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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schulter.
    »Mach nur weiter so«, sagte er. »Ich bin sehr zufrieden mit dir. Du hast Initiative gezeigt. Sehr lobenswert. Und du nimmst deine Pflichten ernst genug, um auch in den Schatten zu patrouillieren. Ausgezeichnet.«
    Lord Vetinari drehte sich um – und prallte fast gegen eine Kettenhemdwand, die den Namen Karotte trug.
    Hauptmann Mumm beobachtete entsetzt, wie der neue Rekrut auf die Kutsche des Patriziers zeigte. Sechs Angehörige der Palastwache standen dort, bis an die Zähne bewaffnet und sehr aufmerksam. Sie strafften ihre Gestalt und wurden noch etwas wachsamer. Mumm verabscheute die Männer. Sie trugen Federn an den Helmen, und er haßte mit Federn geschmückte Wächter.
    »Entschuldige bitte, Herr«, sagte Karotte, »ist das deine Kutsche, Herr?«
    Lord Vetinari musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Ja«, erwiderte er. »Wer bist du, junger Mann?«
    Karotte salutierte. »Obergefreiter Karotte, Herr.«
    »Karotte, Karotte. Der Name klingt irgendwie vertraut.«
    Lupin Wonse beugte sich vor und flüsterte dem Patrizier etwas ins Ohr. Daraufhin erhellte sich Lord Vetinaris Gesicht. »Ah, der junge Diebesfänger. Nun, da ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen, aber du hast es sicher gut gemeint. Vor dem Gesetz sind alle gleich, wie?«
    »Ja, Herr«, bestätigte Karotte.
    »Eine anerkennenswerte Einstellung«, meinte der Patrizier. »Und nun, meine Herren…«
    »Was die Kutsche betrifft
…«,
sagte Karotte hartnäckig. »Mir ist aufgefallen, daß das vordere linke Rad entgegen der Vorschriften…«
    Er will den Patrizier verhaften!
fuhr es Mumm durch den Sinn. Der eisige Gedanke rollte ihm wie eine Lawine durch das Bewußtsein.
Er will tatsächlich den Patrizier verhaften. Den obersten Herrscher. Gleich führt er ihn ab. Ja, dazu ist er wirklich fähig. Das Wort ›Furcht‹ kennt er überhaupt nicht. Oh, es würde vollkommen genügen, wenn ihm die Bedeutung des Wortes ›Überleben‹ klar wäre…
    Stimmbänder, Zunge und Lippen des Hauptmanns schienen von einer seltsamen Lähmung befallen zu sein.
    Wir sind alle so gut wie tot. Oder schlimmer noch: Der Patrizier macht sich einen Spaß daraus, uns in seinen Kerker zu werfen. Und wir kennen seinen Humor – er hat keinen.
    Genau in diesem Augenblick verdiente sich Feldwebel Colon eine metaphorische Medaille.
    »Obergefreiter Karotte!« rief er. »Aaa-chtung! Obergefreiter Karotte, keeehrt-um! Obergefreiter Karotte, maaarsch-marsch!«
    Karotte nahm Haltung an wie ein Pfahl, den man ruckartig aufrichtet. Sein Gesicht brachte die grimmige Bereitschaft zum Ausdruck, kompromißlosen Gehorsam zu leisten.
    »Ein guter Mann, jener Mann«, sagte der Patrizier nachdenklich, als Karotte steifbeinig davonmarschierte. »Weitermachen, Hauptmann. Ich nehme an, du gehst gegen alle Gerüchte über Drachen vor, nicht wahr?«
    »Ja, Herr«, erwiderte Mumm.
    »Guter Mann.«
    Die Kutsche rollte fort, und die sechs Palastwächter folgten ihr im Dauerlauf.
    Mumm hörte die Stimme des Feldwebels wie aus weiter Ferne. Colon befahl dem sich rasch entfernenden Karotte, stehenzubleiben und zurückzukehren.
    Unterdessen dachte der Hauptmann nach.
    Erneut betrachtete er die Spuren im Schlamm. Mit seiner Dienstpike – sie war genau zwei Meter lang – maß er die Größe der Abdrücke und den Abstand zwischen ihnen. Er pfiff leise durch die Zähne. Dann ging er langsam und äußerst vorsichtig an der Mauer entlang und sah um die Ecke – die Gasse endete an einer kleinen, schmutzigen und verriegelten Hintertür eines Holzgebäudes.
    Irgend etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu,
dachte Mumm.
    Die Fußspuren – beziehungsweise
Klauen
spuren – führten aus der Gasse heraus, jedoch nicht in sie hinein. Außerdem gab es nicht viele Stelzvögel im Ankh, weil der Dreck im Wasser (oder die Flüssigkeit im Dreck) innerhalb weniger Sekunden ihre Beine auflöste. Ganz abgesehen davon: Es wäre ohnehin einfacher für sie gewesen,
auf
dem Fluß zu stehen.
    Mumm hob den Kopf. Hunderte von Wäscheleinen reichten zwischen den Wänden der Gasse hin und her, bildeten ein selbst für schlanke Fliegen völlig undurchdringliches Netz.
    Es läuft also auf folgendes hinaus,
dachte der Hauptmann.
Etwas Großes und Feuriges hat die Gasse verlassen, ohne sie vorher zu betreten.
    Und der Patrizier ist deshalb sehr besorgt.
    Er hat mich augefordert, den Zwischenfall zu vergessen.
    Am Ende der Gasse bemerkte er noch etwas anderes, bückte sich und hob eine frische leere Erdnußschale auf.
    Mumm warf sie

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