Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Stein in die Luft. Dann hielt er inne, packte den Stein, holte mit dem Arm aus und schleuderte ihn über den Zaun zu einer Stelle in der Ecke.
»Daneben«, rief der Blonde.
Der Rotschopf zuckte achtlos mit einer Schulter und bückte sich nach dem nächsten Stein. In diesem Moment entdeckte Sam Roxy, die in einer Ecke des umzäunten Geländes kauerte.
Die Hündin hatte sich so dicht wie möglich an den Zaun geflüchtet. Ihre rosa Zunge hing ihr beim Hecheln aus dem Maul, und ihre mageren Flanken gingen wie ein Blasebalg. Entsetzte braune Augen begegneten Sams Blick.
Der Junge hob erneut den Arm.
»Nein!« Das Wort entriss sich Sams Mund, bevor sie sich daran hindern konnte.
Beide Jungen fuhren herum, und zwei Augenpaare betrachteten sie forschend. Sie spürte, wie ihr eigener Atem plötzlich in ein raues Keuchen überging. Jugendliche … Einer hält einen Stein in der Hand …
Roxy heulte erneut auf und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Jungen von Sam ab.
Jetzt , sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Mach, dass du wegkommst, solange das noch möglich ist. Geh Jackson holen.
Der Rotschopf lachte und holte zum Wurf aus. Roxy, die seine Absicht spürte, zog den Kopf ein und wartete wimmernd darauf, dass ein weiterer Stein sie traf.
Sam hatte keine Zeit, zum Ferienhaus zurückzuhumpeln. Diese Jungen quälten die Hündin, und wenn ein Stein sie falsch erwischte, mochte sie tot sein, bevor Sam mit Jackson zurückkam. Sam blieb keine Wahl … sie musste handeln.
»Runter mit dem Stein«, schrie sie, bemüht, sich ihre Angst nicht anhören zu lassen.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte der blonde Junge.
»Sie ist der Krüppel, der in dem Haus wohnt, das früher einmal den Jones gehört hat«, antwortete der Rotschopf sarkastisch und wälzte den Stein in der Hand herum.
Sam schluckte heftig und trat einen Schritt zurück. Ein triumphierendes Lächeln erhellte das Gesicht des Rotschopfs.
Nein – weich jetzt nicht zurück; lass dir von diesen beiden kleinen Idioten keine Angst einjagen.
Sie straffte die Schultern und trat vor. »Ich sage es dir nur noch ein einziges Mal – wirf den Stein weg.«
Der Rotschopf legte den Kopf schief. »Ach ja? Was wollen Sie denn machen, wenn ich das nicht tue?«
»Dann marschiere ich …«
»Dann humpeln Sie, wollten Sie wohl sagen?«, unterbrach der Rotschopf sie mit spöttisch verzogenen Lippen.
»Vollkommen egal, wie ich wieder zum Ferienhaus komme«, schoss Sam zurück. »Aber wenn ich da bin, rufe ich den Sheriff an und zeige euch an.«
»Oh, da habe ich aber Angst.« Der rothaarige Junge trat einen Schritt auf sie zu. Er wälzte noch immer den Stein in der Hand, als prüfte er sein Gewicht.
Mein Gott, gleich wirft er den Stein nach mir! Sam stolperte rückwärts. »Lauf!« , schrie ein Teil ihrer selbst, aber das konnte sie nicht, nicht mit ihrem kaputten Bein.
Der Rotschopf trat noch einen Schritt näher an sie heran, und Sam zog sich ein Stück zurück. Ihre Füße rutschten auf dem losen Schotter aus. Ein verzweifeltes Bellen von der anderen Seite des Zauns ließ sie verharren.
Sam wusste alles über Verzweiflung.
Sie kämpfte darum, sich zu erinnern, wie es sich anfühlte, ohne Verzweiflung und Angst zu leben, und raffte jeden Fetzen Mut zusammen, der ihr geblieben war. Die Augen zu Schlitzen zusammenziehend, starrte sie die Jugendlichen wütend an. »Außerdem rufe ich Greg Clemons. Er kommt mir nicht wie der Mann vor, der es sich gefallen lässt, dass zwei kleine Drecksäcke wie ihr mit Steinen nach seinem Hund werfen.«
Aus dem Gesicht des Blonden wich das Grinsen. Er packte seinen Freund beim Arm. »Komm schon, Teddy …«
»Du Trottel«, rief der Rotschopf aus und schüttelte die Hand des Blonden ab. »Jetzt kennt sie meinen Namen.«
»Den hätte der Sheriff sowieso rausgebracht«, brummte der Blonde und wandte sich Sam zu. »Schauen Sie mal, zeigen Sie uns nicht an, okay? Wir haben dem Hund nicht wehgetan – wir haben ihm nur Angst eingejagt.«
Teddy fuhr zu dem Blondschopf herum. »Was bist du für ein Weichei? Selbst wenn sie wirklich den Sheriff und Greg ruft, werden die uns nichts tun«, höhnte er.
Der Blonde scharrte mit der Spitze seines schmutzigen Tennisschuhs über den Schotterboden. »Vielleicht tun deine Leute dir nichts, aber meine mir schon. Und wenn Greg mit meinem Dad redet …« Er schob die Hände in die hinteren Taschen seiner ausgefransten Shorts. »Dad hat mir schon gesagt, wenn ich noch ein einziges Mal Ärger mache …«
Er
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