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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bereiche in unerschlossene Gebiete, ein Stimulus, der viele bis dahin rurale Geschöpfe veranlaßte, sich den neuen Lebensbedingungen anzupassen, sie sogar zu begrüßen. Ich möchte hinzufügen, daß viele von ihnen die neuen Gegebenheiten zu ihrem Vorteil nutzen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es geschieht immer wieder, daß Füchse meine Mülltonnen umstoßen.«
    Der Erzkanzler strahlte voller Stolz auf sich selbst. Er hatte nicht ein einziges Mal sein Gehirn bemühen müssen, um diesen Vortrag zu halten.
    »Soll das heißen, daß der hiesige Drache zu einer neuen
städtischen
Spezies gehört?« fragte der Meuchler langsam.
    »Die Evolution ist immer für Überraschungen gut«, antwortete der Zauberer fröhlich. »Eigentlich sollte er sich hier recht wohl fühlen. Ankh-Morpork bietet ihm zahlreiche Nistplätze an, und hinzu kommt ein vielseitiges Futterangebot.«
    Nachdenkliches Schweigen folgte diesen Worten. »Übrigens«, fragte der Vertreter der Kaufmannsgilde schließlich, »wovon ernähren sich Drachen?«
    Der Dieb hob die Schultern. »Ich habe in diesem Zusammenhang Geschichten über an Felsen gekettete Jungfrauen gehört.«
    »In dem Fall droht unserem Drachen der Hungertod«, brummte der Meuchler. »Es gibt hier keine Felsen, nur Lehm.«
    »Sie neigen auch dazu, auf Jagd zu gehen und Beute zu schlagen«, fuhr der Meuchler fort. »Weiß nicht, ob uns das weiterbringt…«
    »Wie dem auch sei«, bemerkte der Kaufmann, »jetzt ist es wieder dein Problem, Lord Vetinari.«
    Fünf Minuten später marschierte der Patrizier zornig durchs Rechteckige Büro.
    »Sie haben über mich gelacht!« stieß er hervor. »Ich bin ganz sicher!«
    »Hast du einen Arbeitsausschuß vorgeschlagen?« fragte Wonse.
    »Natürlich! Aber diesmal hat der Trick nicht funktioniert. Weißt du, ich ziehe tatsächlich in Erwägung, die Belohnung zu erhöhen.«
    »Ich bezweifle, ob das einen Sinn hätte, Lord. Jeder tüchtige Drachentöter kennt den üblichen Lohn.«
    »Ha!« entfuhr es dem Patrizier. »Das halbe Königreich!«
    »Und deine Tochter als Ehefrau«, sagte Wonse ernst.
    »Genügt vielleicht eine Tante?« erkundigte sich der Patrizier hoffnungsvoll.
    »Die Tradition verlangt eine Tochter.«
    Lord Vetinari nickte kummervoll.
    »Und wenn wir ihn bestechen?« überlegte er laut. »Wenn wir ihm Geld geben, damit er aus der Stadt verschwindet? Sind Drachen intelligent?«
    »Ich glaube, man bezeichnet sie gemeinhin als ›schlau‹ und ›verschlagen‹, Lord«, erwiderte Wonse. »Soweit ich weiß, haben sie eine Vorliebe für Gold.«
    »Tatsächlich? Was kaufen sie damit?«
    »Sie schlafen darauf, Lord.«
    »Was? Sie stopfen es in Matratzen?«
    »Nein, Lord. Sie schlafen auf dem
Gold.«
    Der Patrizier dachte darüber nach. »Ist das nicht ein wenig unbequem? Ich meine,
hart?«
    »Eine solche Vermutung erscheint mir durchaus angebracht, Herr. Ich nehme an, bisher hat niemand Gelegenheit gefunden, einen Drachen danach zu fragen.«
    »Hmm. Können sie sprechen?«
    »Sogar ziemlich gut, Lord.«
    »Ah. Interessant.«
    Der Patrizier dachte:
Wenn der Drache sprechen kann, sind Verhandlungen möglich. Wenn Verhandlungen möglich sind, habe ich ihn am Wickel. Dann ziehe ich ihm das Fell über die Ohren. Beziehungsweise die Schuppen.
    »Es heißt, sie reden mit silbernen Zungen«, sagte Wonse. Der Patrizier lehnte sich im Sessel zurück.
    »Ach, sie bestehen nur aus Silber?« vergewisserte er sich.
    Im Flur ertönten gedämpfte Stimmen, und kurz darauf wurde Mumm hereingeführt.
    »Ah, Hauptmann«, begrüßte ihn Lord Vetinari. »Hast du Fortschritte zu melden?«
    »Wie bitte, Lord?« Regenwasser tropfte von Mumms Umhang.
    »In Hinsicht auf die Verhaftung des Drachen«, sagte der Patrizier fest.
    »Meinst du den Stelzvogel?« fragte Mumm.
    »Du weißt ganz genau, was ich meine«, entgegnete Lord Vetinari noch etwas schärfer.
    »Wir ermitteln noch immer«, antwortete Mumm routiniert.
    Der Patrizier schnaubte. »Du brauchst nur den Schlupfwinkel zu finden, die Höhle oder was weiß ich«, erklärte er. »Wenn sie gefunden ist, hast du auch den Drachen. Das liegt doch auf der Hand. Die halbe Stadt sucht danach.«
    »Vorausgesetzt natürlich, es gibt überhaupt eine Höhle«, erwiderte Mumm. »Oder einen Schlupfwinkel.«
    Wonse sah plötzlich auf.
    »Was bedeutet das?«
    »Wir ziehen einige Möglichkeiten in Betracht«, gab Mumm steif zurück.
    »Wenn der Drache keine Höhle hat«, erkundigte sich der Patrizier, »wo verbringt er dann den

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