brust gedrückt.
Der plötzliche Ruf eines Seetauchers hallte über den See, und Sam barg ihren Kopf in dem Kissen und unterdrückte einen Schrei. Als sie die Ungewissheit nicht länger ertrug, schob sie das Kissen nach unten und lauschte angestrengt mit gerecktem Hals. Nichts. Der überwältigende Drang, aus dem Bett zu springen, durch das Haus zu jagen und alle Fenster und Türen zu überprüfen, lag im Widerstreit mit dem Bedürfnis, ganz still in der Sicherheit des Betts zu bleiben. Die Muskeln ihres linken Beins zuckten, während sie gegen den Drang ankämpfte, sich in Bewegung zu setzen.
Sie verlor.
Sie griff sich die auf dem Nachttisch liegende Maglite, schlüpfte aus dem Bett und schlich durchs Zimmer. Die Taschenlampe in der einen Hand, drückte sie langsam die Klinke mit der anderen Hand herunter und machte die Tür einen Spalt weit auf. Sie lauschte mit dem Ohr an der schmalen Öffnung.
Stille.
Behutsam schob sie die Tür auf und schlüpfte in den Flur. Sie drückte sich mit dem Rücken an die Wand, und die Bodenkacheln lagen kühl unter ihren nackten Füßen. Haltsuchend hangelte sie sich mit den Händen an der Wand entlang, schob sich durch den Flur zum Wohnzimmer vor. Am Ende des Flurs machte sie eine halbe Drehung und warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke.
Das Mondlicht sickerte durch die hauchdünnen Stores, die vor der Terrassentür hingen, und tauchte den Boden in seinen silbrigen Schein. Sie zog sich zurück, und
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