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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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Frau.« Er schüttelte den Kopf. »Und bei Gott, sie hat ihn schön an der Nase herumgeführt. Als sie ihm endlich weggelaufen ist, hat er das Häuschen hier verkauft und ist in die Stadt gezogen.«
    »Die beiden sind nie zurückgekommen?«, fragte Sam.
    »Nein, aber ich bin mir sicher, wo auch immer Blanche gelandet sein mag, sie macht immer noch Ärger.«
    »Und jetzt denken Sie und Anne, dass Teddy als Blanche verkleidet um den See herumstreicht?«
    »Möglich.«
    »Aber warum denn?«
    »Wer kann schon ahnen, was im Kopf dieses jungen Burschen vor sich geht? Ich jedenfalls möchte das gar nicht wissen.« Fritz hielt inne. »Vielleicht tut er es ja, um seiner Großmutter eins auszuwischen – er will sie glauben machen, Blanche sei zurückgekehrt, um sich dafür zu rächen, dass sie versucht, ihn zu kontrollieren. Irenes Reaktion nur schon auf die Erwähnung von Blanches Namen ist wohlbekannt. Oder er hat vielleicht von Ihnen gehört, meine Liebe, und beschlossen, Ihnen einen Streich zu spielen.«
    »Warum gerade mir?«
    »Alle zerbrechen sich den Kopf über Sie. Die Leute haben gerade so viel über Sie gehört, dass sie nun all die blutigen Details wissen wollen.«
    »Das geht die überhaupt nichts an«, erklärte Sam wütend.
    »Richtig, aber das vermindert ihre Neugier nicht.« Fritz spitzte die Lippen. »Möglicherweise betrachtet Teddy Sie aufgrund der Gerüchte als leichtes Opfer. Jeder andere würde ihm vielleicht eine Ladung Schrot hinterherschießen. Sie dagegen würden das nicht tun.«
    Während Fritz so über die Brightons und Blanche redete, sah Anne, wie Sams Körperhaltung sich änderte. Sie schien in sich zusammenzusinken, und ihre Augen verloren ihren Glanz. Anne meinte geradezu beobachten zu können, wie Sams sorgfältig errichtete Schutzmauer wieder ihre frühere beeindruckende Höhe erreichte. Hätte Fritz es doch gut sein lassen und sie nicht mit diesem ganzen alten Klatsch behelligt. Aber nein, wie immer musste er seine Nase in Dinge stecken, die ihn nichts angingen.
    Fritz schob sich vom Tisch weg und stand auf. »Nun, jetzt habe ich aber genug alte Erinnerungen ausgekramt.« Er wandte sich an Sam. »Ich rate Ihnen, nirgends über das zu reden, was ich Ihnen heute Morgen erzählt habe. Irene Brighton ist nicht die Einzige, die das Thema Blanche Jones abstoßend findet.«
    Doch bevor er aufbrechen konnte, bemerkte Anne den Postboten, der vor dem Haus hielt. Sie trat auf die Veranda hinaus und nahm ein großes, an Sam adressiertes Paket entgegen. Aufgeregt hielt sie es hoch. »Haben Sie das hier erwartet?«
    »Ja«, antwortete Sam knapp und zog die Augenbrauen hoch. »Dan hat also endlich Zeit gefunden.«
    »Wollen Sie es nicht aufmachen?«
    Sam zuckte mit den Schultern. »Sie können es auspacken, wenn Sie wollen.«
    Anne riss rasch das Paketband ab und brachte zwei Rahmen zum Vorschein. Als sie sie umdrehte, stockte ihr der Atem. Es waren Gemälde, Stadtansichten; das eine Bild zeigte die Großstadt – Anne erkannte nicht, ob es sich um St. Paul oder Minneapolis handelte – am frühen Morgen, bevor der schlafende Riese sich regte. Ein allererster Sonnenstrahl lugte über die Spitzen der Wolkenkratzer hinweg, und sie spürte die in dem Bild eingefangene Stille. Das andere Gemälde zeigte denselben Blick, nur bei Nacht. In den Straßen pulsierte das Leben. Unter leuchtenden Neonschildern eilten Menschen über die Bürgersteige. Auf den Fahrbahnen drängten sich die Autos, und so lebhaft und unmittelbar waren sie dargestellt, dass Anne fast hätte schwören können, einen Hauch ihrer Abgase zu riechen.
    Sie war verblüfft. Als sie anfangs erfahren hatte, dass Sam eine Künstlerin war, hatte sie angenommen, dass es sich nur um die dilettantischen Bemühungen einer reichen Tochter handelte. Die sich Künstlerin nannte, weil es gut klang. Aber diese Arbeiten zeigten selbst für Annes unerfahrenen Blick echtes Talent.
    »Die sind ja unglaublich gut«, rief sie. »Ich verstehe nicht viel von Kunst, aber die hier sind wirklich schön.«
    Fritz trat näher und nahm Anne eines der Gemälde ab. Er hielt es auf Armlänge von sich und betrachtete es genau.
    »Die Bilder sind ziemlich gut«, bestätigte er und wandte sich dann an Sam. »Ihre Werke?«
    Sams Gesicht wurde hart, und sie winkte ab. »Ja, aber die habe ich vor langer Zeit gemacht. Ich male nicht mehr.«
    Fritz lehnte das Bild gegen den Wandschrank und drehte sich um. »Oh, das sollten Sie aber, meine Liebe. Es ist eine Schande, wenn ein solches

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