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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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Es war zu viel. Zu viele Pudel, zu viele Frauen und zu viel Geflüster. Im Geist wurde es immer lauter, bis es in ihrem Kopf widerzuhallen schien. Sie gehörte nicht hierher zu all diesen Frauen, die mit der Schere oder mit Lockenwicklern verschönert wurden. Sie musste in die Sicherheit ihres Hauses zurückkehren. Sie packte die Armlehnen ihres Stuhls und wollte gerade aufstehen, doch dann sah sie, wie die Dame am Empfang und die blondierte Friseuse zu ihr herüberstarrten. Sofort ließ sie sich wieder fallen, peinlich berührt von der ungewollten Aufmerksamkeit. Gleich darauf kam Anne zu ihr.
    »Alice wird sich um Sie kümmern, sobald sie mit Mrs. Albright fertig ist«, sagte sie mit einem Nicken zu der Friseuse hin.
    »Meinetwegen«, nuschelte Sam und beobachtete aus den Augenwinkeln die Alice genannte Friseuse.
    Mit einer schwungvollen Bewegung zog die Blonde den Kleiderschutz von den Schultern ihrer Kundin. »So, Mrs. Albright«, sagte sie lächelnd. »Dann also bis nächste Woche.« Erwartungsvoll wandte sie sich Sam und Anne zu, immer noch mit professionellem Lächeln.
    »Kommen Sie«, sagte Anne und ergriff Sam beim Arm.
    Sam entzog sich mit einem Ruck und ging langsam zu der wartenden Friseuse hinüber.
    »Alice«, stellte Anne die beiden einander vor. »Samantha Moore.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, antwortete Alice mit einem Nicken und zeigte auf das Waschbecken. »Dann bringen wir Sie jetzt mal in Ordnung, oder?«
    Oder?, dachte Sam. Um sie in Ordnung zu bringen, wäre mehr als ein Haarschnitt nötig, doch sie schluckte die sarkastische Bemerkung runter und folgte Alice zum freien Sessel. Gleich nachdem sie sich gesetzt hatte, floss ihr warmes Wasser über den Kopf, und sie roch den beruhigenden Duft des Kräutershampoos, während Alice ihr mit geübten Fingern die Kopfhaut massierte. Es war ein wundervolles Gefühl. Sam schloss die Augen, und ihre verkrampften Muskeln entspannten sich. Die Panik, die seit dem Betreten des Salons auf der Lauer gelegen hatte, verschwand.
    »Sam, Herzchen, das ist ja eine ziemliche Narbe – was ist denn da passiert?«, fragte Alice plötzlich.
    Sam riss die Augen auf und rutschte auf dem Sessel nach unten. »Äh, na ja, ich …«, stotterte sie.
    Alice trocknete sich eine Hand an einem Handtuch ab, ergriff Sam beim Arm und zog sie nach oben. »Schon gut, Herzchen. Das geht mich gar nichts an.« Mit den Fingern massierte sie weiter Sams Kopf. »Sie haben schönes, dichtes Haar. Ich weiß genau, wie ich es schneiden muss, damit man die Narbe nicht sieht.«
    Als sie mit dem Waschen fertig war, geleitete sie Sam zu ihrem Bedienplatz. Sie nahm das Handtuch weg, und Sam hatte sich jetzt im Spiegel genau vor Augen.
    Mit dem am Kopf angeklatschten, nassen Haar schien jeder Knochen ihres Gesichts im harten Kunstlicht hervor zustehen. Sie verzog angewidert die Lippen. Ihr Kopf sah aus wie ein Totenschädel.
    Alice, die ihre Miene bemerkte, drehte den Stuhl herum, so dass Sam nun mit dem Rücken zum Spiegel saß. Sie griff nach einem Kamm und führte ihn sanft durch das zerzauste Haar. Anne kam durch den Salon zu ihnen.
    »Na, Alice«, meinte sie fröhlich. »Wie geht es Pumpkin?«
    Der Kamm verharrte über Sams Kopf. »Prima«, antwortete Alice. »Aber natürlich vermisst sie Miss Fifi.«
    Sams Blick wanderte verstohlen zu den Fotos an der Wand und blieb an einem haften. Ein auf einem Stuhl thronender Pudel sah ihr aus einem mit schwarzem Trauerflor behängten Rahmen entgegen. Miss Fifi? Bevor sie noch danach fragen konnte, zeigte Alice mit dem Kamm auf das Bild.
    »Das war mein Liebling«, sagte sie mit feuchten Augen zu Sam. »Meine erste Miss Fifi. Sie hatte ich am längsten – dreizehn Jahre.«
    Sam hatte das Gefühl, dass sie irgendwie auf Alices Bemerkung reagieren sollte, aber ihr fiel nichts ein. »Ähm … hm … Sie züchten Pudel?«, fragte sie lahm.
    »O nein, Herzchen, ich bin keine Züchterin, aber ich liebe diese Hunde sehr.« Sie nahm eine Schere und begann zu schneiden. »Haben Sie einen Hund?«
    »Nein. Ich hatte nie Zeit für ein Haustier.«
    »Das ist aber schade.« Ihre Schere verharrte, und sie ließ den Blick wieder zu den Fotos zurückkehren. »Ich habe jetzt … oh, seit zwanzig oder dreißig Jahren Pudel … und ich weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte. Mit ihnen lebt es sich viel leichter zusammen als jemals mit meinem Ex.« Sie stieß ein raues Lachen aus. »Sie streiten nicht, und sie lassen niemals die Klobrille oben.«
    »Vielleicht

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