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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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gibt es in eine Schale und fügt heißes Wasser hinzu«, meinte sie und rührte mit dem Löffel in der dicken Pampe herum.
    »Das hier ist kein Instantbrei.«
    »Ich wette, er schmeckt trotzdem wie Tapetenkleister«, antwortete sie und schob sich einen Löffel voll in den Mund.
    Nicht schlecht, aber das würde sie Anne gegenüber nicht zugeben. Sie aß noch einen Löffel, während Anne ein Glas Milch neben ihr Ei und ihren Toast stellte.
    Sam schoss ihr einen Blick zu.
    »Lassen Sie mich raten … Sie mögen keine Milch.« Ein belustigtes Lächeln umspielte Annes Lippen. »Trinken Sie sie trotzdem.«
    »Ich dachte, Sie wollten nicht mehr so viel herumkommandieren«, bemerkte Sam ungehalten.
    Anne zog die Augenbrauen hoch. »Oh, verzeihen Sie, Miss Moore«, meinte sie mit einer leichten Verbeugung. »Wäre vielleicht ein Glas Milch genehm?«
    Sam verdrehte die Augen. »Schon gut. Ich hab’s kapiert. Ich benehme mich wie ein verwöhntes Gör.«
    Anne zuckte mit den Schultern. »Genau, und ich habe es noch nie gut ertragen, mich von jemandem plattmachen zu lassen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schob die eine Hüfte vor. »Also, wenn ich zu herrisch bin, wie soll ich mich denn Ihrer Meinung nach verhalten?«
    Sam legte den Löffel neben ihre Schale. »Sie könnten mich zum Beispiel fragen, was ich gerne essen möchte. Das ist ja nur eine Kleinigkeit, aber es wäre schön, wenn ich ein paar Entscheidungen selbst treffen könnte. Und wenn es auch nur darum geht, was es zum Frühstück gibt.«
    »Schön«, meinte Anne, ließ die Arme sinken und kehrte zum Herd zurück. »Ich hatte vor, heute einkaufen zu gehen. Sie können mitkommen und mir zeigen, was Sie gerne hätten.«
    »Moment mal«, rief Sam entsetzt aus. »Kann ich nicht einfach eine Liste schreiben?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Nö. Es wird Ihnen guttun, mal rauszukommen.«
    »Sie wissen, dass andere Menschen mich nervös machen.«
    »Und die beste Methode, eine Angst zu überwinden, ist, sich ihr zu stellen.« Anne drehte sich um und lehnte sich gegen die Theke. »Es wird nur ein kurzer Ausflug, das verspreche ich Ihnen. Und falls sich herausstellt, dass es zu viel für Sie ist, können Sie im Auto warten.«
    Sam kaute auf ihrer Unterlippe herum und dachte darüber nach. Früher einmal hatte sie kein Problem damit gehabt, sich vor einen ganzen Raum voller Leute zu stellen und eine Präsentation zu machen. Jetzt aber ließ schon der Gedanke an eine einfache Fahrt zum Supermarkt sie erbeben. Vielleicht hatte Anne ja recht. Die beste Methode, darüber hinwegzukommen, war, in kleinen Schritten daran heranzugehen. Sie musste das hier tun, wenn sie jemals wieder in ihr altes Leben zurückkehren wollte.
    »Na schön. Meinetwegen. Aber wenn ich Angst bekomme, gehe ich zum Auto.«
    »Einverstanden.«
    Als Sam eine Stunde später langsam neben Anne herging, fragte sie sich, wie klug diese Entscheidung gewesen war. Das Schieben des Einkaufswagens half ihr, das Gleichgewicht zu wahren, aber in jedem Gang spürte sie, wie die Leute sie beobachteten. Mit neugierigen Blicken auf Sam hatten mehrere Personen Anne in ein Gespräch verwickelt und sie dadurch gezwungen, sie mit ihrem Schützling bekannt zu machen. Ein Teil von Sam wäre am liebsten zum Auto geflüchtet und hätte sich vor all den aufdringlichen Blicken versteckt, aber wenn sie das täte, würde sie wie ein Feigling klein beigeben. Und sie hatte es ehrlich gesagt satt, ein Feigling zu sein. Also stählte sie sich gegen die forschenden Blicke, ging weiter und konzentrierte sich darauf, das Gleichgewicht zu wahren.
    Als die Tortur vorbei war, empfand Sam unwillkürlich, dass sie etwas geleistet hatte. Es war vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber das Entscheidende war, dass sie nicht aufgegeben und sich in den Wagen geflüchtet hatte. Nun, wenn sie diesmal Erfolg gehabt hatte, würde sie das auch wieder schaffen. Zufrieden mit sich selbst, setzte sie sich aufrecht hin, als sie in die Zufahrt einbogen.
    Dort stand Jacksons Wagen, und Jackson selbst war auf der Veranda und unterhielt sich mit Fritz Thorpe. Er war früh gekommen. Als sich der Gedanke an alles, was zwischen ihnen stand, ihrer bemächtigte, verflog schon wieder ein Teil ihres Glücksgefühls. Sie setzte ein gezwungenes Lächeln auf, stieg aus und ging langsam zum Haus.
    Als Jackson sie erblickte, kam er die Treppe heruntergeeilt und durch den Vorgarten auf sie zu. »Samantha«, rief er, ergriff sie bei den Schultern und strahlte sie an.

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