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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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humpelte über die Veranda und verschwand im Haus.
    Anne sah ihr widerstrebend nach. Jetzt, da Sam sich wieder zum Winterschlaf in ihr Zimmer zurückzog, spürte sie, wie die kleinen Siege, die sie heute Vormittag errungen hatte, zerrannen.
    Nachdem Sam die Verandatür hinter sich geschlossen hatte, wandte Fritz sich Anne zu. »O je«, sagte er mit einem reuigen Blick. »Sie ist ein bisschen scheu, oder?«
    Anne hob stirnrunzelnd das Handtuch auf und rieb sich damit die Hände ab. »Sam misstraut Fremden. Sie hat viel durchgemacht.«
    Fritz lehnte sich zurück und führte die Fingerspitzen zusammen. »Esther Dunlap hat mir erzählt, sie hätte eine Art Trauma erlitten. Was ist passiert?«
    »Ich klatsche nicht über meine Patientinnen«, erwiderte sie knapp und warf das Handtuch in ihre Tasche. »Wenn Sie es wissen wollen …«
    »Was ist das eigentlich für ein Geruch?«, fiel Fritz ihr ins Wort.
    Sie warf ihm einen Blick zu und sah, dass er mit der Hand vor seiner Nase herumwedelte. Sie nahm die Flasche und hielt sie hoch. »Lavendelöl.«
    Seine Lippen verzogen sich angeekelt. »Pfui, diesen Geruch konnte ich noch nie ausstehen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte sie in neutralem Tonfall, machte die Flasche zu und warf sie auf das Handtuch. »Die meisten Menschen empfinden ihn als beruhigend.«
    Fritz schüttelte rasch den Kopf. »Ich nicht.« Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Gebäude zu. »Weiß Ihre Patientin eigentlich über dieses Haus hier Bescheid?«
    »Jetzt fangen Sie nicht auch noch an«, sagte Anne und verdrehte die Augen.
    Ein harter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ich erinnere mich recht gut an Blanche und Harley, und ich war in diesem letzten Sommer hier. Blanche hat alles vergiftet, was sie berührt hat.« Er sog an seiner Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Es war ein trauriger Tag, als Harley sie hergebracht hat. All die Menschen, deren Leben sie zerstört hat.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Mich würde es nicht wundern, wenn etwas von ihrer Bosheit noch immer hier verweilte.«
    Anne schnaubte. »Ach, kommen Sie schon. Die beiden haben den See vor Jahren verlassen. Was immer damals passiert ist, ist längst kalter Kaffee.«
    Er zog die Augen zu Schlitzen zusammen. »Sagen Sie das einmal Esther Dunlap.« Plötzlich entspannte sich sein Gesicht, und er beugte sich vor. »Aus meinem Willkommen für Miss Moore ist nun ja nichts geworden, aber lassen Sie mich noch ein anderes Thema ansprechen, wenn ich schon einmal hier bin.«
    Anne legte den Kopf schief und betrachtete ihn misstrauisch. »Was denn?«
    Er warf ihr ein charmantes Lächeln zu. »Ich stelle ein kleines Quartett für die Unabhängigkeitsfeier am 4. Juli zusammen, und ich fände es schön, wenn Caleb da mitmachen könnte.«
    Sie stand rasch auf und griff nach ihrer Tasche. »Er hat genug damit zu tun, sich auf den Schulanfang im Herbst vorzubereiten.«
    Fritz lachte leise. »Er hat gemeint, dass Sie das sagen würden.«
    »Sie haben schon mit ihm geredet?«
    »Ja«, antwortete er und stand auf. »Caleb ist ein sehr talentierter junger Mann. Man sollte ihn ermutigen, seine Begabung zu entwickeln.«
    »Er wird etwas aus seinem Leben machen.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und wandte sich zur Terrassentür. »Er geht aufs College.«
    »Das wollen Sie …« Fritz hielt inne. »Aber was will eigentlich er selber?«
    Anne fuhr herum. »Er ist mein Sohn, nicht Ihrer. An mir ist es, ihn zu führen, nicht an Ihnen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Führen oder zwingen?«
    »Mein Sohn geht Sie nichts an«, entgegnete sie knapp. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch Arbeit vor mir.«
    Mit zwei wütenden Schritten war sie an der Tür und ließ ihn allein auf der Veranda stehen.

8
    Was tat sie eigentlich hier?, dachte Sam, als sie in der Tür von Alice’s Beauty Barn stehen blieb. Das hier gehörte nicht zu ihrer Therapie – es war nur wieder so eine Situation, zu der sie sich hatte nötigen lassen. Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. Ehrlich, sie hatte es so satt, immer zu etwas gezwungen zu werden. Dieselbe Hand ließ sie dann zu ihren abgehackten Haaren wandern. Was spielte es schon für eine Rolle, wie sie aussah? Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen? Wenn sie die Kraft dazu hätte, würde sie machen, dass sie hier wegkäme, und zu dem verdammten Ferienhaus zurückmarschieren.
    Als spürte Anne Sams Gedanken, nahm sie sie plötzlich beim Arm und führte sie zu einem der gepolsterten

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