Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
hinüber. Sie hatte sich selbst überrascht. Während ihrer Shoppingtour war die Angst, die sie so lange Zeit gequält hatte, verschwunden gewesen. Sie hatte Spaß gehabt. Anne vielleicht auch? Deren Einstellung zur Sache mit der Tunika verblüffte Sam. Die kostete doch nur fünfundsiebzig Dollar, es war ja nicht so, als hätte sie ihr angeboten, ihr eine Designer-Handtasche für ein paar Tausender zu schenken. Sie hoffte wirklich, dass Anne, im Haus angekommen, nicht darauf bestehen würde, dass Sam das Kleidungsstück zurücknahm.
Sam hielt vor dem Haus, raffte ihre Einkäufe zusammen und wandte sich Anne zu. »Greg weiß gut Bescheid über Hunde. Wie lange arbeitet er denn schon für das Tierheim?«
Anne hob eine Schulter hoch. »Ungefähr fünf Jahre.«
»Und was hat er davor gemacht?«
»Hm«, wand Anne sich. »Er war Tierarzt.«
»Wirklich? Hier?«
»Nein, in Minneapolis.«
»Betreibt er hier eine Praxis?«
»Nein.«
»Warum denn nicht?«
Anne zögerte mit der Antwort und stieß die Wagentür auf. »Das fragen Sie ihn am besten selbst.«
Sam stieg aus, machte Roxy die Autotür auf, griff nach ihrer Leine und folgte Anne. »Sie lassen es so klingen, als wäre es ein Geheimnis.«
»Nein, das ist es nicht«, erwiderte Anne kurz angebunden. »Aber diese Geschichte muss Greg erzählen, nicht ich.«
Thema beendet … Sie gingen gemeinsam ins Haus. Drinnen angekommen trug Sam, dicht von Roxy gefolgt, ihre neuen Kleider ins Schlafzimmer. Sie hatte gerade die Schranktür geöffnet, als Roxy kehrtmachte und bellend durch den Flur rannte. Sam eilte ihr nach. Sie bog um die Ecke und sah Jackson und Fritz in der Küche stehen. Fritz betrachtete den bellenden Hund mit amüsiertem Blick, während Jackson Roxy mit angespannter Miene zum Stillsein ermahnte. Als Jackson Sam bemerkte, zeigte er auf die Hündin.
»Mach, dass sie die Schnauze hält!«, rief er aus.
»Schsch«, sagte Sam mit einem Fingerschnippen. Sofort stellte der Hund das Bellen ein und kam an Sams Seite. Sam warf Jackson einen triumphierenden Blick zu.
»Du solltest sie besser mal erziehen«, knurrte der. »Wir können nicht zulassen, dass sie sich jedes Mal so aufführt, wenn wir Gäste haben.«
Fritz kicherte und hielt Roxy seine Hand zum Beschnüffeln hin. Sie näherte sich ihm vorsichtig. »Sie wird sich bestimmt gut eingewöhnen, Jackson«, sagte er. Er hockte sich hin und streichelte sie am Kopf. »Greg ist sehr heikel mit seinen Hunden, und er hätte nicht zugelassen, dass Sam diesen hier adoptiert, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass sie Roxy ein gutes Zuhause bietet.«
Jackson betrachtete die Hündin skeptisch, während Sam eine Woge der Dankbarkeit gegenüber Fritz empfand. Anscheinend hatte auch noch jemand anderer als Greg Vertrauen in sie.
»Einen Vorteil hat ein Hund jedenfalls«, fuhr Fritz fort. »Niemand wird sich dem Haus nähern, ohne dass Sam es merkt.«
»Lawrence wird das gar nicht gefallen«, murmelte Jackson leise, aber Sam verstand es trotzdem.
Sie legte den Kopf schief und durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Was hast du gesagt?«
»Nichts«, brummte er, noch immer den Hund anstarrend. Plötzlich veränderte sich sein Verhalten, und er hob den Kopf und lächelte sie an. »Hattest du Spaß beim Shoppen?«
Okay , dachte sie. Er gibt sich Mühe. Dann tue ich das Gleiche. Sie entspannte sich und erwiderte sein Lächeln. »Ja, und ich habe das perfekte Kleid für heute Abend gefunden.«
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Ich hätte nicht erwartet, dass es hier eine große Auswahl gibt.«
Sam war verärgert. »Warum denn nicht? Weil wir hier nicht in Minneapolis sind?«
Bevor Jackson antworten konnte, unterbrach Fritz das Gespräch und wandte sich an Anne, die am Küchentresen lehnte. »Haben Sie heute Abend Zeit?«
Sam lächelte. Anne wurde wohl doch noch eingeladen.
»Sehen Sie? Sind Sie nicht froh …«, begann sie.
»Megan kann heute Abend nicht beim Servieren helfen, und da fehlt mir jemand«, unterbrach Fritz sie und machte damit Sams freudige Erregung zunichte. »Könnten Sie um sechs kommen?«
Anne öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Sam kam ihr zuvor. »Fritz, ich habe Anne eingeladen, uns zu begleiten«, sagte sie mit einem reizenden Lächeln. »Sie haben ja gesagt, je mehr Gäste, desto besser, oder?«
»Na ja …«
Sam ging zu Jackson und hängte sich bei ihm ein. Du solltest mich hier besser unterstützen , dachte sie, während sie weiter den Blick auf Fritz gerichtet
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