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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stadt hinweg.

    L ady Käsedick ließ das Fernrohr sinken und schüttelte langsam den Kopf.
    »Das ist nicht richtig«, flüsterte sie. »Das ist
überhaupt
nicht richtig. Zu so
etwas
sollte er auf keinen Fall in der Lage sein.«
    Sie hob das Fernglas wieder vor die Augen und versuchte festzustellen, welches Gebäude brannte. Unten heulten die kleinen Drachen in ihren Pferchen.

    W enn man nach einer herrlich ereignislosen Bewußtlosigkeit erwacht, fragt man für gewöhnlich: »Wo bin ich?« Wahrscheinlich gehört das zum Rassengedächtnis oder so.
    Auch Mumm sprach diese drei Worte aus.
    Die Tradition erlaubt auch noch andere Reaktionen. Einer der wichtigsten Auswahlpunkte besteht in der Feststellung, ob der Körper noch alle Glieder hat, die er gestern besaß.
    Mumm nahm eine entsprechende Überprüfung vor.
    Jetzt kommt der interessante und gleichzeitig schwierige Teil. Der Schneeball des Bewußtseins gerät nun ins Rollen und fragt sich, welche Überraschungen die Realität bereithält. Liegt der Körper vielleicht im Rinnstein, in der Gesellschaft von etwas Glitschigem – Glitschiges bedeutet in jedem Fall Unheil, weiß die Seele, erst recht dann, wenn es aus dem eigenen Innern stammt –, oder wartet die Wirklichkeit mit leise knisternden Bettlaken, einer tröstenden Hand und einer in Weiß gekleideten Gestalt auf, die Fenstervorhänge beiseite zieht, damit strahlender Sonnenschein ins Zimmer glänzt? Ist jetzt alles vorbei? Besteht die Zukunft aus nichts Schlimmerem als lauwarmem Tee, Haferbrei, kurzen Spaziergängen im Garten und vielleicht einer platonischen Liebesaffäre mit einem Schutzengel? Oder hat irgendein verdammter Halunke die kurze Phase gnädiger Schwärze genutzt, um mit dem Stiel einer Spitzhacke auszuholen und zur Sache zu kommen? Bietet mir das Schicksal irgendwelche Weintrauben an? überlegt das Bewußtsein.
    An dieser Stelle sind externe Stimuli recht hilfreich. Bemerkungen wie ›Es wird alles gut‹ klingen angenehm, wohingegen Wortfolgen wie zum Beispiel ›Hat jemand seine Nummer?‹ vage Besorgnis schaffen. Doch sie sind immer noch besser als ›Dreht dem Kerl die Arme auf den Rücken und haltet ihn gut fest‹.
    Jemand sagte: »Du hättest fast das Zeitliche gesegnet, Hauptmann.«
    Der Schmerz hatte Mumms Ohnmacht genutzt, um fortzuschlendern und eine metaphorische Zigarette zu rauchen, doch jetzt erinnerte er sich an seine Pflicht und kehrte zurück.
    »Arrgh«, erwiderte Mumm und öffnete die Augen.
    Über ihm erstreckte sich eine Decke. Sie klammerte einige besonders unangenehme Möglichkeiten aus und bot daher einen willkommenen Anblick – eine Beschreibung, die nicht für Korporal Nobbs galt. Nobby bewies überhaupt nichts. Selbst im Tode konnte man jemanden (oder Dinge) wie Nobby sehen.
    In Ankh-Morpork gab es nicht viele Krankenhäuser. Alle Gilden hatten ihre eigenen Sanatorien, und hinzu kamen einige öffentliche Hospitäler, geleitet von den seltsameren der seltsamen religiösen Organisationen, zum Beispiel den Balancierenden Mönchen. Aber im großen und ganzen fehlte medizinische Hilfe in der Stadt, und daher mußten Kranke und Verletzte auf unrühmliche Art und Weise sterben, ohne den Beistand von Ärzten. Man stand allgemein auf dem Standpunkt, daß die Existenz wirkungsvoller Heilmethoden Schlaffheit begünstige und mit ziemlicher Sicherheit dem Willen der Natur widerspreche.
    »Habe ich schon gefragt, wo ich bin?« erkundigte sich Mumm unsicher.
    »Ja.«
    »Und wie lautete die Antwort?«
    »Keine Ahnung, wo wir hier sind, Hauptmann. Das Haus gehört einem piekfeinen Weibsbild. Einer reichen Frau, wenn du’s genau wissen willst. Sie hat uns aufgefordert, dich in ihr Hügelheim zu bringen.«
    Zwar krochen Mumms Gedanken noch immer durch rosaroten Sirup, aber trotzdem hörte er zwei Schlüsselworte und stellte einen direkten Zusammenhang zwischen ihnen her. Die Kombination von ›reich‹ und ›Hügel‹ bedeutete sicher etwas. Das galt auch für den sonderbar chemischen Geruch im Zimmer, der sogar Nobbys persönliche Duftnote überlagerte.
    »Wir sprechen doch nicht von Lady Käsedick, oder?« fragte er vorsichtig.
    »Vielleicht doch. Ziemlich groß und, äh, kräftig. Liebt Drachen über alles.« Nobbys nagetierartiges Gesicht zeigte das schrecklichste wissende Lächeln, das Mumm jemals gesehen hatte. »Du liegst in ihrem Bett«, sagte er.
    Der Hauptmann drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und spürte das erste Prickeln einer beginnenden Panik, als ihm

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