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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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ein ganz normaler Mensch mit Fritz zusammengesessen und geplaudert …«
    Gregs Lachen unterbrach sie. »Was auch immer ein ganz normaler Mensch ist.«
    »Sicher«, antwortete sie, die Augenbrauen hochziehend. »Aber nachdem zwei von ihren Gemälden mit der Post gekommen waren, hat sie sich wieder in eine Eisprinzessin verwandelt und ist es geblieben.« Anne blies die Backen auf und stieß langsam die Luft aus. »Ich hoffe, dass inzwischen wieder die nettere Samantha zum Vorschein gekommen ist.«
    Greg stupste sie aufmunternd am Arm. »Viel Glück.«
    »Danke«, gab sie zurück, winkte und ging über den Weg davon.
    Die Sonne stand schon tief am Horizont, und lange Schatten fielen auf den Weg. Rechts sah Anne die ruhige Oberfläche des Sees. Über ihr flogen Vögel zu ihrem nächtlichen Schlafplatz. Sie blieb stehen, holte tief Luft und versuchte, wenigstens einen Moment lang ihre Sorgen loszulassen und ihre Umgebung zu genießen. Langsam stieß sie die Luft aus, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    Alles würde in Ordnung kommen, sagte sie sich. Sie musste nur den Sommer bis zum Herbst durchstehen, dann wäre Caleb wieder in der Schule, und sie selbst würde wieder im Krankenhaus arbeiten. Samantha Moore wäre bis dahin längst verschwunden und zu ihrem Leben in der Stadt zurückgekehrt. Das Leben liefe wieder normal.
    Plötzlich kribbelte es sie im Nacken. Jemand beobachtete sie. Sie konnte es fühlen, spürte einen Blick auf sich ruhen, aber als sie mit den Augen den Wald absuchte … war dort nichts zu sehen.
    »Hör auf«, flüsterte sie. »Du bist schon genauso paranoid wie Sam.«
    Links von ihr störte das Zerbrechen eines Zweigs die Stille. Irgendjemand lauerte dort. Sie drehte sich um und eilte in Richtung des Ferienhauses weiter – und dabei spürte sie die ganze Zeit, wie jemand Unbekanntes ihr folgte. Sie kämpfte gegen den Drang an, sich beunruhigt umzublicken. Ihre Schritte wurden schneller. Noch mehr Geräusche kamen aus dem Wald, aber nicht von hinter ihr – sondern von vorn. Wer immer es war – sie wurde überholt. Würde man ihr kurz vor dem Ferienhaus den Weg abschneiden? Sie begann zu rennen, und ihr Atem ging stoßweise. Ein Teil ihrer selbst machte sich über ihre Dummheit lustig, aber ein anderer Teil drängte sie zur Eile.
    Als sie nur noch wenige Meter vom Ferienhaus entfernt war, hörte sie plötzlich das laute Prasseln zerbrechender Zweige. Anne blieb unvermittelt stehen, denn ein Zehnender sprang aus dem Wald und landete mitten auf der Straße. Einen Augenblick lang starrten sie und der Hirsch einander überrascht an, beide erschreckt vom Auftauchen des jeweils anderen.
    Der Hirsch erholte sich als Erster wieder. Mit einem wütenden Schütteln seines Geweihs sprang er über die Straße und den Hang hinunter in Richtung See.
    Anne lachte über ihre unbegründete Angst und schlenderte zum Haus. Dabei entging ihr das plötzliche rote Aufblitzen, mit dem derjenige, der sie beobachtet hatte, kehrtmachte und sich in den Wald zurückzog.

13
    Eine Dampffahne stieg von der Schale mit Haferbrei auf, die vor Sam stand.
    »Ich mag keinen Haferbrei«, sagte diese und schob die Schale weg.
    »Schauen Sie«, sagte Anne, die, groß wie sie war, neben ihr stand. »Ich habe Sie gestern davonkommen lassen, aber heute nicht mehr. Wir haben eine Abmachung, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie sie einhalten. Und jetzt essen Sie Ihr Frühstück.«
    Sam blickte auf die Schale vor sich und spielte mit dem Gedanken, sie quer durch den Raum zu schleudern. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie sich vorstellte, wie die Schale gegen die Wand krachte und Batzen von Haferbrei in alle Richtungen spritzten. Es wäre kindisch, würde Anne aber zeigen, dass sie sie nicht länger herumkommandieren konnte. Ihre Hand schob sich langsam über den Tisch. Sei kein Trottel , dachte sie und zog sie zurück. Anne hatte recht; sie hatten eine Abmachung, aber bedeutete die, dass sie Haferbrei essen musste?
    »Ich bezweifle, dass ich in die Abmachung eingewilligt hätte, wenn ich gewusst hätte, dass auch Haferbrei dazugehört«, knurrte sie.
    Anne lachte und trat zur Küchentheke. Sie kam zurück und stellte einen Teller mit einem pochierten Ei und Toast neben die Schale.
    »Probieren Sie ihn doch wenigstens mal. Es ist ein altes Familienrezept, und sonst kränken Sie meine längst verstorbene Großmutter.«
    Sam schnaubte. »Was ist denn so Besonderes am Haferbreikochen? Man öffnet ein Päckchen,

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