Wachen! Wachen!
der Territorialinstinkt wesentlich stärker ausgeprägt.«
»Warum kämpfst du nicht gegen den Mistkerl?« kreischte Nobby, während sich die beiden Drachen rasch entfernten.
»Es sollte ›Mistkerlin‹ heißen, Nobby«, erwiderte Mumm. »Das wäre angemessener.«
»Hast du nicht gehört, Erro… Wie bitte?«
»Der große Drache ist weiblichen Geschlechts«, erklärte Lady Käsedick.
»Was?«
Mumm lächelte schief. »Anders ausgedrückt, Nobby: In diesem Fall bliebe dein Lieblingstritt ohne jede Wirkung.«
»Er ist eine
Sie«,
übersetzte Ihre Ladyschaft. »Ein Mädchen.«
»Aber das Biest ist so verdammt
groß!«
entgegnete der Korporal ungläubig.
Mumm hüstelte demonstrativ. Nobby richtete den Blick seiner Knopfaugen auf Sybil Käsedick, die wie ein Sonnenuntergang errötete.
»Ein prächtiger und stattlicher Drachen, meine ich«, fügte er hastig hinzu.
»Äh, breite, gebärfreu… ich meine, eierbrütende Hüften«, versicherte Feldwebel Colon.
»Schtatueßk«, betonte Nobby.
»Seid still!« zischte Mumm. Er klopfte Staub von den Resten seiner Uniform, rückte den Brustharnisch zurecht, setzte den Helm auf und gab ihm einen entschlossenen Klaps.
Die Sache ist noch nicht zu Ende,
dachte er.
Nein, noch nicht ganz.
»Kommt mit mir, Männer«, sagte er fest. »Und beeilt euch! Wir müssen die gute Gelegenheit nutzen. Die anderen sehen noch immer den beiden Drachen nach.«
»Aber was ist mit dem König?« fragte Karotte. »Oder mit der Königin? Oder was weiß ich?«
Mumm starrte in die entsprechende Richtung. »Keine Ahnung«, antwortete er. »Ich schätze, es liegt ganz bei Errol. Wir müssen uns um andere Dinge kümmern.«
Colon salutierte und schnaufte noch immer. »Wohin gehen wir, Sir?« brachte er atemlos hervor.
»Zum Palast. Hat jemand von euch ein Schwert dabei?«
»Du kannst meins benutzen, Hauptmann.« Karotte reichte ihm eine lange Klinge.
»In Ordnung«, sagte Mumm leise und schnitt eine grimmige Miene. »Also los!«
D ie Wächter folgten Mumm durch leidgeprüfte Straßen.
Er ging schneller. Seine Begleiter versuchten, mit ihm Schritt zu halten.
Mumm begann mit einem Dauerlauf, um an der Spitze zu bleiben.
Die Wächter hinter ihm legten einen Sprint ein. Und dann, wie auf ein geheimes Zeichen hin, rannte die Truppe.
Kurz darauf
stürmte
sie übers Pflaster.
Die Leute wichen beiseite, als Mumm und seine Männer vorbeigaloppierten. Karottes riesige Sandalen klatschten auf die Kopfsteine. Funken stoben von den Metallbeschlägen unter Nobbys Stiefeln. Colon lief auf die für Dicke typische Art: erstaunlich leise und mit verzweifelter Konzentration.
Sie donnerten durch die Straße der Schlauen Kunsthandwerker, bogen in die Schweinebuckelgasse, erreichten kurz darauf die Straße der Geringen Götter und setzten den Weg zum Palast fort. Es gelang Mumm nur mit Mühe, vorn zu bleiben, und ein einziger Gedanke beherrschte sein Bewußtsein. Er lautete:
Lauf!
Nun, das stimmte nicht ganz. Hinter Mumms Stirn war auch noch für andere Dinge Platz. Zum Beispiel für gerechten Zorn. Es handelte sich um jenen Zorn, der in allen schlecht bezahlten, verspotteten und verachteten Stadtwächtern des Multiversums brodelte, die wenigstens einmal das Recht durchsetzen wollten.
Weit vor der Truppe des Hauptmanns zogen einige Palastwächter ihrer Schwerter, sahen genauer hin, sprangen hinter die Mauer zurück und begannen damit, das Tor zu schließen. Die beiden Flügel stießen aneinander, als Mumm eintraf.
Er zögerte, schnappte nach Luft und betrachtete die Barriere. Das vom Drachen verbrannte Tor hatte noch massiveren Ersatz gefunden. Ein dumpfes Kratzen wies darauf hin, daß die Männer dahinter Riegel vorschoben.
Diese Situation verlangte energische Maßnahmen.
Ich bin Hauptmann, verdammt!
dachte Mumm.
Ein Offizier. Für Offiziere stellen solche Dinge überhaupt kein Problem dar.
Offizieren kannten Lösungen für derartige Probleme. Sie hießen Feldwebel.
»Feldwebel Colon!« sagte er scharf, während er noch immer in mentaler Verbindung mit allen Polizisten des Multiversums stand. »Schieß das Schloß auf!«
Colon zögerte. »Womit, Sir? Mit Pfeil und Bogen, Sir?«
»Ich meine…« Mumm überlegte. »Ich meine, öffne das Tor!«
»Sir!« Colon salutierte und beobachtete das Hindernis. Dann: »In Ordnung! Obergefreiter Karotte, vorwärts marsch! Obergefreiter Karotte, du hast den Hauptmann
ge-hört!
Obergefreiter Karotte, öffne daaaas
Tor!«
»Ja, Sir!«
Karotte trat vor, salutierte,
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