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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pferchen und starrten mit gespannter Aufmerksamkeit an die Decke.
    Es war irgendwie unheimlich. Lady Käsedick stieß die Eimer aneinander.
    »Ihr braucht euch nicht mehr zu fürchten, der häßliche große Drache ist fort!« rief sie fröhlich. »Hier, ich habe euch was mitgebracht!«
    Einige Sumpfdrachen warfen ihr einen kurzen Blick zu, konzentrierten sich dann wieder auf…
    Worauf? Sie schienen sich überhaupt nicht zu fürchten. Sie waren nur sehr, sehr wachsam. Warteten sie auf etwas? Ja, sie warteten darauf, daß etwas geschah.
    Erneut grollte Donner.
    Einige Minuten später verließ Lady Käsedick ihr Anwesen und machte sich auf den Weg in die Stadt.

    E s gibt einige Lieder, die man nie in nüchternem Zustand singt. Ihre Texte eignen sich prächtig dazu, hingebungsvoll zu grölen und zu lallen – und am nächsten Tag zu erröten, wenn man sich daran erinnert. In Ankh-Morpork heißt die in diesem Zusammenhang beliebteste Weise: ›Ein Zauberstab hat einen Knauf am Ende‹.
    Die Nachtwache war betrunken. Nun, das galt zumindest für zwei der drei anwesenden Wächter. Man hatte Karotte dazu überredet, ein Bier mit Limonade zu probieren, aber es schmeckte ihm nicht. Außerdem kannte er nicht alle Wörter, die seine beiden Kameraden sangen, und wenn er einmal vertraute Silben entdeckte, so blieb ihm ihr Sinn verborgen.
    »Oh, ich
verstehe«,
sagte er schließlich. »Es sind humorvolle Wortspiele, nicht wahr?«
    »Weißt du«, begann Colon wehmütig und beobachtete die dichter werdenden Nebelschwaden über dem Ankh, »bei solchen Gelegenheiten bedauere ich, daß der alte…«
    »Sag es nicht!« Nobby schwankte ein wenig. »Wir haben gemeinsam beschlossen, nicht darüber zu reden.«
    »Es war sein Lieblingslied«, stellte Colon traurig fest. »Seine Tenorstimme klang wirklich gut.«
    »Ich bitte dich, Feldwebel…«
    »Er war ein guter Mann, unser Humpel«, murmelte Colon.
    »Wir konnten ihm nicht helfen«, behauptete Nobby mürrisch.
    »Vielleicht doch«, widersprach Colon. »Wenn wir schneller gelaufen wären…«
    »Was ist geschehen?« fragte Karotte.
    »Er starb in der Ausübigung seiner Pflicht«, verkündete Nobby.
    »Ich habe ihn
gewarnt«,
sagte Colon und trank einen großen Schluck aus der Flasche, die sie mitgenommen hatten, um die Nacht auf möglichst angenehme Weise zu verbringen. »Jawohl,
gewarnt
habe ich ihn. Lauf langsamer, lautete meine Warnung. Besser noch: Bleib stehen. Andernfalls bringst du dich nur in Schwierigkeiten. Ich weiß überhaupt nicht, warum er so
rannte.«
    »Ich gebe der Diebesgilde die Schuld«, brummte Nobby. »Wenn sie solche Leute auf den Straßen zuläßt…«
    »Wir sahen da einen Burschen, den wir nur eine Nacht zuvor bei einem Raubüberfall beobachteten«, erklärte Colon kummervoll. »Der Kerl stand direkt vor uns! Und Hauptmann Mumm, er sagte, kommt, den schnappen wir uns, tja, und dann liefen wir los. Es kommt allerdings darauf an, nicht zu schnell zu laufen, denn sonst erwischt man vielleicht jemanden. Und wenn man Halunken erwischt, ergeben sich häufig Probleme…«
    »Sie mögen es nicht, erwischt zu werden«, fügte Nobby hinzu. Donner grollte, und der Regen prasselte mit erneuertem Enthusiasmus.
    »Sie mögen es nicht«, bestätigte Colon. »Aber Humpel vergaß das. Er lief nicht nur, sondern
rannte
regelrecht,
stürmte
um die Ecke und… Nun, dort warteten einige Kumpel des Schurken…«
    »Eigentlich war’s sein Herz«, sagte Nobby.
    »Nun«, fuhr Colon fort, »wie dem auch sei. Er erwischte nicht etwa den Halunken, sondern es erwischte
ihn.
Hauptmann Mumm war sehr bestürzt. Wenn man in der Wache ist, sollte man nie schnell laufen, Junge«, sagte er ernst. »Man kann ein schneller oder ein alter Wächter sein, aber er ist unmöglich, ein schneller
und
alter Wächter zu werden. Armer alter Humpel.«
    »Das ist nicht richtig«, kommentierte Karotte.
    Colon setzte die Flasche an die Lippen und trank.
    »Aber es ist die bittere Wirklichkeit«, sagte er. Regen klatschte ihm auf den Helm und tropfte ihm übers Gesicht.
    »Trotzdem, es sollte nicht so sein«, überlegte Karotte laut.
    »Trotzdem, es
ist
so«, erwiderte Colon.

    E s gab noch jemanden in Ankh-Morpork, der Unbehagen empfand. Er war als Bibliothekar bekannt.
    Feldwebel Colon hatte ihm eine Dienstmarke gegeben. Er drehte sie nun in den großen sanften Händen hin und her; manchmal knabberte er daran.
    Ihn belastete keineswegs der Umstand, daß die Stadt plötzlich einen König hatte. Orang-Utans sind

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