Wachen! Wachen!
irgendwelche
Dinge
herangekrochen und drehen einen durch die Mangel.«
»Ja, aber das behaupten die
Zauberer«,
murmelte Bruder Wachturm nachdenklich. »Um ganz ehrlich zu sein – ich konnte sie noch nie ausstehen. Alle ihre Warnungen… Vielleicht wollen sie sich nur einen Vorteil sichern. Und was die Beschwörungen betrifft: Sobald man sie ausgesprochen hat, braucht man nur noch zu winken und so. Das kann eigentlich gar nicht so schwer sein.«
Die Brüder dachten darüber nach. Es klang durchaus vernünftig. Wenn
sie
etwas entdeckt hätten, das ihnen Vorteile bot, so wären sie bestimmt nicht bereit gewesen, es mit anderen zu teilen.
Der Oberste Größte Meister hielt die Zeit für reif.
»Dann sind wir uns also einig, Brüder? Ihr wollt versuchen, Magie einzusetzen?«
»Oh,
versuchen!«
platzte es erleichtert aus Bruder Stukkateur heraus. »Gegen
Versuche
habe ich nichts einzuwenden. Solange wir vermeiden, daß die Sache ernst wird…«
Der Oberste Größte Meister klappte das Buch zu.
»Ich meine echte Zauberformeln!« donnerte er. »Um Recht und Ordnung in die Stadt zu bringen! Um einen Drachen zu beschwören!«
Die Brüder wichen erschrocken zurück. »Und wenn es uns gelingt, einen Drachen hierherzuholen…«, sagte Bruder Pförtner nach einer Weile. »Dann erscheint der rechtmäßige König, einfach so?«
»Ja!« versicherte der Oberste Größte Meister.
»Das leuchtet mir ein«, verkündete Bruder Wachturm. »Ist doch logisch. Es liegt an der Bestimmung und den gnomischen Einflüssen des Schicksals.«
Die anderen Brüder zögerten, und dann nickten dunkle Kapuzen. Nur Bruder Stukkateur wirkte ein wenig besorgt.
»Nu-un«, brummte er, »es gerät doch nicht außer Kontrolle, oder?«
»Bruder Stukkateur, ich verspreche dir, daß wir jederzeit aufhören können«, sagte der Oberste Größte Meister glatt.
»Äh, na schön«, erwiderte der widerwillige Bruder. »Ein
Versuch
schadet sicher nicht. Könnten wir den Drachen lange genug hierbehalten, um zum Beispiel unterdrückende Gemüseläden niederzubrennen?«
Ah…
Der Oberste Größte Meister hatte gewonnen. Es würde wieder Drachen geben. Und einen König. Nicht wie die alten Könige. Einen König, der keine
eigenen
Entscheidungen traf.
»Das hängt vom Ausmaß eurer Hilfe ab«, fuhr der Oberste Größte Meister fort und wandte sich an die ganze Bruderschaft. »Zunächst einmal brauchen wir möglichst viele magische Gegenstände…«
Es war sicher keine gute Idee, den Brüdern zu zeigen, daß die eine Hälfte von de Malachits Buch aus Asche bestand. Vielleicht hätte Bruder Stukkateur das zum Anlaß genommen, erneut zu zweifeln.
Dies ist erst der Anfang,
dachte der Oberste Größte Meister.
Und niemand kann mich aufhalten.
Donner grollte…
E s heißt, die Götter spielen mit dem Leben der Menschen. Aber weiß jemand, um was es dabei geht, wer als Spielfigur eingesetzt wird und welche Regeln gelten?
Man sollte besser nicht darüber spekulieren.
Donner grollte…
Und würfelte eine Sechs.
M an wende nun die Aufmerksamkeit von den nassen Straßen Ankh-Morporks ab, blicke durch den Morgendunst der Scheibenwelt und beobachte einen jungen Mann. Er nähert sich der Stadt, offenbart dabei die ebenso direkte wie unschuldige Zielstrebigkeit eines Eisbergs, der in eine wichtige Schiffahrtslinie treibt.
Der junge Mann heißt Karotte. Er verdankt diesen Namen nicht etwa dem Haar, das sein Vater aus hygienischen Gründen immer ganz kurz geschnitten hat, sondern der Körperform.
Um eine derartige konische Gestalt zu bekommen, muß man gesund leben, einen herzhaften Appetit entwickeln und immerzu frische Bergluft atmen. Wenn der junge Mann die Schultermuskeln spannte, mußten erst andere Muskeln beiseite rücken, um Platz zu schaffen.
Zu seiner Ausrüstung gehört ein Schwert, das er unter mysteriösen Umständen erhielt. Unter
sehr
mysteriösen Umständen. Deshalb mag es überraschen, daß gewisse Erwartungen unerfüllt bleiben. Es ist nicht magisch. Es hat auch keinen Namen. Wenn man damit ausholt, hat man nicht das Gefühl, von okkulter Kraft durchströmt zu werden – man holt sich nur Blasen an den Händen. Man könnte die Waffe für ein so oft verwendetes Schwert halten, daß sie schließlich zur Quintessenz eines Schwertes wurde, zu einem langen Stück Metall mit scharfen Kanten. Hinzu kommt: Die Klinge ist keineswegs in eine Aura des Schicksals gehüllt. Ein einzigartiges Schwert, wahrhaftig.
D onner grollte.
In den Rinnsteinen
Weitere Kostenlose Bücher