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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seine Hand mit einem schmutzigen braunen Umschlag zum Vorschein. »Wir wollen eine Sammlung veranstalten, um ihm frisches Obst und so zu kaufen. Wenn du ebenfalls einen Beitrag leisten möchtest…«
    »Du kannst drei Dollar für mich eintragen«, sagte der Oberste Größte Meister.
    Bruder Wachturm nickte. »Komisch, nicht wahr?« murmelte er. »Das habe ich bereits.«
    Nur noch einige wenige Nächte,
dachte der Oberste Größte Meister.
Bald sind die Bürger der Stadt so verzweifelt, daß sie selbst einen einbeinigen Troll zum König krönen würden, nur um den Drachen loszuwerden. Bald haben wir einen König, und einen Ratgeber, der volles Vertrauen genießt, der
Einfluß
hat, und dann hört dieser Unsinn auf. Dann brauche ich mich nicht mehr zu verkleiden und meine Zeit mit blödsinnigen Ritualen zu verschwenden.
    Dann war es auch nicht mehr nötig, Drachen zu beschwören.
    Ich kann jederzeit aufhören,
dachte der Oberste Größte Meister.
Jederzeit. Es ist überhaupt kein Problem.

    D ichtes Gedränge herrschte auf den Straßen vor dem Palast des Patriziers. Eine besondere Art von Karneval schien stattzufinden. Hauptmann Mumm ließ einen wissenden und erfahrenen Blick über die Menge schweifen. Es handelte sich um den üblichen Ankh-Morpork-Mob in Krisenzeiten: Die eine Hälfte wollte sich beschweren, und ein Viertel war gekommen, um die andere Hälfte zu beobachten. Der Rest nutzte die günstige Gelegenheit, um zu stehlen, zu belästigen und Hot dogs zu verkaufen. Aber Mumm entdeckte auch einige neue Gesichter. Sie gehörten mehreren grimmig wirkenden Männern, die Schwerter und Peitschen trugen und zielstrebig durch die Menge marschierten.
    »Neuigkeiten machen hier schnell die Runde«, bemerkte eine vertraut klingende Stimme in unmittelbarer Nähe. »Guten Morgen, Hauptmann.«
    Mumm sah in das leichenhafte grinsende Gesicht des bekannten Händlers Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper. Ständig zog er mit einem Koffer durch die Straßen und verkaufte Dinge, die garantiert von einem Ochsenkarren heruntergefallen waren.
    »Morgen, Ruin«, erwiderte Mumm geistesabwesend. »Was verkaufst du heute?«
    »Erstklassige Waren, Hauptmann.« Ruin beugte sich etwas näher. Wenn er ›Guten Morgen‹ sagte, klang es wie ›Ein einmaliges Angebot, das sich nie wiederholen wird‹. Seine Augen drehten sich in den Höhlen, wie zwei kleine Nagetiere, die nach einer Möglichkeit suchten, aus dem Kopf zu kriechen. »Zum Beispiel Anti-Drachen-Creme«, zischte er leise. »Unter den gegenwärtigen Umständen absolut notwendig. Ich gebe Garantie darauf: Wenn du trotzdem verbrennst, bekommst du dein Geld zurück. Ehrenwort.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe«, sagte Mumm langsam, »willst du auf folgendes hinaus: Du erstattest mir den Preis, wenn mich der Drache bei lebendigem Leib röstet.«
    »Natürlich muß der Käufer höchstpersönlich einen entsprechenden Antrag stellen.« Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin öffnete einen Krug mit giftgrüner Salbe und hielt das Gefäß unter Mumms Nase. »Aus über fünfzig seltenen Gewürzen und Kräutern hergestellt, nach einem Rezept, das nur einige alte Mönche kennen, die auf einem fernen Berg leben. Ein Dollar pro Krug, und damit treibe ich mich selbst in den Ruin. Ist eigentlich geschenkt«, fügte er hinzu.
    »Erstaunlich, die alten Mönche auf dem fernen Berg«, kommentierte Mumm. »Sie haben das Zeug in bemerkenswert kurzer Zeit zusammengebraut.«
    »Sind schlaue Burschen«, entgegnete Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin. »Wahrscheinlich liegt’s am Meditieren und dem Jak-Joghurt.«
    »Was geht hier vor, Ruin?« fragte Mumm. »Wer sind die Kerle mit den großen Schwertern?«
    »Drachenjäger, Hauptmann. Der Patrizier hat eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar für denjenigen in Aussicht gestellt, der ihm den Kopf des Drachen bringt. Natürlich nicht am Rest des Drachen befestigt. Lord Vetinari ist kein Narr.«
    »Wie?«
    »Das hat er gesagt. Es steht überall auf den Plakaten.«
    »Fünfzigtausend Dollar!«
    »Kein Kleingeld, was?«
    »Der Drache wird sich freuen«, brummte Mumm.
Es kündigen sich weitere Schwierigkeiten an,
dachte er. »Es überrascht mich, daß du dir nicht ebenfalls ein Schwert besorgt hast und an der Suche teilnimmst.«
    »Nun, ich bin eher im Dienstleistungssektor tätig, Hauptmann.« Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin blickte argwöhnischen nach rechts und links, bevor er Mumm einen Zettel reichte.
    Darauf stand:
     
    Anti-Drachen-Spiegelschilde à 500

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