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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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dem Fenster. Ihre Nackenhaare sträubten sich, und ein grollendes Knurren stieg tief aus ihrer Brust auf.
    »Sieht so aus, als wäre Besuch da«, meinte Anne und stellte ihr Porträt auf die Staffelei. Sie ging durch den Raum, packte die Hündin beim Halsband und schob sie mit dem Knie von der Tür weg. »Es ist Dr. Van Horn«, sagte sie.
    »Der sollte doch erst Freitag kommen.« Sam sank auf die Couch nieder. »Dad hat ihn angerufen.« Sie begrub den Kopf in den Händen. »Na toll – jetzt muss ich mir auch noch seinen Vortrag anhören.«
    Ohne das Halsband der Hündin loszulassen, angelte Anne Roxys Leine von der Theke. »Am besten, ich mache einen Spaziergang mit ihr, dann können Sie unter vier Au gen miteinander reden«, sagte sie und hakte die Leine ein.
    Sam hob den Kopf. »Angsthase«, sagte sie mit gequälter Stimme.
    »Sie kommen schon zurecht. Wenn Sie mit Ihrem Dad fertigwerden, werden Sie auch mit Dr. Van Horn fertig.«
    Anne öffnete die Tür, und Sam hörte über Roxys Gebell hinweg, wie sie auf die Veranda trat und Jackson begrüßte. Mit einem Seufzer machte sie es sich auf der Couch bequem und wartete auf das Unvermeidliche.
    Ohne etwas zu sagen, kam Jackson ins Haus und ging zur Couch hinüber. Er setzte sich neben Sam und nahm sie fest in die Arme.
    »Samantha, es tut mir schrecklich leid«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Bestürzt schob Sam sich von ihm weg. »Was denn?«
    »Lawrence hat mit mir geredet. Ich habe mich in so vieler Hinsicht geirrt, und ich kann nur hoffen, dass du mir verzeihst.«
    »In welcher Hinsicht denn?«
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wo soll ich anfangen? Ich habe das, was auf Fritz’ Party passiert ist, falsch beurteilt … ich habe mich von deinem Vater überzeugen lassen, dass du in einer Einrichtung betreut werden solltest … Ich habe all deine Sorgen übergangen und dich wie ein Kind behandelt statt wie die Frau, die ich liebe.« Er lächelte sie schmerzlich an. »Wie ist das für den Anfang?«
    »Ziemlich gut«, antwortete Sam und hob die Hand. »Aber lass uns mal einen Schritt zurückgehen. Du hast gesagt, die Betreuungseinrichtung sei Dads Idee gewesen?«
    Jackson wich zurück. »Ja. Warum?«
    »Er hat behauptet, du hättest die Idee gehabt.«
    »Das muss er missverstanden haben. Er hat mich nach solchen Einrichtungen gefragt, und ich habe ihm gesagt, was ich wusste, aber er war derjenige, der das Gespräch darauf gebracht und vorgeschlagen hat, diese Lösung wäre vielleicht das Beste für dich.«
    Sam betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Sein Gesicht wirkte offen und ehrlich. Vielleicht sagte er die Wahrheit. Sie hätte nicht zum ersten Mal erlebt, dass ihr Vater die Tatsachen so zurechtbog, wie es ihm passte.
    Jackson ergriff ihre Hand und küsste sie sanft auf die Knöchel. »Du glaubst mir doch, oder?« Seine Stimme nahm einen hoffnungsvollen Klang an. »Bitte sag, dass du mir verzeihst.«
    »Jackson, ich …«
    Er berührte ihre Lippen sanft mit dem Finger und brachte sie zum Schweigen. »Nein, ich muss noch etwas anderes erklären … Ich habe bei der Fahrt hierher darüber nachgedacht.« Er ließ die Hand sinken, lehnte sich zurück und gab ihr Raum. »Vor lauter Eifer, den Frieden zwischen dir und deinem Vater zu wahren, habe ich dich nicht so eindeutig unterstützt, wie ich es hätte tun sollen. Ich sehe jetzt, dass es den Anschein gehabt haben muss, als hätte ich mich immer auf die Seite deines Vaters geschlagen.«
    »Na ja, ich weiß, dass Dad …«
    »Das war ein Fehler«, unterbrach er sie. »Und ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen, dass ich mich durch die Dynamik meiner eigenen Familie dazu habe verleiten lassen, das hintanzustellen, was eigentlich meine oberste Priorität hätte sein sollen – du und das Leben, das wir uns aufbauen können.«
    Sie fühlte ihr Herz weich werden, als sie an die Geschichten dachte, die Jackson ihr über seine Kindheit erzählt hatte – darüber, wie seine Eltern ihn als Waffe benutzt hatten, um sich gegenseitig wehzutun. Er hatte berichtet, wie sie ihn eher als Siegestrophäe betrachtet hatten, die sie im Kampf gegeneinander erringen konnten, denn als ein Kind, das sie um seiner selbst willen liebten. Er hatte ihr klargemacht, welche Ansprüche seine Eltern an ihn gestellt hatten.
    Als Sam nichts erwiderte, rückte Jackson vorsichtig näher. Genau wie Roxy, wenn sie wusste, dass sie etwas ausgefressen hatte. Sam ließ sich entspannt in die Couch zurücksinken, überflutet von

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