Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
schnitt Fritz Jacksons Einwände ab. »Und es geht nur um den Spaß.«
»Okay – na ja, vielleicht schaue ich ja mal an einem Wochenende bei Ihnen vorbei.«
Sam warf Anne einen Blick zu. Obgleich sie dem Ge spräch keine Aufmerksamkeit zu schenken schien, fiel Sam auf, dass ihre Lippen zusammengepresst waren, als kämpfte sie gegen den Drang an, etwas laut auszusprechen. Sam hätte liebend gerne gewusst, was sie dachte. Billigte sie diese plötzliche Kameradschaft zwischen Jackson und Fritz? Sam hatte sich zusammengereimt, dass Anne mit Fritz ein Hühnchen zu rupfen hatte, weil dieser sich in das Leben ihres Sohns einmischte. Vielleicht war es das? Oder vielleicht nahm Anne es auch übel, dass Jackson hereinmarschiert kam und sie aus ihrer Chefstellung verdrängte?
Sam zuckte innerlich mit den Schultern. So oder so machte es keinen Unterschied. Sie selbst war und blieb die Spielfigur, die herumgeschoben wurde.
Plötzlich hielt Jackson beim Auspacken inne, da sein Blick von den Gemälden angezogen wurde, die inzwischen in einer Ecke des Wohnzimmers angelehnt standen.
Er ging hinüber und nahm eines in die Hand. »Wo kommen denn die her?«
Ein lastendes Schweigen erfüllte den Raum. Sam blickte zuerst auf Fritz und dann auf Anne. Es war, als warteten beide mit angehaltenem Atem darauf, dass ihr der Kragen platzte.
»Dan hat sie geschickt«, antwortete sie ruhig und zog eine Augenbraue hoch. »Dan hat mein Büro renoviert, und Dad hatte vor, die Bilder einer Wohltätigkeitsorganisation zu stiften. Weißt du etwas darüber?«
Jackson errötete, womit klar war, dass Sam mit ihrer Frage ins Schwarze getroffen hatte. »Ich bin mir sicher, es wäre für einen guten Zweck gewesen«, antwortete er abwehrend. Er griff nach dem zweiten Gemälde und ging in den Flur. »Da hier kein Platz zum Aufhängen ist, tun wir sie am besten in den Wandschrank, wo sie aus dem Weg sind«, sagte er, öffnete den Schrank im Flur und stellte die Bilder hinein.
Sam sah verstohlen hinüber zu Fritz und Anne. Annes Lippen waren so fest aufeinandergepresst, dass sie nicht mehr zu sehen waren.
»Freuen Sie sich auf Fritz’ Party morgen Abend?«, fragte Anne, als sie den Schotterweg entlanggingen.
Jackson, der mit seiner Praxis sprechen musste, war im Haus geblieben, statt mitzukommen. Und alles, was Sam empfand, war Erleichterung.
»Was meinen Sie wohl?«, fragte Sam höhnisch.
»Nicht so sehr«, antwortete Anne. »Aber es wird Ihnen vielleicht guttun.«
»Ich gehe nicht hin.«
»Dr. Van Horn möchte hingehen.«
»Schön. Dann soll er ohne mich gehen.«
»Wie wollen Sie sich denn herausreden?«
Sam gluckste. »Falls Ihnen das entgangen sein sollte: Ich bin selten um eine Ausrede verlegen, wenn ich es darauf anlege.«
»Das war mir tatsächlich schon aufgefallen«, gab Anne grinsend zurück. »Aber ich denke immer noch, es wäre gut, wenn Sie es wenigstens versuchten.«
»Ich habe nichts anzuziehen.«
»Morgen gehen wir shoppen. In Pardo gibt es ein paar Geschäfte, die bestimmt etwas Passendes haben.«
Sam schauderte. Erst Supermarkt und jetzt auch noch Klamottenkauf? »Das glaube ich nicht.«
»Ach, kommen Sie schon. Das bringt Sie doch nicht um.«
Sam warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Werden Sie auch da sein?«
Anne schnaubte. »Unwahrscheinlich. Falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist – ich gehöre hier zu den Leuten, die fürs Helfen bezahlt werden. Ich bekomme keine Einladungen zu Partys.«
»Na ja, ich geh ohnehin nicht hin«, erklärte Sam eigensinnig und blieb dann stehen. »Fritz hat nie davon gesprochen, aber gibt es eine Mrs. Thorpe?«
»Nein. Er war nie verheiratet.« Anne kickte mit der Schuhspitze einen Stein weg, der über den Weg davonflog.
Sam marschierte wieder los. »Hat er eine Freundin?«
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Anne und ging weiter neben Sam her.
»So charmant, wie Fritz ist, sollte man meinen, er müsste eine Beziehung haben.«
Anne blieb unvermittelt stehen und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Warum all diese Fragen über Fritz?«
»Ich weiß nicht – wohl aus Gewohnheit, denke ich. Ich bin daran gewöhnt, Bescheid zu wissen.« Sam zuckte mit den Schultern. »Ich hatte immer einen geschlossenen Freundeskreis – Menschen, die ich seit meiner Kindheit kannte.«
»Okay«, gab Anne nach. »Man erzählt sich über ihn, er hätte eine unglückliche Liebesgeschichte hinter sich.«
»Wirklich?« Sams Gedanken wanderten zu Fritz’ Geschichten über Blanche. »Jemand von
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