Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
wurde unterbrochen, als die Tür des Hauses krachend aufflog. Greg Clemons stand, die Hände in die Hüften gestemmt, im Eingang und fasste die Situation ins Auge.
Die Jungen erstarrten.
»Ihr Scheißkerle«, schrie er, als er den Stein in Teddys Hand sah. Mit zwei langen Schritten war er von der Veranda herunter und eilte auf die Jungen zu.
Teddy ließ den Stein fallen und stürmte ohne einen Blick auf seinen Freund in den Wald davon. Der Blonde rannte genauso schnell in die entgegengesetzte Richtung davon.
Greg fing Sam auf, deren Knie unter ihr nachgaben.
14
Anne joggte den Pfad zu der Stelle entlang, an der sie Sam zurückgelassen hatte. Das Gespräch mit dem Monteur hatte länger gedauert als erwartet, und sie wurde das Gefühl nicht los, Sam könnte während ihrer Abwesenheit durchgedreht sein. Sie bog um die Kurve und blieb stehen. Der Baumstamm war da, aber Sam fehlte.
Na toll. Was sollte sie jetzt tun? Zum Ferienhaus gehen? Was, wenn Sam nicht dorthin zurückgekehrt war? Dann würde sie Jackson gegenüber – der, wie dieser Morgen bestätigt hatte, im direkten Austausch mit dem lieben Daddy stand – zugeben müssen, dass sie Sam verloren hatte. All mählich glaubte sie selbst, dass all die Bemerkungen, die Sam über ihre Familie gemacht hatte, stimmten. Dr. Van Horn hatte während des Vorstellungsgesprächs so sympathisch gewirkt, aber als er vorhin mit Fritz geplaudert hatte, war er ihr wie ein erstklassiges Arschloch vorgekommen. Er hatte nicht einmal anerkannt, welchen Mut Sam benötigt hatte, um sich der Situation im Supermarkt zu stellen. Ihn schien einzig ihr neuer Haarschnitt zu interessieren. Anne strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und spähte den Weg entlang. Dort war auch niemand. »Ver dammt«, rief sie aus und kickte einen Stein über die Straße.
Zögernd machte sie kehrt und ging in Richtung von Sams Zuhause. Zuhause? Plötzlich hörte sie Gebell und das Gelächter einer Frau und blieb stehen. Sam? Sie fuhr herum und rannte zu Gregs Haus.
Bei dem Anblick, der sich ihr in dem kleinen Garten neben Gregs Haus bot, blieb sie unvermittelt stehen. Sam saß auf einem Gartenstuhl im Schatten eines Baums, an dessen Stamm Greg lässig lehnte – beide beobachteten die Hunde Roxy und Molly, die im Garten herumsprangen. Der Aus druck in Gregs Gesicht erinnerte Anne an einen stolzen Vater, der die Kapriolen seines Kindes betrachtet.
Anne verdrehte die Augen, ging zum Tor, machte es auf und betrat den Garten. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen an Ort und Stelle bleiben«, schimpfte sie genauso verärgert, wie sie es war.
»Ich …«, begann Sam, doch Greg unterbrach sie.
»Zum Glück hat sie das nicht getan, Anne. Sie hat Roxy vor Teddy Brighton gerettet.«
Annes Augen flammten auf. »Was?«
Sam nickte ihr schüchtern zu. »Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich gerettet habe – schließlich war Greg derjenige, der die beiden vertrieben hat.«
Greg legte Sam eine Hand auf die Schulter, und Anne fiel auf, dass sie nicht zurückzuckte. »Teddy und Joey Wiggins haben mit Steinen nach Roxy geworfen, aber Sam hat die beiden lange genug aufgehalten, dass ich hier rauskommen konnte.«
»Wo waren Sie denn?«
Er deutete mit einer Kopfbewegung zum See hin. »Un ten beim Steg. Ich war runtergegangen, um die Vertäuung meines Boots zu überprüfen. Eigentlich wollte ich nur kurz weg sein, aber dann kam Duane Parker mit seinem Fisch fang vorbei.« Er runzelte die Stirn. »Ich hätte Roxy nicht allein lassen sollen. Also bin ich gerade rechtzeitig zurückgekommen, um zu sehen, wie Sam sich den Jungs entgegengestellt hat.«
»Haben Sie die Brightons und die Wiggins ’ angerufen?«
Die Falte zwischen seinen Augen vertiefte sich. »Noch nicht, aber das werde ich tun. Joey ist im Grunde ein guter Junge, aber Teddy hat einen schlechten Einfluss auf ihn. Und wenn Joeys Vater erst mal über das hier Bescheid weiß, wird Teddy sich wohl nach einem neuen Freund umsehen müssen.« Er schnaubte verächtlich. »Joey war der letzte Junge am See, dessen Eltern ihm noch erlaubt haben, mit Teddy zusammen zu sein.«
Anne nahm den Gartenstuhl neben Sam und setzte sich. »Caleb hat gesagt, Teddy hätte Freunde aus Minneapolis zu Besuch.«
»Nicht mehr«, antwortete Greg. »Sie wurden dabei erwischt, wie sie mit ihren Waterbikes das Nistgebiet der Seetaucher unsicher gemacht haben, und da hat Irene Teddys Freunde rausgeschmissen.« Er hob einen Ball auf und warf ihn Molly zu. »Jetzt langweilt
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