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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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antwortete sie und stieß langsam den Atem aus.
    Es war ihr, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen. Dank Fritz konnte sie ohne Schuldgefühle aufhören, ihre Abendmedikamente einzunehmen. Jackson irrte sich – der Blackout war nicht dem Medikamentenentzug geschuldet –, da war sie sich sicher. Aber dieser Irrtum lag nicht an ihm. Er hatte einen guten Eindruck von Teddy gehabt und nicht damit gerechnet, dass dieser Junge ihr Drogen unterjubeln würde. Sie konnte es gar nicht erwarten, Jackson davon zu erzählen – er musste ebenso erleichtert sein wie sie, wenn er erfuhr, dass es eine logische Erklärung gab.

20
    Auf dem Rückweg zum Ferienhaus fiel Anne Sams Stimmungsumschwung auf. Sie blickte sie von der Seite an. »Liege ich recht damit, dass Sie sich eben bei Fritz entschuldigt haben?«
    »Ja, und er war sehr freundlich«, antwortete Sam stirnrunzelnd und berichtete dann über das ganze Gespräch. Als sie fertig war, blickte sie zu Anne hinüber. »Sie schauen skeptisch. Sie sind anderer Meinung?«
    Anne zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. »Möglich ist es. Teddy traue ich alles zu – aber Dr. Van Horn wirkte so überzeugt, dass es eine Reaktion …«
    »Anne, ich habe die Abendtablette auch am Anfang nur sporadisch eingenommen und jetzt schon seit Tagen nicht mehr«, beharrte Sam. »Und wo ich gerade schon einmal ehrlich bin, die Antidepressiva nehme ich auch nicht mehr.« Sie hob das Kinn ein wenig. » Und ich fühle mich besser ohne sie.«
    »Aber …«
    »Können wir es den Rest der Woche nicht so versuchen und schauen, was passiert?«, bat Sam inständig. »Wenn ich noch einmal einen Blackout habe, nehme ich die Medikamente wieder.«
    Anne sog an ihrer Unterlippe. Sie war überzeugt, dass der Beitrag des Patienten für die Genesung ganz entscheidend war, aber nicht bis zu dem Punkt, dass die Anweisungen des Arztes missachtet wurden. Und Dr. Van Horn hatte ausdrücklich darauf bestanden, dass Sam weiter ihre Medikamente nahm. In ihrer Erinnerung kehrte sie zum ersten Tag ihrer Begegnung mit Sam zurück. Damals hatte sie sich gefragt, ob Sams Lethargie durch die Medikamente bedingt sein mochte.
    »Bitte! Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass Sie deswegen entlassen werden könnten«, fuhr Sam eilig fort. »Ich übernehme die volle Verantwortung.«
    Seufzend traf Anne eine Entscheidung. »Okay, Sie können die Tabletten heute Abend auslassen, aber Sie müssen einem Termin mit einem der Ärzte im Krankenhaus zustimmen. Wenn der dann sagt, dass es in Ordnung ist …«
    »Danke.«
    »Ich werde versuchen, Sie morgen einschieben zu lassen.«
    »Okay«, antwortete Sam und ging zu dem absterbenden Strauch bei der Verandatreppe hinüber.
    Als sie sich der Pflanze näherte, stieß Roxy ein leises Jaulen aus, aber Sam beachtete sie nicht.
    Überrascht folgte Anne ihr und beobachtete, wie Sam sich bückte und eines der welken Blätter streichelte.
    »Du Armer«, sagte sie leise, und ihr Blick schien ins Leere zu gehen. »Du bist vernachlässigt worden, nicht wahr? Amarant – manche sagen auch Liebesblutstrauch –, so schön …« Ihre Stimme verklang, während sie die Blätter weiter betastete.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Anne und berührte sie leicht am Arm.
    Sam erwachte aus ihrer Träumerei. »Nichts. Ich … äh … hatte mich einfach nur gefragt, was für ein Strauch das ist.«
    Anne legte den Kopf schief. »Sie haben ihn Liebesblutstrauch genannt.«
    »Wirklich?« Sie hantierte mit Roxys Leine. »Ach, wahrscheinlich habe ich in irgendeiner Zeitschrift einmal ein Foto gesehen und ihn danach erkannt.« Sam trat mit einem kleinen Schritt auf die Veranda und vermied es, den Blick auf den Strauch zu richten. »Ich habe Hunger. Sie auch? Wir können ja …«
    Sie brach unvermittelt ab, als sie einen Wagen hörte, der den Weg entlangkam. Anne drehte sich um, beschirmte die Augen gegen die untergehende Sonne und beobachtete eine schwarze Limousine, die langsam zur Treppe vor dem Ferienhaus rollte. Sam stöhnte, als der Fahrer ausstieg.
    »Dad«, zischte sie. »Jackson hat keine Zeit verschwendet und ihn sofort angerufen.«
    Mit energischen Schritten durchquerte Lawrence Moore den Vorgarten; seine Augen waren hinter einer Pilotenbrille verborgen. Am Fuß der Treppe blieb er stehen und riss sich die Brille herunter. »Anne«, sagte er kurz angebunden und wandte sich dann Sam zu.
    »Hallo Dad«, meinte Sam mit gespielter Fröhlichkeit. »Was für eine Überraschung.«
    Er verzog

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