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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tag?«
    »Es finden Untersuchungen statt«, sagte Mumm.
    »Dann laß sie etwas schneller und mit besonderer Gründlichkeit stattfinden.« Die Stimme des Patriziers klang eisig. »Find heraus, wo sich der verdammte Drache tagsüber versteckt.«
    »Ja, Herr. Darf ich jetzt gehen, Herr?«
    »Meinetwegen. Ich hoffe, daß du mir bis heute abend einen Erfolg meldet, klar?«
    Warum habe ich mich gefragt, ob das Biest einen Schlupfwinkel hat?
überlegte Mumm, als er ins Tageslicht zurückkehrte und über einen Platz ging, auf dem noch immer dichtes Gedränge herrschte.
Weil er irgendwie unwirklich aussah. Und wenn er unwirklich ist, braucht er sich nicht so zu verhalten, wie wir es von ihm erwarten. Wie kann er eine Gasse verlassen, ohne sie vorher zu betreten?
    Wenn man das Unmögliche ausklammerte, mußte notwendigerweise die Wahrheit übrigbleiben. Das Problem bestand darin festzustellen, was unmöglich war. Eine schwierige Aufgabe.
    Hinzu kam die seltsame Sache mit dem Orang-Utan während der Nacht…

    A m Tag herrschte in der Bibliothek rege Aktivität. Mumm wanderte zaghaft durch die Gänge. Eigentlich konnte er jeden beliebigen Ort in der Stadt aufsuchen, aber er hatte das Gefühl, daß für die Unsichtbare Universität andere, thaumaturgische Gesetze galten. Er hielt es für klug, sich nicht die Feindschaft von Leuten zuzuziehen, die in der Lage waren, jemanden in ein
Ding
zu verwandeln.
    Der Bibliothekar hockte an seinem Schreibtisch und bedachte den Hauptmann mit einem hoffnungsvollen Blick.
    »Tut mir leid, ich habe das Buch noch nicht gefunden«, sagte Mumm. »Wir setzen die Ermittlungen fort. Aber vielleicht könntest du mir helfen.«
    »Ugh?«
    »Dies ist doch eine magische Bibliothek, nicht wahr? Ich meine, die Bücher hier sind sozusagen intelligent, stimmt’s? Ich habe mir folgendes überlegt: Wenn ich des Nachts herkäme, würden die Bände sicher nervös. Weil sie mich nicht kennen.
Wenn
ich ihnen bekannt wäre, blieben sie vermutlich ganz ruhig und gelassen. Mit anderen Worten: Wer auch immer das Buch gestohlen hat – es müßte ein Zauberer sein. Oder zumindest jemand, der in der Universität arbeitet.«
    Der Bibliothekar sah sich wachsam um, griff dann nach Mumms Hand und führte ihn in eine Nische zwischen mehreren Regalen. Erst dort nickte er.
    »Jemand, den die Bücher kennen?«
    Ein kurzes Achselzucken, gefolgt von einem neuerlichen Nicken.
    »Deshalb hast du uns Bescheid gegeben, oder?«
    »Ugh.«
    »Und nicht dem Universitätsrat?«
    »Ugh.«
    »Irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
    Der Bibliothekar hob die Schultern – eine erstaunlich ausdrucksstarke Geste für jemanden, dessen Körper im Grunde genommen wie ein Sack zwischen den Schulterblättern aussah.
    »Nun, das ist immerhin etwas. Benachrichtige mich, falls erneut irgendwelche seltsame Dinge geschehen, in Ordnung?« Mumm beobachtete die langen Regale. »Ich meine etwas Seltsameres als sonst.«
    »Ugh.«
    »Danke. Es ist mir ein Vergnügen, einen Bürger kennenzulernen, der es für seine Pflicht hält, der Wache zu helfen.«
    Der Bibliothekar gab ihm eine Banane.
    Mumm spürte eine sonderbare Begeisterung, als er wieder Teil der Hektik in den Straßen wurde. Er begann wirklich damit, gewisse Dinge aufzuspüren. Eigentlich waren es keine Dinge, sondern Dingchen, wie Teile eines Puzzles. Kein einziges ergab für sich genommen einen Sinn, doch sie ließen ein größeres Bild vermuten. Er brauchte nur ein Eckstück zu finden, oder eins vom Rand…
    Ganz gleich, von welchen Annahmen der Bibliothekar ausging: Mumm war ziemlich sicher, daß kein Zauberer dahintersteckte. Wenigstens kein
richtiger.
Es entsprach einfach nicht ihrem Stil.
    Und dann die Sache mit der Höhle oder dem Schlupfwinkel. Es war am vernünftigsten, einfach abzuwarten und festzustellen, ob der Drachen an diesem Abend erschien – und herauszufinden,
wohin
er verschwand. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, brauchte man einen hohen Aussichtspunkt. Gab es eine einfache Möglichkeit, Drachen zu finden? Mumm erinnerte sich an Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnappers Drachen-Detektoren: Sie bestanden aus einem Metallstab, an dem ein Holzkeil baumelte. Wenn der Stab verbrannte, hatte man den Drachen gefunden. Es handelt sich um eine der typischen Waren aus dem Angebot von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin. Einerseits mangelte es ihnen nicht an der versprochenen Wirksamkeit, doch andererseits waren sie vollkommen nutzlos.
    Hauptmann Mumm wollte den Drachen finden, ohne

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