Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
sich Teddy wahrscheinlich und denkt sich Unfug aus.«
Anne dachte über ihren Verdacht gegenüber Teddy nach. Keine Freunde und darauf angewiesen, sich selbst die Zeit zu vertreiben – doch, einem solchen Jungen mochte es als großartige Idee erscheinen, nachts um den See herumzugeistern und Ärger zu machen. Sie beschloss, Greg nichts von ihren Überlegungen zu erzählen. Der war sauer, und sie wusste, dass er sich bei Irene gründlich über das Benehmen ihres Enkels beschweren würde. Wenn sie Glück hatten, würde sie auch Teddy zeigen, wo die Tür war.
Roxy, die gern wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollte, schnappte sich einen Ball und legte ihn Sam auf den Schoß. Dann sprang sie zurück, verharrte vollkommen reglos und wartete. Nur ihre Augen bewegten sich noch – erst zum Ball und dann zu Sams Gesicht.
Lachend nahm Sam den Ball und hielt ihn hoch. »So, den möchtest du also, ja?«
Aufgeregt begann Roxy, im Kreis zu tanzen.
Erneut auflachend warf Sam den Ball, und Roxy schoss ihm so rasch nach, dass ihre Hinterpfoten Gras in die Luft schleuderten. Sie fing den Ball mitten im Flug, trottete zu Sam zurück und ließ sich mit einem Seufzer auf deren Füße niederfallen. Sam beugte sich vor und kraulte die Hündin am Ohr, was ihr einen Blick reiner Anbetung einbrachte.
Greg, der Roxy und Sam beim Spielen beobachtete, grinste plötzlich breit. »Ich finde, Sam sollte Roxy adoptieren.«
»Was?« Annes Kopf fuhr zu ihm herum.
Nach allem, was sie über Samantha Moore wusste, kreiste deren Leben um die Arbeit. Das schien sie nicht gerade zur Hundebesitzerin zu prädestinieren.
Greg sah den Unglauben in Annes Gesicht. »Ach, kommen Sie schon, Anne, Sie haben meine Hunde auch schon für Ihre Therapien verwendet.«
»Ja«, stieß sie hervor. »Um den Patienten bei ihren Übungen zu helfen. Aber keiner hat je einen Hund adoptiert.«
Anne blickte zu Sam hinüber, die Roxy streichelte. Mit einem leisen Lächeln tätschelte Sam den Kopf des Hundes, und ihr Körper, der fern der Sicherheit des Ferienhauses sonst immer voller Anspannung war, wirkte jetzt ganz gelöst.
»Was meinen Sie denn dazu, Sam?«, fragte Anne.
»Ich hatte noch nie ein Haustier«, antwortete Sam und richtete sich auf. »Vielleicht macht es ja Spaß.« Sie blickte auf Roxy hinunter, die zu ihren Füßen lag. »Sie hat es schwer gehabt … Ich denke, ich könnte ihr ein gutes Zuhause geben.«
»Was haben Sie denn mit ihr vor, wenn Sie mal wieder in der Großstadt sind? Sie leben doch in einer Wohnung, oder?«
»Ja, aber ich werde in Jacksons Elternhaus ziehen. Es ist groß und liegt in einer Waldgegend. Sie hätte massenhaft Auslauf.«
»Und was ist mit Jackson? Wie wird er das sehen, wenn Sie Roxy adoptieren?«
Sam zuckte die Schultern, als spielte das keine Rolle. »Er mag Hunde«, sagte sie, streckte die Hand nach unten aus und streichelte Roxy am Kopf. Bei Sams Berührung wälzte die Hündin sich auf den Rücken, um sich am Bauch kraulen zu lassen. Lachend gab Sam ihr, was sie wollte.
Dr. Van Horn mochte vielleicht Hunde, dachte Anne, aber er kam ihr wie der Typ vor, der sich für sein Haus tier einen Stammbaum bis zurück zum Anbeginn der Zeit wünschte, in dem natürlich auch ein paar Champions nicht fehlen durften.
»Wann wollen Sie sie denn adoptieren? Wenn Sie in die Stadt zurückkehren?«
Sam blickte Anne mit einem durchtriebenen Glitzern in den Augen an. »Warum nicht gleich heute? Ich kann sie jetzt sofort mit heimnehmen. Greg hat mir erzählt, dass das Tierheim noch zwei weitere Hunde aufgenommen hat, die Pflegefamilien brauchen. Wenn ich Roxy nehme, hätte er Platz für sie.«
Anne hob die Hand. »Moment mal – Sie können doch nicht so hoppla-hopp beschließen, dass Sie jetzt einen Hund haben. Sie müssen darüber nachdenken. Man übernimmt schließlich Verantwortung.« Sie blickte sich hilfesuchend nach Greg um. »Hunde müssen erzogen werden, brauchen Futter und einen Schlafplatz – habe ich nicht recht, Greg?«
»Was Roxy jetzt braucht, ist Liebe und ein Zuhause. Ich glaube, Sam ist mehr als fähig, ihr das zu geben.«
Sam strahlte bei seinen Worten stolz. Es war nicht einmal mehr ein Schatten der reizbaren, verbitterten Frau zu bemerken, die Anne in den letzten Wochen kennengelernt hatte.
Greg fuhr fort. »Nachher kann ich noch etwas Hundefutter und Roxys Körbchen vorbeibringen.« Seine Hand glitt von Sams Schulter. »Übers Wochenende können die beiden sich besser miteinander vertraut machen,
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