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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vergangenen 24. Gruni einen Wächter in der Ausübung seiner Pflicht…«
    »Ich glaube, wir sollten uns etwas beeilen«, flüsterte Mumm. »Der Drache wird immer unruhiger. Ist dies alles wirklich nötig?«
    »Nun, vielleicht lassen sich die verschiedenen Anklagepunkte zusammenfassen«, erwiderte Karotte. »Unter außergewöhnlichen Umständen bieten Breggs Regeln der…«
    »Vielleicht überrascht es dich zu erfahren, daß wir es derzeit mit
sehr
außergewöhnlichen Umständen zu tun haben«, sagte Mumm. »Sie werden sogar noch viel außergewöhnlicher, wenn Colon nicht bald Seile bringt.«
    Erneut kam Bewegung in den Schutthaufen, als sich der Drache aufzurichten versuchte. Ein dicker langer Balken fiel mit einem dumpfen Pochen zur Seite. Das Publikum wich zurück, und einige besonders vorsichtige Bürger beschlossen, daß sie genug gesehen hatten.
    Genau in diesem Augenblick kehrte Errol mit einigen kleinen Explosionen über die Dächer zurück und hinterließ mehrere Rauchringe. Er flog tiefer, raste über die Menge hinweg und veranlaßte Hunderte von Zuschauern, sich rasch zu ducken.
    Der Sumpfdrache heulte wie ein Nebelhorn.
    Mumm packte Karotte und zerrte ihn mit sich, als der König energischere Befreiungsversuche unternahm.
    »Errol ist zurückgekehrt, um den Großen endgültig zu erledigen!« rief der Hauptmann. »Vermutlich kommt er erst jetzt, weil das Bremsmanöver viel Zeit in Anspruch nahm!«
    Errol schwebte über dem König und heulte schrill genug, um Flaschen und Gläser zerplatzen zu lassen.
    Der große Drache hob den Kopf, und Mörtelstaub rieselte in dichten Schwaden herab. Er öffnete das Maul, aber die erwartete weiße Flamme blieb aus. Statt dessen quiekte er wie ein Kätzchen. Besser gesagt: wie ein Kätzchen, das irgendwo in einer tiefen Höhle hockte, dort in eine große Blechbüchse kroch und sich alle Mühe gab, möglichst hohl zu quieken.
    Geborstene Sparren fielen zur Seite, als sich das riesige Wesen erhob und schwankte. Die großen Schwingen entfalteten sich und ließen Strohfetzen auf die Straße herabregnen. Einige davon strichen über den Helm des Feldwebels Colon – er hielt etwas in der Hand, das wie eine kurze Wäscheleine aussah.
    »Er steht auf!« rief Mumm. Er stieß den Feldwebel beiseite und in Sicherheit. »Du darfst ihn nicht aufstehen lassen, Errol! Wenn das Biest aufsteht, erwischt es dich früher oder später!«
    Lady Käsedick runzelte die Stirn. »Irgend etwas geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte sie. »Normalerweise kämpfen Drachen nie auf diese Weise. Für gewöhnlich bringt der Sieger den Verlierer um.«
    »Hast du gehört, Errol?« schrie Mumm.
    »Und dann explodiert er in den meisten Fällen. Wegen der Aufregung.«
    »Erkennst du mich?« rief Mumm und winkte, während der kleine Sumpfdrache unbekümmert über dem Schutthaufen schwebte.
»Ich
bin’s! Ich habe dir den flauschigen Ball mit der Glocke drin geschenkt! Wie kannst du uns so etwas antun?«
    »He, warte mal!« sagte Lady Käsedick und legte Mumm die Hand auf den Arm. »Ich glaube fast, wir sehen die Sache völlig falsch…«
    Der große Drache sprang in die Luft und schlug so kraftvoll –
Whumm! –
mit den Schwingen, daß einige weitere Gebäude einstürzten. Der gewaltige Kopf drehte sich, und der Blick roter Augen richtete sich auf Mumm.
    Der König wirkte plötzlich recht nachdenklich.
    Errol flog heran, schwebte vor dem Hauptmann und starrte den Großen streng und mißbilligend an. Eine Zeitlang befürchtete Mumm, daß sich der Sumpfdrache von einer Sekunde zur anderen in eine kleine Aschewolke verwandelte, doch dann senkte der König verlegen den Kopf und stieg auf.
    In einer weiten Spirale glitt er gen Himmel und wurde schneller. Errol folgte ihm und umkreiste das wesentlich größere Geschöpf – wie ein Schlepper, der ein Passagierschiff in den Hafen zieht.
    »Das Ungetüm wirkt geradezu –
eingeschüchtert«,
kam es langsam von Mumms Lippen.
    »Rechne mit dem Mistkerl auf!« rief Nobby begeistert.
    »Aber, Nobby«, berichtigte Colon. »Du wolltest sagen: ›Rechne mit dem Mistkerl ab.‹«
    Mumm spürte Lady Käsedicks Blick am Nacken. Er wandte sich um und sah ihren Gesichtsausdruck.
    Eine wichtige Erkenntnis klopfte zögernd an die Tür seines Bewußtseins. »Oh«, murmelte er.
    Ihre Ladyschaft nickte.
    »Wirklich?« fragte der Hauptmann.
    »Ja«, bestätigte die Züchterin. »Ich hätte gleich daran denken sollen. Die heiße Flamme bot einen guten Hinweis. Außerdem ist bei ihnen

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