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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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korrigierte Feldwebel Colon.
    »Meine Stimme ist ebenfalls in Zivil«, brummte Nobby. »Initiative. Darum geht’s.«
    Mumm ging langsam um dem Korporal herum.
    »Und deine zivile Kleidung veranlaßt keine alten Frauen dazu, in Ohnmacht zu fallen?« fragte er. »Kleine Kinder ergreifen nicht die Flucht, wenn sie dich in dieser Aufmachung sehen?«
    Nobby verlagerte unsicher das Gewicht vom einen Bein aufs andere. Mit Ironie kannte er sich kaum aus.
    »Nein, Sir, Chef«, antwortete er. »Es ist die neueste Mode.«
    Das stimmte in gewisser Weise. Derzeit galten in Ankh Federhüte, Halskrausen, ausgeschnittene Wämser mit goldenem Plüsch, weite Hosen und Stiefel mit Ziersporen als letzter Schrei. Allerdings hatten die meisten modebewußten Bürger genug Körper, um die einzelnen Teile auszufüllen, während man von Korporal Nobbs nur sagen konnte, daß er irgendwo dort drin steckte.
    Nun, vielleicht ergab sich sogar ein Vorteil daraus. Niemand, der Nobby in dieser Ausstattung auf der Straße sah, hielt ihn für einen Wächter, der unverdächtig wirken wollte.
    Hauptmann Mumm dachte plötzlich daran, daß er überhaupt nichts von dem
Zivilisten
namens Nobbs wußte. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wo der Korporal wohnte. Schon seit vielen Jahren kannte er ihn, doch erst jetzt dämmerte ihm die Erkenntnis, daß Nobby in seinem geheimen Privatleben eine Art Geck war. Ein sehr
kleiner
Geck, ja, ein Geck, den man immer wieder mit einem schweren Gegenstand geschlagen hatte, aber trotzdem ein Geck. Noch ein Beweis dafür, daß man nie vor Überraschungen gefeit war.
    Mumm konzentrierte sich wieder auf den bevorstehenden Einsatz.
    Er blickte Nobbs und Colon an. »Ich möchte, daß ihr euch heute abend unauffällig – beziehungsweise auffällig, Korporal – unter die Leute mischt und versucht, irgend etwas, äh, Ungewöhnliches aufzuspüren.«
    »Was denn, zum Beispiel?« fragte der Feldwebel.
    Mumm zögerte. Er wußte es selbst nicht genau. »Ich meine, äh, sachdienliche Hinweise.«
    »Oh.« Colon nickte klug. »Sachdienliche Hinweise. Völlig klar.«
    Betretenes Schweigen folgte.
    »Vielleicht ist jemandem etwas Seltsames aufgefallen«, erklärte Hauptmann Mumm. »Unerklärliche Feuer. Oder Fußspuren. Ihr wißt schon«, fügte er verzweifelt hinzu. »Irgendwelche Dinge, die auf Drachen hindeuten.«
    »Du meinst sicher Goldschätze, auf denen jemand geschlafen hat«, entgegnete der Feldwebel.
    »Und an Felsen gefesselte Jungfrauen«, ergänzte Nobbs weise.
    »Ich habe gewußt, daß ihr euch mit solchen Sachen auskennt.« Mumm seufzte. »Haltet die Augen offen!«
    »Dieses Unter-die-Leute-mischen«, fragte Feldwebel Colon vorsichtig, »bedeutet das auch, daß wir Tavernen besuchen und dort mit den Gästen trinken müssen und so?«
    »Unter anderem, ja.« Mumm nickte.
    »Ah.« Der Feldwebel lächelte glücklich.
    »In Maßen.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Und auf eure eigenen Kosten.«
    »Oh.«
    »Bevor ihr geht…« Der Hauptmann legte eine kurze Pause ein. »Ist euch vielleicht jemand bekannt, der über Drachen
Bescheid weiß?
Ich meine, abgesehen von gefesselten jungen Frauen und dem Schlafen auf Gold.«
    »Zauberer müßten eigentlich…«, begann Nobby.
    »Abgesehen von Zauberern«, sagte Mumm fest. Zauberern konnte man nicht vertrauen. Jeder Wächter wußte, daß man Zauberern nicht vertrauen konnte. Sie waren noch schlimmer als Zivilisten.
    Colon überlegte gründlich. »Wir könnten uns an Lady Käsedick wenden. Sie wohnt in der Teekuchenstraße und züchtet Sumpfdrachen. Ihr wißt schon, die kleinen Biester, die sich manche Leute als Haustiere halten.«
    »Oh,
die
Lady!« brummte Mumm. »Ich glaube, ich habe sie schon einmal gesehen. Hat einen Wer-wiehert-mag-Drachen-Aufkleber hinten an ihrer Kutsche, nicht wahr?«
    »Genau«, sagte Feldwebel Colon. »Sie ist verrückt.«
    »Und welchen Auftrag bekomme
ich,
Sir?« fragte Karotte.
    »Äh, den mit Abstand wichtigsten«, erwiderte Mumm hastig. »Ich möchte, daß du hier im Büro bleibst. Damit die Bürger der Stadt einen, äh, Ansprechpartner haben.«
    In Karottes Gesicht wuchs langsam ein ungläubiges Lächeln.
    »Soll das heißen, ich nehme Anzeigen entgegen, Sir?«
    »Wenn es sich nicht vermeiden läßt…«, entgegnete Mumm. »Aber du wirst niemanden verhaften, klar?« fügte er rasch hinzu.
    »Nicht einmal dann, wenn ich einen Verbrecher überführe, Sir?«
    »Nicht einmal dann. In solchen Fällen nimmst du nur ein, äh, Protokoll auf.«
    »Na

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