Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
Vom Netzwerk:
Gott«, keuchte sie atemlos und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Ich habe gerade meinen Vater rausgeschmissen.«
    »Ja«, antwortete Anne noch immer verblüfft. »Und wie fühlt sich das an?«
    Sam ließ die Hände sinken, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Gut.« Ihr Lächeln verschwand. »Aber ich glaube, dass ich gerade meinen Job verloren habe.«
    »Macht Ihnen das etwas aus?«
    »Im Moment nicht.« Sam stand auf, ging durch den Flur und machte die Tür des Wandschranks auf. Sie nahm ihre Gemälde heraus, stellte sie gegen die Wand und betrachtete sie eine Weile wortlos. Endlich blickte sie sich nach Anne um. »Gibt es in Pardo einen Laden mit Künstlerbedarf?«
    Die Untersuchung war vorüber, und nun saßen sie zusammen da und warteten auf das Urteil des Arztes. Sam war kooperativ gewesen und hatte seine Fragen geduldig beantwortet. Sie hatte nur ungern von dem Überfall berichtet, doch Dr. Douglas hatte sie sanft gedrängt, ihm eine Beschreibung dieses entsetzlichen Tages zu geben. Anne hörte die Geschichte zum ersten Mal so detailliert und aus Sams Perspektive. Kein Wunder, dass das arme Mädchen Probleme hatte, dachte sie und hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil sie Sams Ängste so oft abgetan hatte. Wie musste es sich anfühlen, wenn das Leben, wie man es kennt, einem einfach weggenommen wird? Wenn einem jedes Gefühl von Sicherheit geraubt wird? Anne meinte, jetzt besser zu verstehen, warum Sam so paranoid gewesen war und das Haus so ungern verlassen hatte, und sie nahm sich vor, in Zukunft geduldiger mit ihrer Patientin zu sein.
    »Denken Sie, dass ich unter Drogen gesetzt worden bin?«, fragte Sam mit hoffnungsvoll erhobener Stimme.
    »Hmm«, machte Dr. Douglas und überflog seine Notizen. »Wie lange nehmen Sie das Sertralin schon nicht mehr?«
    »Das Medikament gegen die Depressionen und die Angst?«
    »Genau.«
    Sam warf Anne einen verlegenen Blick zu. »Ich kann mich an das genaue Datum nicht erinnern, aber es ist mindestens eine Woche her.«
    »Und Sie hatten es vor Ihrem Aufenthalt am See mehrere Wochen lang eingenommen?«
    »Ja.«
    Er klopfte mit seinem Kuli auf das Klemmbrett und blickte auf Sam, die auf dem Untersuchungstisch saß. »Ihr Verlobter hat recht – man sollte sich von solchen Medikamenten wirklich langsam entwöhnen. Was ist mit dem Diazepam? Wie …«
    Sam unterbrach ihn. »Das Schlafmittel?«
    Dr. Douglas nickte.
    Sie verzog die Lippen. »Ich mochte es nicht, wie ich mich damit fühlte, und so habe ich es nur einige wenige Male genommen.«
    »Und das Sertralin haben Sie ebenfalls eingenommen?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie sich, abgesehen von dem Blackout, insgesamt gefühlt?«
    »Gut«, antwortete Sam rasch. »Ich habe mich kräftiger gefühlt und hatte mehr Energie.«
    »Keine dunklen Gedanken?«
    »Sie meinen an Selbstmord?«
    »Ja.«
    »Nein.«
    »Halluzinationen?«
    Sam stockte. Ob sie sich wohl gerade an den spätnächtlichen Besuch auf dem Steg erinnerte?, fragte sich Anne. Sam hatte sich so vage darüber geäußert, wann sie die beiden Medikamente abgesetzt hatte, dass Anne nicht sagen konnte, ob der Besuch zeitlich mit dem Medikamentenentzug zusammenfiel. Sie dachte an die Zigarettenstummel, die Fritz beim Steg gefunden hatte, aber die mochte auch jemand anders dort hinterlassen haben. Anne zuckte innerlich die Schultern und ließ es dabei bewenden. Sie hatte Vertrauen zu Dr. Douglas. Er würde die richtige Diagnose stellen.
    Der Arzt stand auf und legte Sams Patientenakte auf den Tisch. »Wenn Sie sich besser fühlen, empfehle ich Ihnen nicht, die Medikamente wieder einzunehmen. Falls Sie erneut Ängste bekommen oder Schlafprobleme haben, schauen wir uns die Sache noch einmal an.« Er ging zur Tür und drehte sich um. »Anne, vielleicht kommen Sie noch mit mir in den Korridor hinaus, während Samantha sich anzieht. Samantha, falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, rufen Sie mich an.«
    Anne trat in den Korridor hinaus, machte die Tür hinter sich zu und blickte Dr. Douglas erwartungsvoll an. »Sie glauben, dass sie unter Drogen gesetzt worden ist, oder?«
    »Möglich ist es«, antwortete er, sich das Kinn reibend, »aber es ist jetzt zu spät, um einen Test auf Flunitrazepam durchzuführen. Das Medikament, das Dr. Van Horn verschrieben hat?« Er zögerte. »Da ich nicht Sams ganze Fallgeschichte vorliegen habe, möchte ich die Behandlungsentscheidung eines anderen Arztes nicht in Frage stellen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher