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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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Vorschläge habe. Aber ich glaube, daß ich mit meinem Ansatz auf dem richtigen Weg bin. Ich bin ziemlich stolz, weil ich eine halbe Stunde mit Jake durchgestanden habe, ohne ihn mir alle fünf Minuten nackt vorzustellen – nur etwa alle acht Minuten, meiner Uhr zufolge. Das ist bereits eine gewaltige Verbesserung. Es ist ganz schön schwierig, ein so widerspenstiges Gehirn vom Sex abzulenken, wenn es im Gespräch um genau dieses heiße Thema geht.
     
    Das Wochenende der Hochzeit ist schneller da, als ich es je für möglich gehalten hätte. Erica überläßt mich nur sehr ungern meinem Schicksal. Sie ist schließlich doch gezwungen, Mutter in Berkshire zu besuchen. Sie strampelt, schreit und bettelt um Gnade, weil sie möglichst bald wieder freigelassen werden will.
    Der einzige Lichtblick in dem, was zweifelsohne eine der düstersten Erinnerungen meines Lebens sein wird, wenn ich als
inkontinente Oma auf dem Klostuhl hocken werde, ist das Wiederauftauchen des bezaubernden Guy. Am Vorabend kommt er für eine Hochzeitsprobe vorbei.
    Es ist ein bißchen so, als hätte ich mir für das Wochenende einen Michelangelo ausgeliehen. Ganz nach dem Motto: anschauen, aber auf gar keinen Fall anfassen.
    »Ich dachte immer, nur das glückliche Paar macht so etwas«, grummele ich und werfe Erdnüsse in meinen Mund und die Schalen in eine Schüssel.
    »Du brauchst eine Probe viel nötiger als sie. Denn sie gehen nach einem Drehplan vor, und du mußt frei improvisieren.« Emma kommt aus der Küche und bringt eine riesengroße Flasche eisgekühlten Frascati herein sowie vier Gläser, deren Stiele sie zwischen den Fingern eingeklemmt hat. »Wir wollen doch nicht, daß du Max auftischst, ihr hättet euch beim Känguruh-Trekking im Busch getroffen, während Guy behauptet, ihr wäret euch bei Häppchen und einer Flasche Schampus anläßlich eines Open-air-Konzerts von Pavarotti nähergekommen, oder?«
    »Wir müssen die Story so einfach wie möglich halten«, sage ich und nehme ihr die vier Gläser ab, bevor sie sie fallenläßt. »Sonst könnte es Schwierigkeiten geben.«
    »Na ja, wenn ihr euch einfach an die banalen Sachen haltet, also wo ihr euch getroffen habt, wie lange ihr zusammen seid und solche Dinge...«
    »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.«
    Ich habe Guy seit der Party nicht wiedergesehen. Emma hat ein paarmal mit ihm gesprochen, um sicherzugehen, daß er immer noch mit ihrem verrückten Plan einverstanden ist und mitspielen will. Anscheinend brennt er geradezu darauf, bei dieser Farce mitzumachen. Das ist ja sicher sehr schön. Aber der überwältigende Eindruck, der sich bei mir festgesetzt hat, war ein anderer. Der Versuch, ihm Fakten einzubleuen, ist etwa so erfolgreich
wie der Versuch, einen lebenden Fisch in feuchte Frischhaltefolie einzuwickeln.
    »Vielleicht sollten wir ihn anrufen und ihm sagen, daß er nicht zu kommen braucht. Ich kann das Gesicht wahren, indem ich einen kurzfristigen, tückischen Lepraanfall oder so etwas vortäusche. So muß ich nicht zu dieser verdammten Feier.«
    »Zu spät.« Emma grinst, als das unverwechselbare, heisere Röhren eines herrlichen Ferraris vor dem Haus erstirbt, gefolgt vom Klingeln an der Eingangstür.
    »Willst du ihn nicht hereinlassen?« fragt sie grinsend, amüsiert über mein Unbehagen.
    »Laß mich erst mal einen Blick rauswerfen. Wir wollen ja nicht, daß du mit dem Erstbesten bei Max’ Hochzeit aufläufst, oder?« Serena, deren Neugier Grad neun auf der Richterskala der Neugierde erreicht hat, schiebt mich beiseite und späht aus dem Fenster.
    »Wow!« Das Fenster beschlägt von ihrem Atem. »Tolles Auto. Tolles Gesicht. Toller Hintern. Wo habt ihr den her, so einen will ich auch! Der ist mehr als geeignet. Na, dann mal los, Mädel. Oh, und ich glaube, die hier wirst du brauchen.« Sie stopft mir eine Packung Kondome in die Tasche.
    »Was!« rufe ich entsetzt, so als ob sie mir gerade eine besonders schleimige Nacktschnecke in die Tasche gestopft hätte statt eines Dreierpacks. »Ich gehe zu einer Hochzeit, nicht zu einer Orgie!«
    »Na und?«
    »Ich wußte nicht, daß ich dann auch... na ja, du weißt schon, daß ich dann auch mit Guy...? Ich dachte, wir tun nur so als ob?«
    »Wir denken wie die Kerle, vergiß das nicht. Wenn die Gelegenheit, in diesem Fall also Guy, auftaucht, dann bist du vorbereitet, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich sein will.«
    »Entschuldige bitte.« Mit einer schnellen Bewegung

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