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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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glänzte auf dem Panorama aus Türmen und Dächern, ahnte nichts von der bitteren und bösen Welt, die er benetzte. Glücklicherer Regen fiel auf Hochlandschafe, flüsterte sanft über Wäldern oder platschte ein wenig inzestuös ins Meer. Doch der Regen, der über Ankh-Morpork niederging, geriet in Schwierigkeiten. In Ankh-Morpork stellte man schreckliche Dinge mit Wasser an. Daß man es ab und zu trank, war nur der Anfang.
    Der Patrizier fand Gefallen an der Vorstellung, eine
funktionierende
Stadt zu beobachten. Es war keine schöne Stadt, und sie genoß auch keinen besonders guten Ruf. Gewisse Gerüche wiesen darauf hin, daß ein Kanalisationssystem fehlte, und in architektonischer Hinsicht schien Ankh-Morpork eher benachteiligt zu sein. Selbst die treuesten Bürger der Stadt mußten eingestehen, daß Ankh-Morpork (von oben betrachtet) folgenden Eindruck erweckte: Jemand schien versucht zu haben, mit Stein und Holz eine Wirkung zu erzielen, wie man sie vom Pflaster vor jenen Imbißstuben kennt, die vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet sind.
    Aber trotzdem funktionierte die Stadt. In ihr brodelte die gleiche vitale Aktivität wie in einem kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkan. Doch es kam nie zur Eruption, und dafür, so fand der Patrizier, gab es nur einen Grund: Keine Interessengruppe in Ankh-Morpork war stark genug, um bis zum Kraterrand zu klettern. Kaufleute, Diebe, Meuchelmörder, Zauberer – sie alle bemühten sich, das Rennen zu gewinnen, und niemand von ihnen begriff, daß überhaupt kein Rennen nötig war. Niemand von ihnen brachte den anderen genug Vertrauen entgegen, um zu fragen, wer die Rennstrecke abgesteckt hatte und wer die Startfahne in der Hand hielt.
    Lord Vetinari verabscheute das Worte ›Diktator‹. Es beleidigte ihn. Er gab den Stadtbewohnern nie Befehle; glücklicherweise war das auch gar nicht nötig. Einen großen Teil seiner Zeit verbrachte er damit, die Dinge so zu gestalten, daß alles beim alten blieb.
    Natürlich existierten verschiedene Gruppen, die ihn stürzen wollten, doch daran gab es überhaupt nichts auszusetzen: Es handelte sich um die üblichen Symptome einer gesunden und dynamischen Gesellschaft. In dieser Hinsicht konnte ihn niemand als unvernünftig bezeichnen. Immerhin hatte er die meisten entsprechenden Organisationen selbst gegründet. Es amüsierte den Patrizier, daß sie fast ihre ganze verschwörerische Kapazität nutzten, um sich gegenseitig zu bekämpfen.
    Lord Vetinari erachtete die menschliche Natur als ein wundervolles Phänomen. Sie bot viele Möglichkeiten – wenn man ihre schwachen Stellen kannte.
    Die Sache mit dem Drachen ließ vages Unbehagen in ihm entstehen. Wenn es irgendein Geschöpf gab, das keine schwachen Stellen hatte, so hieß es Drache. Dieses Problem mußte so schnell wie möglich gelöst werden.
    Der Patrizier hielt nichts von unnötiger Grausamkeit. 13 Er hielt auch nichts von sinnloser Rache. Aber er vertrat den unerschütterlich festen Standpunkt, daß Probleme gelöst werden mußten.

    S eltsamerweise gingen Hauptmann Mumm ähnliche Gedanken durch den Kopf. Er konnte sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, daß man Bürger der Stadt – selbst der Schatten – als keramisches Färbemittel verwendete.
    Außerdem war es praktisch in Gegenwart der Wache geschehen. Als spiele die Wache überhaupt keine Rolle. Als sei die Wache völlig bedeutungslos. Das wurmte.
    Und es wurmte noch viel mehr, weil es stimmte.
    Ein nicht unerheblicher Teil von Mumms Ärger basierte auf der Tatsache, daß er seine Befehle mißachtet hatte. Oh, sicher, die Spuren in der Gasse existierten jetzt nicht mehr. Aber in der untersten Schublade des alten Schreibtischs, verborgen unter mehreren leeren Flaschen, lag ein Gipsabdruck. Er glaubte, seinen Blick zu spüren, durch drei dicke Holzschichten.
    Der Hauptmann wußte überhaupt nicht, was in ihn gefahren war. Und jetzt begab er sich noch weiter aufs sprichwörtliche Glatteis.
    Mumm musterte seine, nun, Truppe – es fiel ihm kein besserer Ausdruck ein. Er hatte die beiden Senior-Wächter gebeten, in ziviler Kleidung zu kommen. Was bedeutete, daß Feldwebel Colon, der sein ganzes Leben in Uniform verbracht hatte, ziemlich verlegen wirkte. Er trug jetzt seinen Beerdigungsanzug. Nobby hingegen…
    »Offenbar habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, als ich von ›ziviler‹ Kleidung sprach«, sagte Mumm.
    »Dieses Zeug trage ich immer in meiner Freizeit, Chef«, erwiderte Nobby eingeschnappt.
    »Sir«,

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