Wachgeküßt
sie nicht stattfinden. Habe ich aber nicht.
Ich mache mir immer noch Sorgen über meine Zusammenarbeit mit Jake. Ich dachte, ich wäre inzwischen darüber hinweg, aber jedesmal, wenn ich ihn sehe, tauchen vor meinem inneren Auge wieder Bilder davon auf, wie er und ich nackt bumsen.
Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht mehr wirklich weiß, was ich vom Leben erwarte... Ach, zum Teufel! Das einzige, was ich in diesem Moment sicher weiß, ist, daß ich nicht hier sein will.
Ich trinke meinen letzten Wodka-Cola aus und gehe nach Hause.
Emma schwankt am nächsten Morgen um acht Uhr herein. Sie ist immer noch betrunken und irgendwie feucht, so als hätte sie gerade schnell geduscht. Sie trägt ihr durchsichtiges Top seitenverkehrt, der Schlüpfer steckt in der Tasche ihrer Wildlederjeans.
Ich sitze am Küchentisch, zusammen mit einer Tasse Kaffee, einer Schüssel aufgeweichter Corn-flakes und meinen Komplexen.
Sie grinst mich verschlafen an und fängt vor Anstrengung, die Augen offenzuhalten, fast an zu schielen. Sie öffnet den Küchenschrank, holt sich anstelle eines Frühstücks eine Packung Chips, setzt einen Kreidestrich neben ihren Namen und taumelt dann in ihr Zimmer, um den Rest des Tages zu schlafen.
Rechtzeitig zum Ausgehen taucht sie wieder auf.
Ich beschließe, eine Auszeit zu nehmen. Die erste Samstagnacht seit Ewigkeiten allein zu Hause. Zeit zum Ausspannen und zum Erholen.
Das Highlight des Abends: Ich schalte die Krankenhausserie Casualty ein und entdecke, daß Max darin mitspielt. Man mag sich fragen, warum es mich so sehr freut, meine Nemesis leibhaftig und in Farbe im Fernsehen zu sehen, wo doch allein der
Gedanke an ihn üblicherweise schon ein Grund zum Griff nach der Wodkaflasche ist. Aber so habe ich das Vergnügen zu sehen, wie er blutüberströmt und ohnmächtig, dem Tode nahe, ins Krankenhaus gekarrt wird, nachdem er einen ziemlich üblen Unfall hatte. Ich bin richtig begeistert.
»Ja!« schreie ich und halte triumphierend einen Daumen nach oben, als er an einen Monitor angeschlossen wird und prompt der Herzstillstand eintritt.
Dummerweise attackiert Arzt Charlie seine Brust mit einem Defibrillator, versetzt seinen Lungen einen gewaltigen Stromschlag, und die Linie schlägt wieder aus.
»Buuuuh!« gröle ich und werfe ein zusammengeknülltes Papier nach der Mattscheibe.
Zehn Minuten und eine Reihe von Notfällen später sind wir zurück bei Max. Er liegt in einem Bett auf der Intensivstation, angeschlossen an eine ganze Reihe von Schläuchen. Alles blinkt und piepst.
»Es sieht nicht gut aus«, sagt der wahnsinnig süße schottische Doktor, Tränen in den schönen, sanften Augen. »Es scheint vielleicht so, als wäre er am Leben, aber sein Gehirn ist klinisch tot.«
»Als ob ich das nicht längst wüßte!« höhne ich gegenüber dem Bildschirm. Das ist die beste Leistung, die ich je von Max gesehen habe. Sie ist so lebensnah!
»Aber wir können nicht einfach alles abschalten, er ist doch ein Mensch, keine Maschine!« schluchzt ein Schmierenkomödiant in sein Taschentuch.
Das beweist nur, wie wenig du ihn kennst, Freundchen! Zeigt mir, wo und wie, ich schalt ihn gerne ab, den Arsch.
Eine Schwester schlägt versuchsweise eine Organtransplantation vor.
»Versucht bloß nicht, sein Hirn, sein Herz oder seinen Schwanz zu ersetzen«, schnauze ich und beiße in meinen dritten Cadbury-Schokoriegel. »Keins von den Teilen funktioniert richtig!«
Heute nachmittag mußte ich zu Jake ins Büro, um mit ihm über meine Reportage zu sprechen. Ich habe ihm die Notizen gezeigt, die ich über Serenas Aufreißtechniken gemacht hatte. Und das wenige, was ich über raubtierartige, gefährliche Karrierefrauen weiß, die die Dreißig überschritten haben und alles, was in Designerhosen rumläuft, als potentiellen Samenspender ansehen. (Ich hoffe nur, daß Erica zurück in NY ist, bevor das hier veröffentlicht wird!) Was ich hatte, schien ihm zu gefallen. Er hat mir gesagt, daß ich großes Talent zum Schreiben hätte. Buchhändler, macht schon mal Platz auf euren Regalen! Hab’s dieses Mal sogar geschafft, ihm ins Gesicht zu sehen, und nicht nur auf meine Füße oder seinen Hintern!
Ich fühle mich jetzt in seiner Nähe nicht mehr ganz so unbehaglich. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er keine schlafenden Hunde wecken will. Er ermutigt mich, das ist wirklich nett. Er hat sich für alle meine Vorschläge interessiert, ganz anders als Rodney! Und er wollte wissen, ob ich noch weitere
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