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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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ich wahrscheinlich niemals tragen werde.«
    »Ich kaufe sie für Sie«, meinte Sam und nahm Anne den Bügel aus der Hand. Sie drehte sich um und ging zur Kasse. Annes Hand schoss vor und hielt sie zurück.
    »Nein, das werden Sie nicht tun«, erklärte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    »Warum denn nicht?«
    »Ich brauche kein Almosen.«
    »Das ist kein Almosen.«
    »Doch, das ist es.«
    »Nein, das ist es nicht. «Sam entzog sich, die Tunika noch immer fest im Griff. »Ich kaufe sie, hören Sie also auf, mit mir zu streiten.« Ihr Gesicht wurde weich. »Schauen Sie, ich weiß, dass ich schwierig war. Wenn ich Ihnen das hier schenke, ist das eine Möglichkeit, Sie ein bisschen dafür zu entschädigen.« Sie lächelte. »Vielleicht halten Sie mich dann nicht mehr für ganz so grässlich.«
    Anne hob das Kinn. »Meine Achtung lässt sich nicht kaufen.«
    Sams Augenbrauen schossen hoch, und sie betrachtete Anne mit einem selbstgefälligen Blick. »Das weiß ich. Und offen gesagt, wenn sie zum Verkauf stünde, wollte ich sie auch nicht haben.«

15
    Ich schlendere die Straße entlang und lächele über die Leute, denen ich begegne. Urlaubsgäste. Ich senke den Kopf, damit sie die Belustigung in meinem Gesicht nicht sehen. Sie erinnern mich an Ameisen, die sinnlos hin- und herrennen und nach Leckerbissen Ausschau halten, die sie zum Ameisenhügel zurückschleppen können. Sie versuchen, etwas Erinnernswertes und Erregendes zu finden, etwas, was sie auswalzen können, wenn sie einmal wieder in ihren Alltag zurückgekehrt sind. So wollen sie sich einreden, dass ihr trauriges, kleines Dasein doch irgendeine Bedeutung hat. Aber sie irren sich. In ihrem Leben gibt es keine Leidenschaft, und ohne Leidenschaft gibt es kein Leben.
    Ich hebe den Kopf, als die Spaziergänger in sicherer Entfernung sind. Mein Lächeln verblasst. Das ist etwas, das ich ihr lassen muss – wenigstens hat sie Leidenschaft besessen. Vielleicht hat sie sich und die Menschen ihrer Umgebung dadurch ins Unglück gestürzt, aber sie hat ihr Leben gelebt. Sie ist nicht davor weggelaufen, hat sich nicht davor versteckt. Nicht wie Samantha.
    Ah, Samantha – diese kleine Maus, die sich in ihrem Versteck für sicher hält. Sie würde selbst dann nicht wissen, was Leidenschaft ist, wenn sie ihr auf den Kopf fiele. Ach, Moment mal, das ist ja schon passiert, nur war es eine Brechstange. Ich muss grinsen. Wie schade, dass sie das überstanden hat. Es wäre besser, wenn ihr armseliges, kleines Leben damals ein Ende gefunden hätte. Aber noch einmal: Ihr Leben ist ja schon zu Ende. Es war in dem Moment vorbei, als sie zugelassen hat, dass man ihr ihre Kunst nimmt. Seit damals hat sie meiner Meinung nach nur so getan, als würde sie leben, und ihr Handeln zeigt nur, wie machtlos sie ist.
    Ich bin jetzt in der Nähe des Ferienhauses, bleibe stehen und ziehe Bilanz. Ja, Samantha ist schwach, ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin stark. Die Schwachen sind die Beute der Starken. Und Jagd machen werde ich auf sie. Sie ist wertlos, aber Lawrence Moore ist es nicht. Wie man mich behandelt hat, war enorm ungerecht, und ich grolle, weil man mich zum Rückzug in ein Leben gedrängt hat, für das ich mich nicht freiwillig entschieden habe. Ich gestatte mir ein verstohlenes Lächeln. Wenn ein Mann wie Lawrence Moore mich unterstützt, wird keiner sich mehr gegen mich stellen. Wenn ich nur eine Möglichkeit fände, Samantha aus dieser Gleichung herauszunehmen.
    Mein Lächeln weicht einer finsteren Miene. Ich sehe ein Problem – ein ein Meter achtzig großes, blondes Problem. Anne Weaver gewinnt Einfluss auf Samantha. Und das geht einfach gar nicht. Damit überhaupt irgendein Plan funktioniert, muss Samantha von mir abhängen und nicht von Anne. Wie kann ich ihren Einfluss beseitigen?
    Mir kommt eine Idee. Ich kenne Anne vielleicht nicht gut, aber doch gut genug, um über ihre Schwachstelle Bescheid zu wissen. Ihr Sohn Caleb. Caleb könnte mir als Werkzeug dienen, um Samanthas Vertrauen zu untergraben.
    Hmm. Ich mache kehrt und gehe wieder dahin, woher ich gekommen bin. Ich bin noch nicht bereit, nach Hause zurückzukehren – ich muss nachdenken. Der Beginn eines Plans zeichnet sich vor mir ab, und vor mich hinsummend bedenke ich die Möglichkeiten.

16
    Als sie beim See ankamen, holten Anne und Sam Roxy ab, und sie fuhren die kurze Strecke zu Sams Ferienhaus. Anne hatte die Tunika seit ihrem Aufbruch aus dem Laden nicht mehr erwähnt und Sam ebenfalls nicht. Sam schielte zu Anne

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