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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vorlesen.«
    »Abgesehen davon, meine ich.«
    »Nein, Sir, eigentlich nicht.«
    Mumm betrachtete die zwischen den Trümmern sichtbaren Drachenteile. Wie
konnte
man ein solches Wesen töten? Die Hinrichtung dauerte sicher Stunden, und ihr Erfolg blieb fragwürdig.
    Ein kleiner Stein prallte an seinem Brustharnisch ab.
    »Wer war das?«
    Die Stimme hatte die gleiche Wirkung wie eine Peitsche.
    Stille herrschte.
    Sybil Käsedick stapfte mit glühenden Augen heran und ließ einen wütenden Blick über die Menge schweifen.
    »Ich habe gefragt: Wer war das?« wiederholte sie scharf. »Wenn sich die betreffende Person nicht
sofort
zu erkennen gibt, werde ich
sehr
zornig! Ihr solltet euch was schämen!«
    Ihre Ladyschaft genoß nun die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Einige Leute, die ebenfalls nach Steinen gegriffen hatten, ließen sie möglichst unauffällig fallen.
    Lady Käsedicks Nachthemd flatterte im Wind, als sie eine besonders strenge Haltung einnahm.
    »Hier stehen der
edle
Hauptmann Mumm…«
    »O Himmel«, ächzte Mumm und zog sich den Helm über die Augen.
    »…und seine
kühnen
Männer, die so
mutig
waren, heute hierherzukommen, um euch zu retten…«
    Mumm griff nach Karottes Arm und führte den Obergefreiten zur Seite.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Hauptmann?« fragte Karotte. »Du bist ganz rot im Gesicht.«
    »Fang
du
nicht auch noch an!« erwiderte Mumm scharf. »Nobbys und Colons Spott ist schon schlimm genug.«
    Zu seinem großen Erstaunen klopfte ihm Karotte kameradschaftlich auf die Schulter.
    »Ich verstehe dich«, sagte er voller Mitgefühl. »Ich hatte eine Freundin zu Hause, sie hieß Minty, und ihr Vater…«
    »Zum
letzten
Mal, es gibt absolut
nichts
zwischen mir und…
«,
begann Mumm.
    Etwas klapperte neben ihm, und eine kleine Lawine aus Mörtel und Stroh rutschte am Hang des Schutthaufens herab. Die Trümmer hoben sich und öffneten ein Auge. Eine große schwarze Pupille, die in blutrotem Glühen schwebte, versuchte, den Blick auf Mumm zu richten.
    »Wir müssen übergeschnappt sein«, stöhnte der Hauptmann.
    »O nein, Sir«, widersprach Karotte. »Es gibt viele Präzedenzfälle. Im Jahr 1135 wurde eine Henne verhaftet, weil sie am Seelenkuchendonnerstag gackerte. Während der Herrschaft des Psychoneurotischen Lord Schraubelocker verurteilte man mehrere Fledermäuse zum Tod, weil sie gegen die abendliche Ausgangssperre verstießen. Das geschah 1401. Im August, glaube ich. Ach, eine glorreiche Zeit für das Gesetz«, kommentierte Karotte verträumt. »Nun, 1321 leitete man ein strafrechtliches Verfahren gegen eine Wolke ein, die sich während der Amtseinführung des Nervösen Herzogs Hargath vor die Sonne schob.«
    »Ich hoffe, Colon kehrt bald zu…« Mumm unterbrach sich. Er
mußte
Bescheid wissen. »Wie?« fragte er. »Wie bestraft man eine Wolke?«
    »Der Herzog ließ sie steinigen«, erklärte Karotte. »Dabei kamen einunddreißig Menschen ums Leben.« Er holte sein Notizbuch hervor und starrte auf den Drachen.
    »Glaubst du, daß er uns hören kann?« fragte er.
    »Ich denke schon.«
    »Nun gut.« Karotte holte tief Luft und wandte sich an das benommene Reptil. »Es ist meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, daß man in folgenden Punkten gegen dich Anklage erheben wird. Eins (eins) i, am oder ungefähr am vergangenen 18. Gruni hast du an einem Ort namens Schätzchengasse, in den Schatten, unerlaubtes Feuer gespuckt und dich dadurch der schweren Körperverletzung schuldig gemacht, was gegen Klausel Sieben des Arbeitsschutzgesetzes von 1508 verstößt. UND eins (zwei) ii, am oder ungefähr am vergangenen 18. Gruni hast du an einem Ort namens Schätzchengasse, in den Schatten, den Tod von sechs unbekannten Personen verursacht beziehungsweise fahrlässig herbeigeführt…«
    Mumm fragte sich, wie lange der Drache brauchte, um sich aus dem Schutthaufen zu befreien. Wahrscheinlich nicht lange genug. Der Hauptmann befürchtete, daß Karotte einige Wochen benötigte, um die vollständige Anklageliste zu verlesen…
    Die Menge schwieg. Selbst Lady Käsedick wirkte verblüfft.
    »Was ist denn los?« knurrte Mumm und musterte die nach oben blickenden Gesichter. »Habt ihr noch nie gesehen, wie ein Drache verhaftet wird?«
    »… sechzehn (drei) ii, du hast in der Nacht des vergangenen 24. Gruni ein als Altes Wachhaus, Ankh-Morpork, Wert etwa zweihundert Dollar, bekanntes Gebäude verbrannt oder fahrlässig in Flammen aufgehen lassen. UND sechzehn (drei) iii, du hast in der Nacht des

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