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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bemerkte es ebenfalls. Er spuckte zorniges Feuer, schlug mit den breiten Schwingen und stieg höher.
    Jetzt wurde Errols Flamme sichtbar – sie war so heiß, daß sie fast blau glühte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit raste die Landschaft unter ihm hinweg, und er beschleunigte noch immer.
    Vor ihm hob der König die Klauen. Das riesige Wesen schien zu grinsen.
    Errol wird gegen den Großen prallen,
dachte Mumm.
Und wenn er dabei explodiert… Steht uns bei, ihr Götter!
    Draußen auf den Feldern geschah etwas Seltsames. Dicht hinter Errol schien sich der Boden von ganz allein zu pflügen und Kohl in die Luft zu schleudern. Eine Hecke platzte auseinander und schien sich in Sägemehl zu verwandeln…
    Völlig lautlos passierte Errol den Stadtwall: die Schwingen kaum mehr als Andeutungen an seinen Flanken, der Kopf nach vorn gestreckt, der Körper keilförmig mit einer Flamme dahinter. Sein Gegner begrüßte ihn mit prasselndem Feuer. Mumm beobachtete, wie der kleine Sumpfdrache einen Flügelstummel zur Seite neigte und der Glut mühelos auswich. Und dann war er vorbei, sauste in der gleichen gespenstischen Stille in Richtung Meer.
    »Er hat das Ziel verf…
«,
begann Nobby.
    Die Luft zerriß. Von einem Augenblick zum anderen donnerte und krachte es über der Stadt; die Druckwelle zertrümmerte Dachpfannen und schleuderte Schornsteine beiseite. Irgend etwas packte den König und zerrte ihn in den akustischen Strudel, warf ihn hin und her, hämmerte auf ihn ein. Mumm hielt sich die Ohren zu und sah, wie der große Drache verzweifelt Feuer spie, sich immer wieder um die eigene Achse drehte und zum Zentrum einer Spirale aus lodernden Flammen wurde.
    Magie knisterte über seine Schwingen, und er schrie wie ein schmerzerfülltes Nebelhorn. Dann schüttelte er benommen den Kopf und glitt in einen weiten Bogen.
    Mumm stöhnte. Der Schuppenriese hatte etwas überlebt, das dicke Mauern zerstörte. Was war nötig, um ein
solches
Wesen zu besiegen?
Es hat keinen Sinn, dagegen zu
kämpfen,
dachte Mumm niedergeschlagen.
Man kann es nicht verbrennen. Mann kann es nicht zerschmettern.
Es
ist die personifizierte Kunst des Überlebens.
    Der Drache landete. Es war keine vollendete Landung. Eine vollendete Landung hätte sicher nicht mehrere Häuser zerstört. Sie fand ganz langsam statt, schien ziemlich lange zu dauern und schuf eine Schuttschneise in der Stadt.
    Der Große schlug hilflos mit den Flügeln und reckte mehrmals den Hals. Ab und zu flackerten Flammen, als das gewaltige Wesen durch altes Mauerwerk und herabgestürzte Strohdächer rutschte. Hinter ihm brachen mehrere Feuer aus.
    Schließlich blieb der Drache am Ende der langen Furche liegen, unter einem großen Haufen aus vormaliger Architektur.
    Die Stille wurde von jemandem unterbrochen, der eine weitere Löschkette zu organisieren versuchte.
    Dann geriet das Publikum in Bewegung.
    Von oben betrachtet sah Ankh-Morpork sicher wie ein in Aufregung geratener Ameisenhaufen aus. Zahllose winzige Gestalten wogten dem Drachen entgegen.
    Die meisten von ihnen besaßen Waffen.
    Viele trugen Speere.
    Manche hielten Schwerter bereit.
    Und sie alle hatten nur eins im Sinn.
    »Wißt ihr was?« fragte Mumm. »Dies wird der erste demokratisch getötete Drachen. Jeder Bürger darf einmal zustoßen.«
    »Du mußt etwas dagegen unternehmen«, sagte Lady Käsedick fest. »Du darfst nicht zulassen, daß man ihn umbringt.«
    Mumm sah sie groß an und blinzelte verwirrt.
    »Wie bitte?«
    »Er ist verwundet!«
    »Darum ging’s doch, nicht wahr, gnä Frau?« erwiderte Mumm. »Außerdem: Er ist nur betäubt.«
    »Ich meine, du kannst nicht erlauben, daß man ihn auf
diese
Weise tötet«, beharrte Ihre Ladyschaft. »Armes Ding!«
    »Was erwartest du denn von mir?« schnappte Mumm. Sein Geduldsfaden zerfranste immer mehr. »Soll ich ihn mit Teersalbe einreiben, damit er wieder zu Kräften kommt? Wie wär’s, wenn wir ihm ein gemütliches Plätzchen vor dem Kamin anbieten, hm?«
    »Die Leute wollen ihn abschlachten!«
    »Ich habe nichts dagegen!«
    »Aber es ist ein Drache, und deshalb verhält er sich wie ein Drache! Er wäre nie hierhergekommen, wenn man ihn in Ruhe gelassen hätte!«
    Lieber Himmel!
dachte Mumm.
Das Biest wollte sie fressen, aber trotzdem hat sie Mitgefühl.
Er zögerte. Nun, vielleicht gab ihr diese Einstellung das Recht auf eine eigene Meinung…
    Feldwebel Colon schob sich etwas näher, während sich Mumm und Lady Käsedick bleich und zornig anstarrten. Mit wachsender

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