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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unverzüglich freizulassen, ohne ihm irgendein Leid zuzufügen…«
    Die Gestalt starrte verblüfft auf ihn herab.
    »Was?« brachte sie hervor. »Es ist
mein
verdammter Drache!«

    » M öchtest du noch etwas zu trinken, Nicht-Korporal Nobby?« fragte Feldwebel Colon und schwankte leicht.
    »Gute Idee, Nicht-Feldwebel Colon«, erwiderte Nobby.
    Sie nahmen die Unauffälligkeit sehr ernst, und daher kamen die meisten Tavernen auf der Morpork-Seite des Flusses nicht für sie in Frage. Sie befanden sich nun in einer recht eleganten Schenke im Geschäftsviertel von Ankh, die es ihnen ermöglichte, ziemlich unauffällig zu sein. Die übrigen Gäste hielten sie für eine Art Kabarett.
    »Ich habe nachgedacht«, verkündete Feldwebel Colon.
    »Im Ernst?«
    »Wenn wir die eine oder andere Flasche kaufen und nach Hause gehen, können wir noch viel unauffälliger sein.«
    Nobby überlegte.
    »Aber der Hauptmann meint doch, wir sollen Augen und Ohren offenhalten«, erwiderte er. »Er beauftragte uns damit, etwas aufzuspüren.«
    »Das können wir auch bei mir zu Hause«, behauptete Feldwebel Colon. »Wir beobachten und lauschen die ganze Nacht über.«
    »Das klingt nicht übel«, sagte Nobby. Es klang sogar immer besser, als er den Vorschlag in Gedanken wiederholte.
    »Zuerst aber muß ich ein gewisses Örtchen aufsuchen«, brummte er.
    »Ich ebenfalls«, murmelte der Feldwebel. »Nach einer Weile schlägt einem die Aufspürerei ganz schön auf die Blase, nich wahr?«
    Sie wankten in die Gasse hinter der Taverne. Der Vollmond hing am Himmel, verbarg sich jedoch hinter einigen dichten Wolken. In der Dunkelheit stießen die beiden Wächter unauffällig gegeneinander.
    »Bist du das, Aufspürer Feldwebel Colon?« fragte Nobby.
    »Niemand anders! Kannst du jetzt die Tür des Aborts aufspüren, Aufspürer Korporal Nobbs? Wir suchen nach einer kleinen, dunklen und gemein wirkenden Tür, ahahaha.«
    Nobby taumelte weiter, und kurz darauf klirrte und klapperte etwas. Der Korporal fluchte hingebungsvoll, und ein zischendes Fauchen ertönte, als eine der vielen Katzen Ankh-Morporks zwischen Nobbs Beinen hindurchschlüpfte und die Flucht ergriff.
    »Hüübsches kleines Miezekätzchen«, sagte Nobby leise. Und dann: »Es war überhauptnich klein. Und ich
verabscheue
Katzen.«
    »Ich halt’s nicht länger aus.« Feldwebel Colon bezog an einer Ecke Aufstellung.
    Sein grüblerisches Sinnieren wurde vom dumpfen Ächzen des Korporals unterbrochen.
    »Bisse noch da, Feldwebel?«
    »Aufspürer
Feldwebel, Nobby«, entgegnete Colon freundlich.
    Nobbys Stimme klang bedeutungsvoll und plötzlich völlig nüchtern. »Bleib ganz ruhig, Feldwebel – ich habe gerade einen Drachen fliegen gesehen.«
    »Oh«, antwortete Colon und rülpste. »Ich kenne Schmeißfliegen und so. Sind ganz schöne Brummer. Aber Drachenfliegen…«
    »Ich meine einen fliegenden Drachen und keine verdammten Drachenfliegen, du Idiot!« stieß Nobby hervor. »Er hatte große Schwingen, und sie sahen aus wie, wie, wie – wie große Schwingen!«
    Feldwebel Colon drehte sich würdevoll um. Das Gesicht des Korporals war so weiß, daß es in der Finsternis zu strahlen schien.
    »Das ist
kein
Witz
,
Feldwebel!«
    »Na schön«, sagte Golon. »Zeig ihn mir!«
    Hinter ihm knarrte etwas. Mehrere Dachziegel fielen herunter und zerbrachen auf dem Kopfsteinpflaster.
    Der Feldwebel drehte sich um – und sah den Drachen auf dem Dach.
    »Da hockt ein Drache auf dem Dach!« platzte es aus ihm heraus. »Nobby, auf dem Dach sitzt ein
Drache!
Was soll ich jetzt tun, Nobby! Ein Drache sitzt auf dem Dach! Und er starrt mich an, Nobby!«
    »Vielleicht solltest du die Hose hochziehen«, riet Nobby und duckte sich hinter die nächste Mauer.

    S elbst ohne die verschiedenen Schichten ihrer Schutzkleidung wirkte Lady Sybil Käsedick außerordentlich beeindruckend. Mumm erinnerte sich an die Legenden der barbarischen mittwärtigen Völker. Darin war die Rede von großen, mit Kettenhemden und stählernen Büstenhaltern ausgestatteten Kriegerinnen, die auf Streitwagen übers Schlachtfeld donnerten, Gefallene in ein ruhmreiches, von ewigen Kämpfen geprägtes Leben nach dem Tod brachten und dabei in einem angenehmen Mezzosopran sangen. Lady Käsedick hätte eine von ihnen sein können. Man stellte sie sich unwillkürlich als Anführerin der entsprechenden Kriegerinnen vor. Sie wäre in der Lage gewesen, ein ganzes
Bataillon
fortzubringen. Wenn sie sprach, wirkte jedes Wort wie ein ordentlicher Klaps auf

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